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Bachmann-Preis

Der Bachmann-Preis ist vergeben, die Sieger stehen fest und
die Texte sind unter http://bachmannpreis.orf.at/bachmannpreis/texte/
veröffentlicht. Der Sieger heißt Lutz Seiler und sein Gewinnertext Turksib.

 

Ich habe den Text natürlich heruntergeladen und gelesen –
natürlich? gut, warum, gibt wichtigeres, aber man ist ja neugierig. Ich sehe
nach unten, während ich das blogge, und verstecke mein Gesicht schamhaft hinter
meinen morgendlich unordentlichen Haaren, aber so richtig habe ich die dichte
Beschreibung, die komplexen Ebenen und den poetischen Stil nicht nachvollziehen
können. Obwohl, es war schon komplex, das war es wirklich.

 

Der Schluss liegt nahe, dass aus mir nie ein Literat wird. Nicht,
dass ich es ernsthaft versuchen würde, aber manchmal findet man ja verborgene
Talente am Wegesrand und steckt sie ein. Nein, kein verborgenes Talent. Kochen
kann ich auch nicht.

 

Diese Episode holte allerdings eine Diskussion in meine durchlöcherte
Erinnerung, die ich vor kurzem mit einem Bekannten hatte, der mir einen Text
zugeschickt hat, in der Hoffnung, dass ich ihn verstehe und würdige. Ich habe
weder verstanden noch gewürdigt, stattdessen habe ich angemerkt, dass mir die
Handlung fehlt. Daraufhin wurde mir erklärt, dass ein literarischer Text keine
Handlung hat. Gut, habe ich gesagt. Aber was soll ich dann damit anfangen. Aber
du hast doch sicher die philosophischen Andeutungen verstanden, sagte mein
Bekannter, während wir in einem Kaffee in einer kleinen Großstadt saßen, und
begann mit die philosophischen Andeutungen detailliert darzulegen. Ich habe
mehr oder weniger höflich zugehört und dann gestanden, dass ich überhaupt keine
philosophischen Andeutungen herausgelesen habe und auch über die eventuellen
Seltsamkeiten des Textes, die darauf hindeuten sollten, nicht gestolpert bin. Tatsächlich,
aber das habe ich jetzt nicht gesagt, dachte ich einfach, dass der ganze Text
merkwürdig ist und dass die kleinen Seltsamkeiten eben Teile des merkwürdigen
Ganzen seien und genau genommen dazu beitrugen, dass das Ganze eben so
merkwürdig war. Wobei merkwürdig in diesem Fall nicht unbedingt ein positives
Urteil meinerseits ist.

 

Ich habe allerdings darauf aufmerksam gemacht, dass ich mich
als Leser über einen erkennbaren Hinweis freuen würde, anhand dessen tatsächlich
deutlich wird, dass dort philosophisches Gedankengut im Hintergrund ein Dasein
fristet, und es sich nicht nur um einen lediglich etwas seltsamen, handlungs-
und sinnlosen Text handelt. Was ja auch schon mal vorkommen kann. Das entfachte
einen Sturm der Entrüstung. Ein Schriftsteller gibt keine Hinweise. Es läge an
dem Leser, den Text genau zu durchdenken, unter die Lupe zu nehmen, zu
sezieren, bis er einen Schnipsel philosophischen Gedankenguts findet, und sei
es nur ein ich denke, also… .  Puh. Um es kurz zu machen, habe ich mich
strickt geweigert. Ich habe mich auf dem Standpunkt festgekettet, dass der
Schriftsteller entweder dem Leser eine Hilfestellung geben soll, oder er gibt
den Text so kryptisch, wie er ist, in die Hände des Lesers und muss dann damit
einverstanden sein, was der Leser daraus macht. Auch, wenn der Leser den Text als
seltsam, handlungs- und sinnfrei versteht. Interpretationsfreiheit des Lesers.
Texte als öffentliche Selbstbedienungsläden. So eben.

 

Wir sind an diesem Nachmittag nicht mehr auf einen Nenner
gekommen und haben schließlich das Thema gewechselt.  

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