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Modest Mouse in Köln

Gestern war es dann soweit. Das Konzert von Modest Mouse war
verschoben worden und der Ausweichtermin war gestern in der Live Music Hall,
vor wohl nicht ganz ausverkauftem Haus. Trotzdem war es ziemlich voll und
ziemlich warm. Gemischtes Publikum, von Ende 30 bis runter in die Zwanziger,
die Kleiderordnung eher unspektakuläres understatement.

 

Auf die Bühne gequetscht ein ganzes Sammelsurium von Boxen
und Instrumenten, darunter allein zwei (!) Schlagzeuge. Wozu auch immer. An den
Schlagzeugen saßen später zwei identisch aussehende Schlagzeuger und spielten
teils synchron, oft drummten sie aber auch unterschiedliches. Ein wenig Show
für die Band des subtilen Glamours. Vielleicht bring man den Begriff Glamour
nicht unbedingt mit Modest Mouse zusammen, die durch so etwas wie Math-Rock
bekannt geworden sind, minimalistische Kompositionen, mit Brüchen durchsetzt
und durch eine quäkige Stimme aufpoliert. Das Quäken ist geblieben, aber in die
vorletzte CD, good news for people who love bad news, mischte sich ein Moment
der Ausgelassenheit, das man vielleicht auf schleichenden Wahnsinn zurück
führen könnte, vielleicht aber auch auf die Erkenntnis und Akzeptanz der Absurdität,
des Camus-Absurden. Der Punkt, an dem man erkennt, dass die Welt keinen Sinn
hat und an dem die Entscheidung zur Revolte fällt, zum Dennoch, zur Akzeptanz
der Sinnlosigkeit und dem trotzdem weitermachen. Modest Mouse ist die Band, die
genau das für mich repräsentiert und zwar auf eine sehr liebenswerte und
unterhaltsame Art. Und wo das Absurde gefeiert wird, geht meiner bescheidenen
Ansicht nach auch der Begriff des Glamours nicht fehlt.

 

Zurück zum wesentlichen, der gig war gut und die Stimmung
eigentlich auch, die Leute sind nicht unbedingt durchgedreht, aber man könnte
sie als aufmerksam und lebhaft bezeichnen. Johnny Marr hat seinen Platz in der
ersten Reihe und in der Führungsriege beansprucht und ausgefüllt, aber so ist
das eben, wenn man einen berühmten Gitarristen verpflichtet. Und er hat die
neue CD, we were dead before the ship even sank, geprägt, durch launiges
Gitarrenspiel und Ausbau der immer schon latenten Tanzbarkeit der Musik von
Modest Mouse. Was jetzt wirklich nicht schlimm ist. Die Konzertdauer war
durchschnittlich und es gab die obligatorische Zugabe. Die Auswahl der Stücke
beschränkte sich auf die letzten beiden CDs, soweit ich mitbekommen habe, aber
für korrigierende Hinweise bin ich natürlich dankbar.

 

Es bleibt die Erinnerung an ein gutes Konzert von einer
Band, die mir während einer schwierigen Phase meines Lebens Zuflucht geboten
hat. Sollte ich mich jemals umbringen wollen, weiß ich zumindest, welche Platte
mich davon abbringen würde.

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