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Gisa Klönne

unterdemeis waldistschweigen

Von Gisa Klönne habe ich jetzt den zweiten Band gelesen. Nach "Der Wald ist Schweigen" folgte vor kurzem "Unter dem Eis". Eine deutsche Krimiautorin. Es war mehr so etwas wie ein Experiment, denn ohne es zu beschönigen, ich präferiere nicht-deutsche Krimiautoren, egal ob aus England, USA, Frankreich oder Spanien. Hauptsache nicht Deutschland. Warum schwebt über deutschen Krimiautoren dieses Vorurteil von Langeweile oder klinischer Konstruktion? Oder bilde ich mir das nur ein? Ein Vorurteil?

Hauptmotiv für die Wahl von Gisa Klönne war jedoch der seltsame Wunsch mal wieder etwas in deutscher Sprache zu lesen, was heißen soll, einen Krimi in deutscher Sprache, der nicht übersetzt, sondern von Anfang an in deutscher Sprache formuliert wurde. Und es sollte nicht unbedingt Schätzing sein, den ich bisher erfolgreich ignoriert habe. Kurzes Probelesen in der Buchhandlung meines Vertrauens lenkte mich zu "Der Wald ist Schweigen" und damit sollte es so sein.

"Der Wald ist Schweigen" ist dem Vorurteil gemäß ein typisch deutscher Krimi. Der Fall ist nicht besonders spektakulär und könnte auch in jedem Tatort verhackstückt werden. Eine Leiche wird in einem Hochsitz im Bergischen Land gefunden, es gibt Verdächtige aus verschiedenen Bereichen, es gibt außereheliche Verhältnisse, falsche Fährten und ein Mörder, der sich auch dem Krimileserlaien bereits früh erschließt. Nein, der Fall an sich war es nicht, der mich auch den Folgeband hat lesen lassen.

Es sind die Figuren, aber auch Gisa Klönnes Art zu schreiben. Zuerst die Hauptfigur, eine Komissarin, die mal zur ersten Garde gehörte, sich aber durch einen unbewältigtes Erlebnis selbst ins Abseits geschossen hat. Judith Krieger ist eine zerissene Persönlichkeit, die wir durch die Augen eines rookies, Manfred Korzilius, kennen lernen, der jung, ehrgeizig, idealistisch, rational ist. Er verfolgt die ihm aufgezwungene Partnerschaft mit Krieger misstrauisch und bewundernd zugleich, hat Angst, von ihr in den Abgrund gerissen zu werden, aber ist auch bereit, sich von ihr mitreißen zu lassen. Und der Leser kann das nachvollziehen. Irgendwann beginnt man, mit der Krieger mitzuleiden, zu hoffen, dass sie es packt. Man erlebt die tour de force mit, durch die sich Judith Krieger kämpft, beobachtet mit der Besorgnis des geneigten Lesers, wie sie zurück in den Sumpf gezogen wird, und hofft auf die wenigen Erfolgserlebnisse wie auf ein strahlendes Comeback. Das am Ende dieses Comeback nicht wie selbstverständlich folgt, ist eine der Stärken des Krimis.

Im zweiten Band bleibt diese Verbundenheit mit der Protagonistin. Judith Krieger wird mit einem Erlebnis aus ihrer Jugend konfrontiert, einem Erlebnis, das so normal und alltäglich ist, das es vermutlich jeder nachvollziehen kann bzw. die meißten es bereits aus der einen oder anderen Perspektive erlebt haben. Ein Erlebnis, das bei vermutlich jedem eigene und ganz persönliche Erinnerungen weckt. Es ist in Bezug auf den Plot eines Romans aber auch ein Erlebnis, das einen Riss erzeugen kann, der in manchem Fällen im Laufe der Zeit immer tiefer wird und manchmal in einer Katastrophe endet. "Unter dem Eis" verbindet zwei Fälle, die nichts miteinander zu tun haben, auf subtile Weise durch ein übergeordnetes Thema und schlägt so die Brücke von der Vergangenheit zur Gegenwart, von Judith zu Manni, vom Erwachsenen zum Kind. Manche Dinge ändern sich eben nicht und manchmal ist diese Erkenntnis erschreckend. Korzilius erlebt dabei sein eigenes Trauma, was die Figur aus dem rookie-Klischee des ersten Bandes entlässt. Die Figur bekommt in diesem Band Ecken und Kanten, erste Spuren für die Bildung einer Persönlichkeit.

Auch das Geschehen selbst ist im zweiten Band gelungener, weil facettenreicher und origineller. Das schwierige Thema eines Kindermordes im zweiten Band wird ohne Pathos, aber mit viel Empathie beschrieben. Hin und wieder kann auch Klönne hier Klischees nicht vermeiden, aber auch das Leben ist manchmal voller Klischees.

Die Sprache ist in beiden Krimis emotional, bildreich, voller Assoziationen. Die Formulierungen regen die Phantasie an, sind eindringlich und machmal fast poetisch. Die Figuren sind liebevoll und realistisch gezeichnet, der Ausdruck ihres Denkens und Fühlens passt zu den dargestellten Typen.

Habe ich übrigens erwähnt, dass die Romane in und um Köln herum spielen? Regionalkrimis sind ein schwieriges Thema und machen manchmal einen Krimi eher kaputt als dass sie ihm nützen. Hier ist es aber eher so, dass der Rheinländer sich freut, wenn er etwas wieder erkennt und dem Rest der Leserschaft der Bezug zu Köln eher egal sein kann. Die Krimis funktionieren auch ohne expliziten Regionalbezug sehr gut.

Der dritte Band heißt "Nacht ohne Schatten" und wird sicher auch demnächst in meinem Bücherregal stehen.
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