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Mittwoch, 25. Mai 2005

Coralie Clement in Köln

Das Konzert wurde ins Gebäude 9 verlegt, was vermutlich durch den Kartenverkauf bedingt war. Gebäude 9 war jedoch einigermaßen gefüllt, und die Leute, die gekommen sind, durften an einem sehr unterhaltsamen Abend teilnehmen. Die Vorband, Katie Hoff (?), stellte sich als Unterhaltungskünstlerin mit Begleitung heraus, die z.T. recht schräge Texte mit Bossa-Nova und Swing gaben, aber auch nicht vor ungarischen Volksmusikrythmen zurückschreckten. Das war seltsamerweise richtig gut, und der Applaus war nicht nur reine Höflichkeit. Coralie Clement selbst wirkt auf der Bühne viel jünger, als es beim Hören der CD´s scheint, sie ist eine Ecke lockerer geworden, als bei ihrem Auftritt im Stadtgarten letztes Jahr, und vielleicht kann sie sogar etwas besser singen. Die Band wirkt insgesamt recht relaxed, sie machen Scherze und wirken wie ein gutes Team. Gespielt wird hauptsächlich die neue CD, aber auch Stücke von Salle de pas perdues, außerdem wieder das Biolay Cover, Billy-Bob a raison, dass auch schon letztes Jahr geboten wurde, nur diesmal etwas angerockter. Überhaupt ist die Zeit der Akkustikgitarren eingeschränkt, und die Zeit für den Barhocker auch, die Musik ist anders und CC auch irgendwie, und vielleicht gefällt ihr die neue Richtung besser. Die Chemie stimmt auch zwischen CC und Publikum, und als Zugabe schafft sie es sogar, mit Hilfe eines schnell rekrutierten Übersetzers aus dem Publikum, die Leute zum Singen zu bekommen. Am Ende hat man das Gefühl, auf einer netten Privatparty gewesen zu sein, und die CD bin ich tatsächlich immer noch nicht leid.

Brandom in Essen

Jetzt komme ich doch noch dazu, über die Veranstaltung letzte Woche Mittwoch zu berichten, als Robert Brandom einen Vortrag an der Essener Uni gehalten hat. Der Raum war viel zu klein, und ich war viel zu spät, so dass ich nur noch einen Platz auf der Treppe bekommen habe, was auch irgendwie interessant war, ich musste noch nie in einem Hörsaal wegen Überfüllung auf der Treppe sitzen. Aber gut, der Hörsaal war wirklich klein. Ist Robert Brandom außerhalb der Philosophie bekannt? Keine Ahnung, aber er ist mit Sicherheit einer der aktuellen Philosophen, die wichtig sind, in dem Sinne, dass sie diskussionswürdig und –notwendig sind. Interessant und (meist) angenehm in der Philosphie ist die Tatsache, dass es keine Helden gibt. Jemand, der sich profilliert, wird kein Gegenstand der Bewunderung – sondern ein würdiger Gegner. Demgemäß wurden auch in der Diskussion eher kritische Rückfragen gestellt, die Brandom locker und souverän beantwortete. Er wirkt unaufdringlich, seine Stimme ist eher leise als laut, aber gut verständlich. Er zeigt sich zurückhaltend und höflich, humorvoll, aber meist ernst. Der Vortrag war über Kant, Kantian Lessons, der Versuch einer Interpretation der Merkmale Kants Philosohie, die Brandom für entscheidend hält, und für aktuell. Die Vorlesung ist ganz in der Richtung, die Brandom mit dem Buch Tales of a mighty dead einschlägt, eine Rückbesinnung auf die Tradition, auf die er aufbaut, und die auch Kant und Hegel einschließt. So wird es demnächst ein Hegel-Buch von Brandom geben, und wenn das nur halb so gut ist, wie das von Charles Taylor, dann ist das doch ein Gewinn für die Community.

I am Kloot

der Prime Club ist voll, als I am Kloot auf die Bühne kommen und mit den Worten beginnen: this song is about fucking – and desaster. Eine gute Umschreibung für all ihre songs, in denen es oft um Beziehungen geht, und genauso oft um die Tatsache, dass das Leben tendenziell scheiße ist, aber man es mit einer gewissen Portion Fatalismus und Ironie überstehen kann. I am Kloot bewegen sich zwischen unterschiedlichen Stilen, aber der melancholische Grundton bleibt, zusammen mit einer Art Realismus, der auch durch die lyrischen Texte durchscheint.

Irgendwie dachte ich immer, I am Kloot kommen aus Belgien, nicht nur wegen des Namens J, sondern vor allem auch, weil sie an Deus erinnern, was diese Stimmung angeht. Ein oder zwei Leute sind mit „Grand Hotel Van Cleef“ T´s aufgetaucht, oder mit Kettkar-Logos, passt auch irgendwie. I am Kloot gehören mit zu diesen Bands, die das Lebensgefühl der Ende20-Mitte30-Jährigen formulieren, diese seltsame Generation, die keine echte Tradition hat, die sie aufgreifen kann, die wenig Ziele hat und nicht an Sinn glaubt, was sie nicht davon abhält, oft darüber nachzudenken. Die realistisch sind, und das irgendwie schade finden.

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