Am 25. spielen The Cure auf der Loreley und ich bin mal wieder am überlegen, ob ich gehen soll. Immer wenn ein Konzert in der Nähe stattfindet, überlege ich, ob ich gehen soll. Das liegt daran, dass ich The Cure früher mal wirklich geliebt habe. Ich habe die Platten wahrscheinlich zweimillionenmal gehört, immer der Reihe nach, damit ich etwas Abwechslung hatte. Und wenn ein Konzert war, hat man sich schon ewig vorher darauf gefreut, und es war einfach etwas besonderes. Irgendwann ist die Liebe dann mal weniger geworden. Heute besorge ich mir zwar die neuen CD´s, aber es ist mehr aus Interesse, vielleicht aus aus Komplettierungstendenzen, oder weil es einfach dazugehört. Vielleicht sollte ich nicht gehen, weil es einfach nicht mehr so wäre, wie früher. Wahrscheinlich bin ich enttäuscht, und das läge gar nicht am Konzert, sondern an mir. Und man schläft ja auch nicht mit dem Ex.
Oder sollte ich doch gehen? Vielleicht wäre es ja mal wieder nett, ...
teildesganzen - 11. Jun, 10:12
Es gibt Tage, da bin ich langsam. Einfach nur langsam. Die Welt zieht an mir vorbei und ich sehe ins Nichts. Ich denke auch an Nichts, mein Kopf ist total leer. Irgendwann stellt sich die Frage, was ich eigentlich gerade machen wollte. Ich schaue auf den Schreibtisch und sehe den Sachverhalt. Einen Vordruck aufrufen, das wollte ich. Ich sehe wieder hoch, auf den Bildschirm, und fange an, das Menü zu durchsuchen. Bevor ich den Vordruck gefunden habe, vergesse ich schon wieder, was ich eigentlich machen wollte. Man könnte jetzt meinen, ich hoffe, der Tag geht schnell vorbei, aber ehrlich gesagt, ist es mir egal. Ich bin viel zu vergesslich, um auf irgendwas hoffen zu können. Fragt sich nur, wo ich in diesen kurzen Phasen bin, in der ich geistig nicht hier bin. Vielleicht in einem Parallel-Universum? Einer Parallel-Zeit? Vielleicht ist es dort netter und dann bleibe ich irgendwann mal da. Und am Schreibtisch sitzt meine leere Hülle.
teildesganzen - 8. Jun, 14:42
Düsseldorf, diese lustige kleine Stadt am Rhein, hat nicht nur die längste Theke der Welt, sondern auch eine der größten japanischen Gemeinden Deutschlands. Aufgrunddessen wird einmal im Jahr ein Begegnungsfest gefeiert, der Japan-Tag. Japan-Tag ist ein skurriles Aufeinandertreffen von rheinischer Gemütlichkeit und fernöstlicher Tradition. Da sitzt der Düsseldorfer Familienvater mit seiner Plasikschale voll sushi am Biergartentisch, daneben ein Altbier, während der japanische Standhelfer sich eine Grillwurst mit Senf holt. Wir dürfen Kimonos anprobieren, solange wir die japanische Standardgröße von 1,55 m nicht überschreiten (also ich nicht), und unsere Namen mit japanischen Schriftzeichen in Kalligraphie schreiben lassen. Dekorationsbegeisterte Muttis umlagern den Ikebana-Stand und ihr Nachwuchs läßt sich Origami-Pokemons falten. Ich hole mir einen Stadtplan von Tokio ab und besuche den Stand der Japanischen Buchhandlung, der leider nur sehr wenig Mangas aufweist. Trotz aller kulturellen Vermischung ist die Reaktion auf das Feuerwerk spätabends wieder typisch nicht-japanisch. Die einzelnen, z.T. kunstvoll designten, Feuerwerkskörper werden, wie die akribisch getimten Aufeinanderfolgen weniger, aber gezielt plazierter, Raketen, höflich begutachtet. Echte Begeisterung stellt sich erst ein, wenn der Himmel brennt. Dann geraten auch die hochprozentigen Dynamo-Fans in Extase, die den Aufstieg in die 2. Liga feiern, und sich anlässlich des Feuerwerks zu Finale-Gesängen anregen lassen. Und der Typ hinter mir, der seinen Junggesellenabschied feiert und dazu gezwungen wurde, in den Kneipen Lose zu verkaufen, wiederholt zum zehnten Mal: Und jetzt sach mal was, das alles für ein Ein-Euro-Los.
