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Samstag, 8. Oktober 2005

Chronologie der Ereignisse

19.09. Ich gebe mein Abschiedsfrühstück. Der Chef hält eine sehr nette und erstaunlich durchdachte Rede für einen Mitarbeiter wie mich, aber vielleicht war ich doch nicht so geistig abwesend, wie ich mich immer gesehen habe.

20.09. Letzter Arbeitstag. Ich versuche, es ruhig angehen zu lassen, obwohl ich noch ein letztes Mal Vertretung machen muss. Arbeitsmäßig klappt alles, aber ansonsten bleibt doch das zu erwartende Chaos nicht aus. Ich bringe mein Abschiedgeschenk zwischendurch nach hause und stelle dann fest, dass mein Autoschlüssel nicht mehr funktioniert. Bevor ich zur Arbeit zurückfahre, schnell bei Mercedes vorbei, wo man mir nach dem ergebnislosen Austausch der Batterie erklärt, dass es nicht mit einem Austausch der Batterie getan ist, sondern dass der Schlüssel defekt ist, und eine Neubestellung um die 120 Schleifen kostet. Ich bin zum ersten Mal an diesem Tag vollständig bedient. Zurück auf der Arbeit treffe ich mich zum letzten Mal mit einer Kollegin in der Kantine und beginne dann meinen Abschiedslauf, der beim Chef endet und dort auch erst mal stagniert. Zwischendurch verabschieden sich Kolleginnen von mir, und als der Chef abgelenkt wird, versuche ich mich zivilisierter von dem Rest zu verabschieden. Bei den Leuten, mit denen ich gar nicht so eng zusammengearbeitet habe, fange ich an zu heulen. Bei meinen liebsten Kolleginne höre ich wieder auf, aber die sehe ich ja wahrscheinlich auch noch. Mein Abteilungsleiter bestätigt mir noch einmal dass ich doch immer recht geistesabwesend gewesen bin, und dass ich dass doch ändern soll, wenn ich Karriere machen möchte. Ich bin trotzdem so gerührt, dass ich meine Jacke vergesse, was mir aber erst einen Kilometer später auffällt. Unter mehrfachen Flüchen wende ich und fahre wieder zurück, mittlerweile bin ich schon eine Stunde zu spät für meinen Friseurtermin. Zum Glück hat die Verwaltung noch auf, also schnappe ich meine Jacke und fahre zum Friseur. Dort darf ich natürlich warten, weil ich ja eh schon zu spät bin, außerdem bin ich unentspannt, weil irgendwer merken könnte, dass der Kofferraum meines Wagens nicht abgeschlossen ist. Zwar konnte ich die Türen mechanisch schließen, den Kofferraum aber nicht. Frisch frisiert und immer noch Besitzer des Wagens verbringe ich den letzten Arbeitstag zu hause und gehe früh ins Bett.

21.09. – 30.09. Urlaub. Irgendwann im Urlaub erhalte ich einen Anruf der Personalsachbearbeiterin meiner neuen Dienststelle, und das Angebot, mich auf eine weitere Stelle zu bewerben, die kurzfristig ausgeschrieben ist. Ich bin entzückt, weil ich mich schon immer für diese Richtung interessiert habe und sage, klar, warum nicht. Gut, denke ich als ich aufgelegt habe. Ich bin flexibel, ich bin offen für alles, ich bin ein perfekter moderner Sachbearbeiter.

02.09. Meine Eltern und die Eltern meines Lebensgefährten treffen zum ersten Mal aufeinander. Sie sind von uns zum Essen eingeladen und dürfen sich unsere neue Wohnung ansehen. Sie verstehen sich eigentlich ganz gut, das selbstgekochte Essen ist fast lecker und die Nörgeleien an der Wohnungseinrichtung halten sich in Grenzen. Von beiden Seiten wird allerdings die Frage an uns gerichtet, warum es eigentlich so lange gedauert hat, bis sie sich mal kennenlernen konnten. Schulterzucken unsererseits. Wir sind ja auch erst seit 14 Jahren zusammen.

03.09. Tag der Deutschen Einheit. Mein potentieller erster Arbeitstag ist ein Feiertag. Ich bin nervös wie die Hölle und kann mich daher nicht wirklich erholen.

