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Never let me go + Die Insel

Als wir gestern den Film "Die Insel" auf DVD geguckt haben, ist mir eingefallen, dass ich noch gar nicht über das Buch "Never let me go" von Kazuo Ishiguro gebloggt habe. Die Thematik ist sehr ähnlich, aber die Realisierung völlig unterschiedlich. Es geht um die Züchtung von Klonen als Organ-Ersatzteillager für kranke Menschen.

Sowohl in "Die Insel" als auch in "Never let me go" geht es dabei zum einen um die Darstellung der Menschlichkeit von Klonen, um die Tatsache, dass sie ein Bewusstsein haben, dass sie Gefühle haben, dass sie ebenso viel Wert sind, wie normalgeborene Menschen. Never let me go ist aus der Sicht eines weiblichen Klons namens Kathy erzählt und wie bei der Insel erfährt man erst später, dass es sich bei kathy um ein menschliches Ersatzteillager handelt. Vorher ahnt man aus Andeutungen, dass die Jugenderinnerungen, die die 30jährige Kathy erzählt, nicht nur die üblichen Internatserinnerungen sind, sondern dass irgendetwas nicht stimmt. Wenn man erfährt, was es ist, ist man geschockt, und zwar weitaus mehr, als bei der "Insel". Kathy, ihre Freundin Ruth und ihr Freund Tommy sind im Vergleich zu Menschen zugleich anders und sehr ähnlich. Was sie anders macht, ist ähnlich wie im Film "Insel", eine gewisse Unschuld, eine Kindlichkeit und ein Denken, dass in die Tiefe, aber nicht in die Weite geht. Die Welt in "Never let me go" ist sehr klein, wenn auch ihr Horizont nicht eng ist, weil sie künstlerisch, literarisch und philosophisch gebildet werden. Aber ihre Gemeinschaft ist nur auf die wenigen Klone beschränkt, die mit ihnen zusammen in dem Internat leben, zuzüglich der Betreuerinnen. Diese Gemeinschaft ist eng, wie bei einer Familie, die sie nie hatten. Die Beziehung zu Menschen wird wenig thematisiert und erscheint eher im Zusammenhang mit einer abgrenzenden Selbstdefinition der Klone.

Der große Unterschied zwischen "Never let me go" und der "Insel" ist die Tatsache, dass Kathy und ihre Freunde früh erfahren, was für ein Schicksal sie erwartet - und dass sie nichts dagegen tun. Sie träumen davon ein normales Leben zu führen, sie träumen von einer Zukunft und davon, dass die Spenden, die zu ihrem Tod führen, aufgeschoben werden. Das ist alles. Sie begehren nicht auf, wie in der Insel, sie versuchen nicht zu fliehen oder das System zu zerstören, dass sie hervorgebracht hat. Sie fügen sich in ihr Schicksal, dass für sie unvermeidlich ist, sie fügen sich in ihre Aufgabe, in diesen Sinn, der ihnen gegeben wurde. Sie stellen zwar Fragen, sie sind auch in gewisser Weise neugierig, der Defekt, der in der "Insel" zum Zusammenbruch des Klon-Systems geführt hat, aber diese Neugier hat keine Auswirkungen. Kathy ist müde, sie hat viele Jahre als Pfleger für Spender gearbeitet, länger als andere, und sie wird bald selbst ein Spender. Sie freut sich irgendwie auf die Zeit, die ihr noch bleibt, und plant, wie sie sie verbringen wird.

Man fragt sich als Leser oft, warum die Klone nicht fliehen, und spürt, dass das Buch nicht mehr loslässt, das man darüber nachdenkt, ob Klone anders sind, ob es gerechtfertigt ist, ihnen jede Menschenwürde abzusprechen. Das schreckliche ist der Moment, an dem man merkt, dass es vielleicht gar nicht darum geht, ob Klone anders sind, sondern darum, ob wir nicht Kathy und ihren Freunden eher sehr ähnlich sind. Ob wir nicht genauso leben wie sie, mit unseren Träumen, die wir nicht verwirklichen, weil wir unsere Realität, die in bestimmten Rahmen verläuft, akzeptieren, ohne sie groß zu hinterfragen oder sie ändern zu wollen. Der Film "Die Insel" stösst diese Fragen nicht an, weil uns hier vorgelebt wird, dass man über sich hinauswachsen kann, dass man mehr sein kann, als man ist. Das Buch dagegen impliziert diese Frage, und sie wirkt wie ein Schlag in die Magengrube. Abgesehen von der Frage, ob man menschlich geboren ist oder nicht, besteht das Menschlichsein darin, dass man Möglichkeiten hat, dass man wählen kann, dass man frei ist. Kathy und ihre Freunde haben nicht so viele Möglichkeiten, aber sie könnten sie durch eine Entscheidung vielleicht vermehren. Das sie das nicht tun wirft die Frage auf, ob wir das tun.

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