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Montag, 2. Juli 2007

Russlands Seele

… heißt die Ausstellung in der Bonner Kunst- und
Ausstellungshalle, die momentan noch läuft. Aus der Tretjakow-Galerie in Moskau
wurden 150 Stücke ausgeliehen, die nicht nur in künstlerischer Hinsicht
interessant sind, sondern auch als Quelle von Information betrachtet werden
dürfen. Kunst, vor allem Bilder, als Ausdruck von Russlands Seele.

 

Es werden Bilder aus unterschiedlichen Bereichen gezeigt. Zeitlich
gesehen umspannt die Ausstellung einen Zeitraum vom 18. Jahrhundert bis Ende
des 19. Jahrhunderts. Aber auch gesellschaftlich versucht die Ausstellung die
unterschiedlichsten Bereiche zu erfassen. Gezeigt werden Portraits von der
Zarenfamilie oder aus dem höfischen Bereich, später folgen dann die
realistischen Darstellungen des bäuerlichen Lebens, Fingerzeig auf die Armut und
den täglichen Überlebenskampf, der sich in den Gesichtern der Menschen
spiegelt. Dann gibt es die Naturmalerei, im Gegensatz zu städtischen Szenen und
schließlich der Bereich Mystik und Religion, der von Darstellungen mythischer
Figuren bis zur Ikonenmalerei reicht. Schließlich werden Portraits von den
wichtigsten Söhnen (es gab anscheinend nur Söhne…) Russlands gezeigt,
wozu natürlich Dostojewski und Tolstoi zählen.

 

Für Kunstlaien wie mich sind die Namen der Maler und Zeichner
vollkommen unbekannt, faszinierend ist dagegen der Aspekt, dass hier mit Gemälden
eine Tür zu einer anderen Kultur geöffnet werden soll. Dementsprechend
hemmungslos lässt man den Assoziationen freien Lauf, sucht nach Stereotypen,
die man lieben gelernt hat, und findet sie zum Teil auch (der bleiche Künstler
mit den dunklen Augen, die ausgezehrten Gesichter der Bauern, die Arroganz des
Adels, die ständige Präsenz von Kampf und Leiden…). Neben dem Match mit
dem mehr oder weniger romantischen Blick von Außen ist aber auch die Präsenz
des Eigenständigen zu spüren, und die Andeutung eines Überschusses, den man nie
ganz in den Blick bekommt.

 

Das alte Russland ist in der kommunistischen Revolution
untergegangen, aber die Gemälde der Tretjakow-Galerie lassen die Vergangenheit,
auch für den ausländischen Betrachter, für einen Moment wieder aufblitzen.

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