teildesganzen - 6. Jun, 19:16
Das Konzert fängt mit einer Stunde Verspätung an, aber egal, das Wetter ist gut und wir stehen draußen, mit den anderen 98 Gästen, und warten darauf, daß der Soundcheck zu ende ist. Hört sich schon mal gut an, nur schade, daß die alternative Cola aus Hamburg aus ist. Als es dann endlich losgeht, stehen vier Typen und ein Mädel in einer Reihe und vor dem Drummer auf der superkleinen Bühne des Gebäude 9 und fangen an zu spielen, erst noch ziemlich nervös, sie sind das erste Mal in Deutschland auf Tour.Es ist von Anfang an gut, der treibende Gitarrensound, der Text, der fast stakkatohaft dazu rausgehauen wird, sind sofort präsent, wie auf der Platte, die so seltsam eindringlich ist. Zwischendurch die langsameren Stücke, die auch gut gebracht werden. Das Mädel mit der Geige / Violine (?) spricht deutsch und erzählt ein bißchen was, sonst sagt der Sänger hin und wieder den Titel und thanx. Er ist kein richtiger Bühnenmensch, etwas hibbelig und zurückhaltend, aber eigentlich ist das ganz sympathisch. Die Platte ist schnell durchgespielt, und das Mädel meint entschuldigend, wir haben keinen weitern Song, als sie von der Bühne gehen. Also hört man sich einfach noch ein paar mal die CD an, die nicht langweilig wird, weil sie so komplex ist, und das das größte Kompliment, was ich an eine Platte machen kann.
teildesganzen - 2. Jun, 21:14
Erst polizeiliche Aktivitäten rund um Bücher, dann Schlüpfen in Bücher und jetzt polizeiliche Aktivitäten in Büchern – Fforde wird immer unglaublicher. Nicht nur, daß er eine zweite Realität geschaffen hat, eine Parallelwelt zu unserer, mit einem anderen historischen Verlauf, in seinem dritten Buch der, hoffentlich niemals endenden, Reihe um Thursday Next (re)konstruiert Fforde die Realität der Fiktion. Bücher sind eine Welt für sich, nicht, daß wir das schon immer gewußt hätten, aber sie sind es wirklich. Die Welt der Bücher besteht aus einer riesigen Bibliothek, in der oberirdisch sämtliche jemals geschriebene Literatur steht, und in deren Kellergeschossen die Produktion weiterer Bücher läuft. Der Schriftsteller ist nur letztes (vielleicht das unbedeutendste) Glied in einer Kette, die aus dem Handel von plots, dem Engagieren von Protagonisten und Transformieren in Schrift besteht. Irgendwie ähnelt alles sehr dem nicht-fiktionalen Leben, bis hin zu Problemen mit neuen Betriebssystemen und spam-messages, und diese Parallelen sind das witzigste an dieser, manchmal etwas sehr detaillierten und damit ermüdenden, Beschreibung der fiktionalen Welt. Der plot des dritten Bandes geht in dieser Geschichte um plots allerdings unter, die Geschehnisse um Thursday Next stagnieren und zerfasern, wenn Fforde seinem Spass am Konstruieren um des Konstruieren willens freien Lauf lässt. Aber gut, dafür lieben wir ihn und das darf er dann auch. Dieses Jahr noch eine Fortsetzung, Jasper?
teildesganzen - 25. Mai, 21:05