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Samstag, 21. Januar 2006

Eine Dienstreise

Allein reisen, Konversation mit Fremden im Zug, kurze Erwähnung des Reisegrundes und des Arbeitgebers. Der Gedanke, dass es ungewöhnlich für jemanden ist, der ansonsten an seinem Schreibtisch sitzt und sich im kleinen Radius der Dienststelle bewegt. Ist der Radius wirklich größer, wenn man eine Dienstreise unternimmt – nicht gedanklich, nur räumlich. Man tut Ähnliches in anderer Umgebung. Dennoch, für kurze Zeit Aufnahme in den Kreis der Dienstreisenden mit ihren Taschen und dem Büro-Outfit. Minutengenauer Zeitplan, die Ankunft auf dem fremden Bahnhof, die Suche nach der richtigen S-Bahn, Orientierung in der fremden Stadt, das Seminar hat eigentlich schon begonnen. Begleitung über das Gelände, kurze Erklärungen des Pförtners zu den Gebäuden. Das Besondere an der Situation beginnt nach dem Seminar, das Einchecken ins Hotel, das Einzelzimmer, die zeitliche Verfügung, die örtliche Verfügung, der seltsame kleine Moment Freiheit, das Gefühl völlig losgelöst zu sein, eine Stadt ganz für sich entdecken zu können. Ich gehe durch die Straßen, es wird Abend, der obligatorische Besuch der Sehenswürdigkeit, genauso obligatorisch die Fußgängerzone und die kleinen Einkaufszentren. Was in Erinnerung bleiben wird, ist vielleicht eher der Weg zurück, mit dem Mp3-Player, es ist bereits dunkel, wenig Leute im Wohngebiet vor der Innenstadt. Wie verbringt man einen Abend im Hotel auf einer Dienstreise? Man kauft sich eine große Tüte Chips im Discounter, legt sich in Unterwäsche ins Bett und sieht fern. Die räumliche Entfernung löst von jeder Verpflichtung, etwas sinnvolles zu tun – man hat Zeit totzuschlagen, und das ist wunderbar.

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