Trunk Music; Michael Connelly

Ein Polizisten-Krimi. Los Angeles. Ein erfahrener, harter Detective, der seinen Pappenheimer kennt. Der sich mit dem FBI anlegt, mit anderen Abteilungen, oder einfach mit jedem, der ihm an den Karren pissen will. Der keine Angst vor Konsequenzen hat. Der keinem traut. Der sich nicht bestechen lässt und auch nicht auf den Glitter von Hollywood hereinfällt.
Hört sich an wie ein altbekanntes Klischee? Ist es. Harry Bosch ist der Protagonist einer Reihe von Krimis von Michael Connelly und er scheint in seinem Serienleben schon so einiges mitgemacht zu haben. Für mich war es die erste Lektüre und trotz allem habe ich mich gut unterhalten gefühlt.
Der Plot twistet hin und her. Er ist kompliziert, aber nicht so kompliziert, dass man den Faden verliert. Man hat zumindest immer das Gefühl, auf gleicher Höhe mit dem Team zu sein, zu dem neben Bosch die schwarze Karriere-Frau Kizmin Rider und der erfahrene Altbulle Jerry Edgar. Ein Typ wird tot in einem Kofferraum gefunden, die Art und Weise deutet auf Mafia hin; dazu kommt, dass es ein Billig-Porno-Produzent ist, und im Laufe der Zeit deutet alles darauf hin, dass hier Geld für die Mafia gewaschen wurde. Allerdings ist das nicht die einzige Richtung, in die ermittelt werden kann, und am Ende kommt eigentlich doch alles anders, als man denkt.
Die Ermittlung wird detailreich beschrieben, manchmal kommt man sich vor, als würde man eine CSI-Folge lesen. Daneben wird der Polizeialltag beschrieben, realistisch, unromantisch, und ohne große Illusionen zu beschwören. Harry Bosch macht Fehler, trifft manchmal falsche Entscheidungen, ist in bestimmten Dingen subjektiv. Und genau dieses Moment macht den Krimi meiner Meinung nach auch lesenswert. Auch wenn die Noir-Reminiszens deutlich ist, wird Bosch nicht unbedingt zum tragischen Helden. Er ist einfach ein Rädchen im Getriebe, jemand der versucht, seine Arbeit richtig zu machen. Jemand, der sich aus Gründen, die vielleicht in den früheren Folgen näher beschrieben wurden, für die LAPD-Mordkommission entschieden hat und versucht, das Beste daraus zu machen. Wenn das heroisch ist, meinetwegen. Langweilig ist es jedenfalls nicht.
Der Leser erlebt alles aus der Perspektive von Bosch, nimmt an seinen Überlegungen teil, an den Gedanken über die Kollegen, an seinen Zweifeln und manchmal auch an seinen Ängsten. Bosch ist down to earth, er weiß, was er erwarten kann und womit er rechnen muss. So geht es auch dem Leser mit Bosch – allerdings lässt Bosch auch manchmal ein irrationales Moment aufblitzen, das teilweise in Gewalttätigkeit resultiert. Die Irritation des Lesers hält sich allerdings so in Grenzen, das Vertrauen in Bosch und seine stabile Seelenlage bleibt betonfest.
Natürlich kann ich nicht sagen, wie sich Bosch in den früheren Krimis so geführt hat, und ob die Features, die ich in „Trunk Music“ interessant fand, auch dort eine wesentliche Rolle gespielt haben. Vermutlich werde ich auch nie ein großer Harry-Bosch-Fan. Aber dieses Buch bietet eine unterhaltsame Lektüre, während der der Leser den Eindruck bekommt, dass Michael Connelly als Autor genauso integer und solide ist, wie Bosch als Detective. Aus diesem Grund ist der Stil manchmal etwas hölzern, was aber durchaus zum Krimi passt. Wahrscheinlich wären poetische Ausflüge hier auch fehl am Platz.
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teildesganzen - 3. Okt, 18:44