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plaudernwährendlesen

Sonntag, 7. März 2010

erste Verbindungen

Seite 134. So langsam zeigen sich Verbindungen zwischen den anfangs disparat erscheinenden Geschichten. Zwei Handlungsstränge treten dabei in den Vordergrund: Hal und sein Alltag im Tennis-Internat ETA (Enfield Tennis Academy) und die Konversation zwischen Marathe, einem Angehörigen einer terroristischen Rollstuhleinheit, die gegen die Annektierung Kanadas durch die USA (?) vorgeht, und Steeply, dem Angehörigen einer US-Einheit, der Marathes Kontaktmann ist, da Marathe als Doppel- oder Triple- oder Quadrupel-Agent fungiert.

Dazwischen gibt es kurze oder längere Kapitel, die zwar eigenständig sind, aber sich mit Einzelheiten auf die Bereiche Verbotene Substanzen und Kanadischen Terrorismus beziehen. Da gibt es z.B. den Drogensüchtigen, der versehentlich bei einem Raubüberfall einen kanadischen Funktionär umbringt, der als Koordinator zwischen den unterschiedlichen Seperatistengruppierungen dient; oder die depressive Kate, die ihr Drogen bei dem Typen mit den Schlangen im Tank kauft, der auch schon in der Geschichte mit Erdedy. Schließlich wird in der Unterhaltung zwischen Marathe und Steeply das Video erwähnt, das mittlerweile nicht nur dem arabischen Attaché sondern auch seiner Frau und diversen anderen Personen, die aufgetaucht sind, ins Gehirn gekrochen ist, und bei dem es sich anscheinend um eine Art Geheimwaffe handelt. Es bleibt also kompliziert.

Hochinteressant ist die Unterhaltung Gerhardt Schtitts, dem Sport-Direktor von Enfield, und Hals jüngerem Bruder Mario, der anscheinend eine Art von körperlicher Behinderung aufweist, weswegen er keine Sport-Karriere beginnt wie Hal oder Orin. Schtitt ist Österreicher oder Deutscher, wobei ich den leisen Verdacht hege, dass Wallace diesbezüglich keinen großen Unterschied macht. Schtitt spricht über die unendliche Expansion nach Innen, die Tennis ist, bei dem der eigentliche Gegner man selbst ist, wobei dieser selbstzerstörerische Kampf paradoxerweise lebenserhaltend ist.

Sonntag, 21. Februar 2010

infinite jest: Einsamkeit und Routine

Ich bin noch nicht viel weiter, aber gestern, auf dem Weg zu einer Verabredung in einem japanischen Restaurant, vorbei am dunklen Uni-Park, habe ich überlegt, was für mich denn Erholung bedeutet. Dabei ist mir etwas aufgegangen, was alle bisher im Buch beschriebenen Erholungspraktiken, und auch meine eigene, gemeinsam haben: sie werden in Einsamkeit zelebriert.

Wollen wir niemanden in der Nähe haben, wenn wir uns erholen? Bedeutet die Anwesenheit von Anderen bereits zusätzlichen Stress? Hat es etwas mit der Liebe zur Heimlichkeit zu tun, die z.B. Hal beschreibt, der in diesem abgeschiedenen, nur durch Kriechgänge zugänglichen Pumpenraum dope raucht und dem die Verborgenheit mindestens genauso wichtig ist, wie das Rauchen selbst? Die Abgeschiedenheit, die Erdedy sucht, hat schon fast zwanghafte Züge und besteht in einem komplexen Programm zur Vorbereitung und dem eher brüsken Abwiegeln jeglicher Kontaktaufnahmen. Ist sein Problem wirklich die Sucht nach Marijuhana oder ist es eher die Sucht nach der totalen Einsamkeit, nach dem Herausfallen aus der täglichen Routine, dem Verschwinden? Auch hier scheint die Vorbereitung und das sich-Verschließen mindestens genauso wichtig zu sein, wie die chemischen Substanzen, die eingenommen werden. Der medical attaché zeigt ebenfalls diese Parallelen von Erholung und völligem Rückzug auf, die hier mit der Unsichtbarkeit seiner Frau betont werden.

Was neben der Einsamkeit ebenfalls bedeutsam zu sein scheint, ist eine gewisse Routine, die besser mit dem Begriff Zeremonie beschrieben werden kann: die Vorbereitungen Erdedys, das Aufsuchen des Verstecks zu einer bestimmten Tageszeit von Hal (der den Winter hasst, da das Versteck hier unzugänglich, und damit die Routine durchbrochen wird) das Essen vor dem Fernseher und das verlässliche Bereitstehen sowie der Konsum diverser Videokassetten vom Attaché. Man selbst kennt solche Bruchstücke von Zeremonien, wie z.B. der Keks oder die Schokolade zu Tee oder Kaffee, die möglichst zur immer gleichen Tageszeit eingenommen werden und allein durch dieses Gleichbleibende und die damit verbundene Verlässlichkeit schon irgendwie erholsam sind.

Samstag, 20. Februar 2010

teildesganzen liest infinite jest

Neben mir liegt dieses Monstrum von Buch mit 1000 eng beschriebenen Seiten und einem Englisch, das ich so nicht in der Schule gelernt habe. Ich bin gerade auf Seite 54 und um mich zu motivieren, das Ding tatsächlich zu beenden, werde ich meinen Fortschritt hier im Blog dokumentieren. Die Idee ist sicherlich geklaut (sh. den blog wilde-leser) aber gleichzeitig auch ziemlich gut. Der Unterschied zu den ganzen Profi-Literaturwissenschaftler-Leseblogs ist natürlich der, dass ich überhaupt keine Ahnung von LitWi habe und eigentlich nur gerne lese. Also sind das hier eher unwissenschaftliche Leserfortschrittsblogeinträge eines passionierten Unterhaltungslesers.

Mein erster Eindruck: ich lese es im Original, und das ist tatsächlich nicht gerade einfach. Ich lese Bücher von anglo-amerikanischen Autoren eigentlich immer im Original, aber man merkt hier sehr deutlich, dass mit Wallace ein echter Sprachkünstler am Werk ist, der gerne seine eigenen Wortschöpfungen benutzt. Inhaltlich handelt es sich bisher um Berichte oder Ich-Erzählungen einzelner Protagonisten, wobei der Focus, falls es den denn gibt, auf Hal liegt, einem äußerst talentierten Tennisspieler, der jetzt ca. 17 Jahre alt ist und eine leicht psychopatische Familie hat. Daneben werden andere Figuren eingeführt, die vermutlich alle wieder auftauchen.

Thema des Buches? Dem Klappentext zufolge: diverse Arten von Unterhaltung bzw. was Individuen darunter verstehen. Man sieht, ich bin völlig unbelastet (in anderen Worten: blauäugig) an dieses Buch herangegangen und lasse mich einfach mal überraschen.

Noch ein Eindruck: die Charaktere und ihre Situationen, die seitenweise beschrieben werden, auch wenn noch so wenig passiert, hinterlassen nichtsdestotrotz einen gewissen, recht starken, Eindruck und auch wenn das Lesen manchmal zäh ist, war es noch nicht wirklich langweilig.

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