04.09. Mein faktisch erster Arbeitstag. Ich verpasse weder Bahn noch U-Bahn, bin sogar in der geistigen Verfassung, mir noch etwas zu essen zu kaufen, falls eine Kantine nicht existent ist. Nicht, dass ich in der Lage fühle, jemals wieder feste Nahrung zu mir nehmen zu können. Überpünktlich anwesend stelle ich fest, dass mit mir zusammen noch zwei weitere Leute anfangen, was die Situation für mich erheblich entspannt. Wir bekommen unseren Einweisungsplan, der über einen Zeitraum von fünf Wochen geplant ist, werden herumgeführt, in unser Büro gesetzt, das schon fast komplett eingerichtet ist, mit in die Kantine genommen, kurz gesagt, wir werden verhätschelt, und das ist toll. Von der anderen Stelle ist erst einmal keine Rede mehr, aber ich fühle mich in der Abteilung, für die ich mich eigentlich beworben habe, ganz gut aufgehoben. Die Kollegegen scheinen nett, ich bin nicht allein, die Arbeit hört sich nicht so stressig an, die Arbeitsbedingungen sind traumhaft. Dann werde ich ganz allein erst zum Chef einer Abteilung, dann zum Chef des Ganzen gerufen, die mich noch einmal auf die andere Stelle ansprechen. Es stellt sich im Laufe der Gespräche heraus, dass diese Stelle ein wenig anspruchsvoller und weitaus weniger gemütlich ist, als die, auf die ich mich beworben habe, gleichzeitig prasseln jedoch Komplimente auf mich herab, für die ich überaus empfänglich bin. Ich bleibe also bei meiner Bewerbung und werde jeweils mit einem Lächeln und einem festen Händedruck belohnt. Ich soll erst einmal dort bleiben, wo ich bin, die Bewerbungsfrist läuft noch, ich bekomme bescheid.

05.09. Ich werde mit den beiden anderen zusammen eingewiesen, lerne mehr Kollegen kennen, werde zum gemeinsamen After-Work-Essen eingeladen, und fühle mich immer wohler. Es beschleicht mich die Ahnung, dass meine Entscheidung vielleicht zu überdenken gewesen wäre. Ich höre, dass sich noch weitere Leute auf die besagte Stelle beworben haben und beginne zu hoffen, dass man sich für einen der hauseigenen Leute entscheiden wird. Der Zweifel nagt weiter: wodurch ist diese Entscheidung eigentlich begründet: durch die Neigung, anderen zu gefallen und es daher immer jedem recht machen zu wollen, oder durch so etwas wie Überehrgeiz? Andere Fragen tauchen auf: ist es richtig, sich so schnell auf eine Schiene festzulegen, zumindest für ein paar Jahre, oder sollte man lieber abwarten, welche Stellen sich im Laufe der Zeit noch so anbieten? Ich höre den ganzen Tag lang nichts und beschließe, mich von all diesen Fragen mit Hilfe eines ausgedehnten After-Work-Shoppings am morgigen Tag abzulenken.

06.09. Ich wache auf und habe Halsschmerzen. Auf der Arbeit angekommen überfällt mich eine Schnupfen-Attacke, die im Laufe der Zeit meinen Taschentuchvorrat rapide dezimiert, so dass ich bald gezwungen bin, auf Toilettenpapier zurückzugreifen, nachdem ich nicht länger die Kollegen anschnorren möchte. Die Kälte kriecht in meinen Knochen hoch und verwandelt sich in Dumpfheit, als sie meinen Kopf erreicht. Meine seit Dienstag andauernden Versuche, freundlich und kommunikativ zu sein, um nicht sofort von den neuen Kollegen als der komische Eigenbrötler entlarvt zu werden, der ich nun einmal wesensmäßig bin, gehen auf das notwendige Minimun zurück. In der Kantine merke ich, dass meine Geschmacksnerven nachlassen, und als ich zum Chef gerufen werde, der mir mitteilt, dass ich die besagte Stelle bekomme, reicht meine geistige Verfassung nicht mehr dazu aus, die Fragen zu stellen, die ich eigentlich stellen wollte und gewisse Anmerkungen zu machen, die ich für wichtig halte, wie zum Beispiel darauf hinzuweisen, dass mich auch noch andere Richtungen in der neuen Dienststelle interessieren. Ich fühle mich so mies, dass ich entscheide, auf das After-Work-Shopping zu verzichten, und das will schon etwas heißen. Auf dem Bahnhof erfahre ich jedoch, dass mein Zug wegen eines Bahndammunglückes ausfällt. Wir warten also auf den nächsten Zug. Als der Bahnsteig so voll ist, dass kaum noch ein Zugreisender daraufpasst, teilt man uns bedauernd mit, dass auch der nächste Zug aus dem gleichen Grund auf unbestimmte Zeit verschoben wird. Das „auf unbestimmte Zeit“ dringt bis in mein benebeltes Hirn durch, woraufhin ich eine alternative Strecke nach hause wähle, die einen ziemlichen Umweg beinhaltet. Zu hause angekommen esse ich noch etwas und falle ins Bett. Ich will auf keinen Fall schon in meiner ersten Arbeitswoche krank feiern.

07.09. Ich versuche morgens aufzustehen, was mir nicht gelingt. Ich bin vollkommen fertig, und langsam finde ich mich damit ab, dass ich tatsächlich in der ersten Arbeitswoche einen Krankenschein einreichen muss.

Ich habe das jetzt hier so detailliert aufgeschrieben, weil ich mich nach ein paar Monaten mal wieder fragen werde, wie zum Teufel eigentlich alles so gekommen ist, wie es sich dann darstellt. Passiert eigentlich irgendwann mal etwas so, wie man es sich vorstellt? Oder gelten doch die fatalistischen aber weisen Worte von Paula, „jeder Plan ist vertan, jedes Ziel ist schon zuviel“?

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