Männer und Freudezeigen
Nach Weihnachten hört man immer wieder Bemerkungen aus dem Bekanntenkreis wie: ich schenke dem nie wieder was, der freut sich da gar nicht
drüber, oder: ist doch egal was ich dem schenke, gefällt dem eh nicht. Ich glaube, dass mit dem "nicht genug freuen" ist ein Männer-Frauen-Problem. Wenn man Freund/Bruder/Vater etwas schenkt, dann verziehen sie keine Miene, drehen das Geschenk ein paar Mal hin und her, nehmen die Verpackung noch mal in die Hand und murmeln dann "danke". Später erfährt
man, dass sich Freund/Bruder/Vater täglich und stundenlang mit dem Geschenk beschäftigt, also liegt es nicht (immer) hauptsächlich daran, dass männliche
Beschenkte (kurz MB) nichts mit dem Geschenk anfangen können. Weiblicher Schenker (kurz WS) wartet tatsächlich auch nicht auf verbale Glücksausdrücke, sondern auf mimische Anzeichen von Freude: leuchtende Augen, spontanes Lächeln, überraschtes Luftholen. MB besitzen (genetisch bedingt? Evolutionsbiologisch begründet?) jedoch nicht die mimischen Fähigkeiten für Ausdrücke solcher Art. Es entsteht folgendes gender-related-Problem: Geschenke von WS sind generell an psychologische Motive gekoppelt: die positive Akzeptanz von Geschenken (mimischer
Ausdruck) durch MB wird von WS mit dem Gefühl der persönlichen Aufwertung in der Beziehung WS - MB verbunden. Dagegen sind Geschenke für MB nur an
pragmatische Überlegungen gekoppelt: kann ich gebrauchen oder nicht, wobei keinerlei Rückbezug positiver oder negativer Art auf WS vorgenommen wird - was WS aber in der Regel nicht weiß. WS fühlt sich persönlich beleidigt, weil MB nicht vor Freude weint, was er nicht kann und wofür er auch keinen Anlass sieht, weil er das Geschenk ja gebrauchen kann, also ist doch eigentlich alles gut, ... . Für dieses Problem wird es leider nie eine adäquate Lösung geben, auch wenn Frauen sich dieses Dilemmas eigentlich bewusst sind (sind ja nicht blöd), aber sie können genauso wenig aus ihrer Haut, wie Männer dieselbe zu einem post-Geschenke-Lächeln verziehen.