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written in bone von Simon Beckett

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Simon Beckett hatte mal das Debut des Jahres. Der Krimi The Chemistry of Death, mit dem schicken, ins Auge springenden schwarz-weißen Cover, war der Renner der Saison, das Hand-zu-Hand-gehandelte Buch, der Tipp, der immer ins Schwarze getroffen hat, das unfehblbare Geburtstagsgeschenk für jeden Krimileser. Ich kenne tatsächlich niemanden, dem der Krimi nicht gefallen hat.

Die Beckett-Krimis sind nicht unbedingt literarisch ambitioniert. Beckett schreibt schnörkellos, einfach, arbeitet mit den üblichen Spannungselemente, den bekannten Cliffhangern und liebgewonnenen aber unspektakulären Mustern. Aber eins kann er verdammt gut: er kombiniert diese Instrumente aus der Krimischreiber-Box zu spannenden Stories.

Jetzt ist vielleicht die Zeit für ein kurzes Abschweifen darüber, was ein Krimi leisten soll und kann. Der Kriminalroman ist ein Genre, das bestimmten Mustern folgt und bestimmte Erwartungen erfüllt – oder mit ihnen spielt. Einerseits will der Krimileser genau das; er hofft zu finden, was er an Krimis liebt: das Rätsel, die falschen Fährten, das Mitdenken, interessante Figuren, spektakuläre Auflösungen, die Spannung. Andererseits sind Krimileser aber auch anspruchsvolle Zeitgenossen. Sie wollen überrascht werden, sie wollen die Innovation, sie wollen die Weiterentwicklung des Genres. Eine paradoxe Situation für den Krimischreiber, der sich in einer ähnlichen Situation befindet, wie Bands, die für ihren eigenen Stil geliebt werden, und denen man gleichzeitig vorwirft, sich nicht weiterzuentwickeln.

Beckett hat den Krimi mit The Chemistry of Death nicht neu erfunden, aber er hat eine sehr solide Arbeit abgeliefert. Nicht sehr lange danach erschien der zweite Band, in dem Dr. David Hunter die Hauptrolle spielt: Written in Bone. Der run darauf war groß, getragen vom Wunsch nach einer Wiederholung der heftigen Sucht, die der erste Band in vielen Lesern induzierte, getragen auch vom Vertrauen darauf, dass Beckett mit seinem zweiten Band nicht enttäuscht.Es ist gerade die Solidität des ersten Bandes, die dieses Vertrauen rechtfertigt, der Verzicht auf Innovation und auf Irritation, und das Beibehalten und Modernisieren von Miss-Marple-haften Versatzstücken. Beckett erfüllt das Qualitätsversprechen von altbekannten Marken. So gesehen ist Beckett die Nivea-Creme der Krimiautoren.

Vielleicht war das Versprechen von Qualität gerade der Grund dafür, dass ich den zweiten Band erst nach langem Zögern in die Hand genommen habe. Das Suchtflackern des ersten Bandes war genossen und abgeflaut. Es ist wie bei einer Sorte Schokolade, bei der man genau weiß, dass man sie mag und dass sie alle Bedürfnisse erfüllt, aber gerade deshalb ist sie keine Überraschung. Dann wählt man doch erst mal die Sorte, die man noch nicht kennt, auch wenn sie wahrscheinlich nicht so gut schmeckt, aber nichtsdestotrotz ist es das Andere, Unbekannte, dem man in diesem Moment den Vorzug gibt. Man kann sich leisten, enttäuscht zu werden, weil man im Notfall immer weiß, worauf man zurückgreifen kann. Manchmal trifft dieser Notfall auch nie ein, und dann isst man diese Schokolade nie mehr.

Also im Fall von Written in Bone war es kein Notfall. Tatsächlich habe ich den dritten Band zum Geburtstag bekommen und bin absolut nicht in der Lage, den dritten Band zu lesen, ohne den zweiten zu kennen. Es war also eher mit einem Gefühl von Pflicht, dass ich das Buch begonnen habe. Schnell ist aber genau das eingetreten, was zu erwarten war: man ist absolut gefesselt. Written in Bone ist wieder ein Klassiker im neuen Gewand, Agatha Christie meets CSI. Diesmal wird das Klaustrophobische des ersten Bandes noch gesteigert, indem es Hunter auf eine einsame Insel verschlägt, von der er nicht mehr herunterkommt und auf die auch niemand von außen kommt. Wieder hat er Verbündete und Verdächtige und kann sich letztendlich nur allein trauen. Beckett konstruiert wieder einen Mikrokosmos für den Leser, mit überschaubaren Verdächtigen, an denen man sich abarbeiten kann, mit kleinen Hinweisen, die nicht zu banal sind, und jeder Menge Morden und überraschenden Wendungen. Beckett hat ein Händchen für Plots, die auf den ersten Blick nicht zu kompliziert scheinen, aber trotzdem jede Menge Überraschungen bieten. Auch wenn der Leser die Lösung im letzten Drittel des Buches ahnt (und trotzdem misstrauisch bleibt, weil man Beckett nicht zutraut, das gleiche Schema noch mal auszubeuten), behält Beckett die Oberhand und seine Trümpfe im Ärmel. Ich habe selten einen Krimi gelesen, in dem so viel passiert, und zwar bis zur allerletzten Seite.

Vielleicht ist dieser Aktionismus eine Notwendigkeit, um über durchaus bestehende Mängel hinwegzutäuschen, wie z.B. die stereotypen Figuren oder die einfallslose Sprache (wie oft kam eigentlich die Beschreibung „angry“ in Bezug auf Kevins Acne vor? Und sollte das den Leser ziemlich ungeschickt in irgendeine Richtung treiben?) Ich musste manchmal an Dan Brown denken, der einen ähnlich abgezirkelten Stil hat, aber noch inflationärer mit Cliffhängern umgeht. Das ist aber gemein, und noch gemeiner ist die Vorstellung, Tom Hanks könnte David Hunter spielen. Letztlich habe ich aber das Buch beendet mit dem zufriedenen Gefühl, gut unterhalten worden zu sein. Und manchmal ist das tatsächlich alles, was man von einem Krimi erwartet.
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