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Montag, 10. Mai 2004

muttertag

ich bin seit einer Woche von Schuldgefühlen zerfressen, weil ich Muttertag nicht nach hause fahren werde, fahre, gefahren bin. Meine Begründung: zu viel Arbeit, meine Mutter sehr verständnisvoll, was die Sache nicht besser macht. Man glaubt immer einen traurigen Unterton herauszuhören, wenn Mütter sagen: Mach dir keinen Stress. Ich hätte mich zwar gefreut, aber wenn es nicht geht, ... . Meine Strafe: versuche doch mal einer, Sonntag abend einen Tisch beim Griechen zu bekommen, wenn Muttertag ist. Das Grinsen der Kellner sagt alles, wenn man auf die Frage, ob man reserviert hat, vorsichtig den Kopf schüttelt. Aus dem ersten Restaurant sind wir sofort freundlich entlassen worden, im zweiten fand man noch einen winzigen Zweiertisch an der Wand. Ab diesem Moment waren wir dem Muttertagswahn ausgesetzt, wir, eine unverheiratete, kinderlose, eheähnliche Gemeinschaft, inmitten von Musterfamilien – nette Kinder, motivierte Mütter und sprechende Väter. Kaum zu glauben, aber manche Väter fangen an zu socialisen, wenn sie in Restaurants sitzen, zumindest, bis das Essen auf dem Tisch steht, danach beschränkt es sich meist auf kannichnochnkölschhabenchef. Die Vermutung kommt auf, daß sich der Muttertagsmassenwahn auf griechische Restaurants konzentriert, weil ja die Väter die Restaurants aussuchen – Überraschung, Mutti – und kein Vater geht freiwillig zum Chinesen. Vielleicht wäre das gestern die bessere Wahl gewesen, aber wie gesagt, Strafe muß sein und damit sind meine Schuldgefühle jetzt auch abgebüßt und nächstes Jahr fahre ich bestimmt, ... .

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