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Fauxpas

Das Loch in meinem grauen, dünnen Pulli mit den langen Ärmeln habe ich schon bemerkt, als ich ihm heute Morgen übergezogen habe. Das Loch ist oben an der Schulter und es schimmert ein Stückchen Haut durch, was man auf den ersten Blick für einen Flusen halten könnte. Aber ich habe mir gedacht, wird schon keiner merken, oder selbst wenn es jemand merkt, macht das nichts. Es ist eher lästig, den Pulli wieder auszuziehen und sich ein anderes Outfit zu überlegen, das möglichst zu der weiten schwarzen Hose passen sollte, die ich schon an hatte. Außerdem war ich wie jeden Morgen spät dran und ich hatte mir geschworen, wenigstens einmal in der Woche den frühen Zug zu kriegen. Also habe ich den Pulli angelassen und bin damit zur Arbeit gefahren. Auf der Arbeit kann ich mich gewöhnlich die meiste Zeit in meinem Einzelbüro verstecken, hin und wieder husche ich zur Toilette, die direkt gegenüber ist (eine eher unappetitliche Vorstellung, aber tatsächlich ist es gar nicht so schlimm), oder laufe, völlig überladen mit Teetasse, Espressotasse, Siebträger, Wasserkocherbehälter und manchmal auch der am Vortag benutzten Müslischale, quer über den Flur zur Miniküche. Heute hatten wir um 10 Uhr eine Besprechung. Auf dem Weg in den oberen Stock, während ich mit meinem Chef und einer Mitarbeiterin über den Flur laufe, beugt sich die Mitarbeiterin verschwörerisch zu mir hinauf (ich bin eine Ecke größer als sie) und flüstert: Du hast ein Loch im Pulli. Mein Chef sagt fröhlich und etwas lauter: Habe ich auch schon gesehen. Mein Gehirn läuft auf Hochtouren. Das habe ich erst vorhin gemerkt, lüge ich, und: Als ich meine Jacke ausgezogen habe, bin ich hängen geblieben. Ich zucke bekümmert mit den Schultern. Während der Besprechung glänze ich mit fachlich-pessimistischem Blick in die Runde und mehr oder weniger beiläufigen Bemerkungen, muss mir aber nichts mehr über meinen versehrten Pulli anhören, weil die Anwesenden eben doch alles Profis sind. In der Kantine sitze ich wie immer mit dem versprengten Haufen unserer Mittagsrunde zusammen, esse eine sehr knusprige Pizza Margaritha mit seltsam unverschmolzenen geraspelten Käsestückchen und lächle oder lache dem Anlass entsprechend. Manchmal strengt es mich ziemlich an, dieses ständige Lächelnlachen in der Kantine. Eigentlich bin ich kein geborener Lächler, eher der Grübler, Stirnrunzeltyp. Mein Freund sagt ständig zu mir: guck nicht so grieselig, auch wenn ich eigentlich der Meinung bin, einen durchaus entspannten und freundlichen Gesichtsausdruck in die Welt zu tragen. Jedenfalls, wenn ich die Schwelle meines Büros übertrete und die Tür hinter mir schließe, rutscht das Lächeln sofort von meinem Gesicht, und ich atme einmal tief und erleichtert durch. Aber gut, ich sitze vor den Resten der Pizza und die Kollegin mir gegenüber zeigt auf das besagte Loch im Pulli: Du hast ein Loch im Pulli. Mein Dauerlächeln strahlt um ein paar Lichteinheiten mehr. Ja, das ist mir leider heute Morgen passiert, als ich meine Jacke ausgezogen habe. Der Spruch kommt nun völlig souverän. Du kannst ja einen kleinen lustigen Aufnäher aufnähen, sagt besagte Kollegin. Es gibt Kolleginnen, es sind immer Frauen, die nicht in der Lage sind, eine Tatsache einfach so hinzunehmen. Sie stehen unter dem inneren Zwang, eine oder gar alternative Lösungsmöglichkeiten für Probleme anzubieten, die eigentlich keine Probleme sind. Der fatale Fehler in einer solchen Situation ist, wenn man sich darauf einlässt. Äh, ja, sage ich ratlos. Die Kollegin sieht mich aufmerksam an und fährt fort: das Loch ist doch gar nicht so groß, und so ein Aufnäher sieht doch bestimmt richtig süß aus. Dann kannst Du den Pulli noch mal wieder anziehen. Naja, meine ich unschlüssig und versuche es mit einem: wahrscheinlich muss ich den Pulli aber doch einfach wegwerfen, ich glaube, eine Reparatur lohnt sich nicht mehr. Glücklicherweise fällt einer anderen Kollegin ein, dass sie als Kind immer lustige kleine Aufnäher auf all ihren Sachen hatte und ich werde aus dem Focus das allgemeinen Interesses in die zweite Reihe verdrängt, wo es eh immer am schönsten ist.

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