Brandom in Essen
Jetzt komme ich doch noch dazu, über die Veranstaltung letzte Woche Mittwoch zu berichten, als Robert Brandom einen Vortrag an der Essener Uni gehalten hat. Der Raum war viel zu klein, und ich war viel zu spät, so dass ich nur noch einen Platz auf der Treppe bekommen habe, was auch irgendwie interessant war, ich musste noch nie in einem Hörsaal wegen Überfüllung auf der Treppe sitzen. Aber gut, der Hörsaal war wirklich klein. Ist Robert Brandom außerhalb der Philosophie bekannt? Keine Ahnung, aber er ist mit Sicherheit einer der aktuellen Philosophen, die wichtig sind, in dem Sinne, dass sie diskussionswürdig und –notwendig sind. Interessant und (meist) angenehm in der Philosphie ist die Tatsache, dass es keine Helden gibt. Jemand, der sich profilliert, wird kein Gegenstand der Bewunderung – sondern ein würdiger Gegner. Demgemäß wurden auch in der Diskussion eher kritische Rückfragen gestellt, die Brandom locker und souverän beantwortete. Er wirkt unaufdringlich, seine Stimme ist eher leise als laut, aber gut verständlich. Er zeigt sich zurückhaltend und höflich, humorvoll, aber meist ernst. Der Vortrag war über Kant, Kantian Lessons, der Versuch einer Interpretation der Merkmale Kants Philosohie, die Brandom für entscheidend hält, und für aktuell. Die Vorlesung ist ganz in der Richtung, die Brandom mit dem Buch Tales of a mighty dead einschlägt, eine Rückbesinnung auf die Tradition, auf die er aufbaut, und die auch Kant und Hegel einschließt. So wird es demnächst ein Hegel-Buch von Brandom geben, und wenn das nur halb so gut ist, wie das von Charles Taylor, dann ist das doch ein Gewinn für die Community.
teildesganzen - 25. Mai, 13:45