Der Manhatten Diner hat Pfannkuchen mit Ahornsirup für mich, und ich liebe ihn. Heute ist Metro-Tag, mit dem Fun-Pass für 7 $. Es geht downtown, zur Freiheitsstatue, die man im Nebel weit draußen und ziemlich klein erahnt. Die Touri-Schlange vor der Fähre schreckt uns ab. Ich will den kostenlosen Staten Island Trip mit der Fähre machen, um ein Foto von Manhatten von der Seaside aus zu schießen, aber wir sind schon spät dran und das Wetter ist auch nicht so. Stattdessen nehmen wir die Route durch den Financial District auf, es ist Mittag und alle Broker New Yorks stürmen die Restaurants und Diner. Der Financial District hat nicht das schlechteste Angebot an food. Die Wall Street ist unscheinbar, wir laufen daran vorbei, Hot Dogs mit Sauerkraut gibt es auch nicht. Ich möchte auf den Besucherbalkon der Börse, aber alles ist abgesperrt. Um die Ecke ist eine riesen Baustelle, Ground Zero. Ich höre auf herumzualbern und merke, wie sich mein Magen verknotet. Ich hätte nicht gedacht, dass mich dieses Loch so fertig macht, aber es ist ein Loch, aus dem vor dem geistigen Auge eine Katastrophe hochsteigt, die sich zu Staubwolken, Rauch, Stahlträgern und Schreien verdichtet.
Ich bin froh, als wir im World Financial Center sind, der weiläufige Palmen-Wintergarten mit Blick auf den Hudson-River, abgeschnitten vom Straßenlärm. Zurück an der WTC-Site, direkt gegenüber von der Metro- und Gedenk-Station ist Century 21, ein hysterisches Designer- und Schund-Outlet, mehrere Stockwerke voll unübersichtlicher Reihen von Klamotten. Ich finde nichts zum Anziehen, stehe aber 20 Minuten vor einer mittelblauen Reaction-Tasche, die viel zu teuer ist, und die ich auch eigentlich gar nicht brauche. Zurück auf den Broadway Richtung Uptown, mit einem Abstecher nach Chinatown. Wir suchen die Läden nach Triaden-Zeichen ab, und beschließen, hier nichts zu essen. Es fängt wieder an, zu regnen, nach einem Abstecher zu McD sind wir zurück am Union Square, um Tower Records zu suchen. Wir finden den Strand Book Store zuerst, ähnlich chaotisch wie Century 21, ich laufe hilflos durch die Gänge, lasse mich von Titeln ablenken, für die ich keine Verwendung habe, und gebe schließlich auf. Tower Records hat eine nette Auswahl, aber preislich nicht unbedingt günstiger als hier. Ich will nicht mehr laufen, ich will kein Nachtleben mehr, ich will nur noch ins Bett.
teildesganzen - 26. Nov, 21:04
Ich werde wach, es ist vier Uhr morgens und ich kann nicht mehr einschlafen. Ich spiele unter der Bettdecke Tomb Raider auf dem n-Gage, bis mein Freund endlich wach wird. Gegenüber vom Hotel ist der Manhatten Diner. Wir sitzen an kleinen Tischen, der Kellner rennt mit zwei Kannen Kaffee herum und schüttet nach, Kaffee auf dem Unterteller und warm cereals sind Haferschleim, dazu gibt es einen Bagel. Die Rühreier werden mit Bratkartoffeln serviert und wir beschließen, morgen wieder zu kommen, nachdem wir ein paar weitere Diner auf dem Upper-East-Broadway besichtigt haben. Das Tagesprogramm sieht die midtown vor. Wir laufen durch den Central Park zur Fifth Ave, NYC ist ein lebendes Klischee, wir haben die Jogger im CP und das Fernsehteam auf der Fifth.

Irgendwie bleiben wir auf der Fifth hängen, hier gibt es Niketown und H&M. Hunger treibt uns in das Rockefeller Center, aber die shops haben geschlossen und an dem food court laufen wir irgendwie vorbei. In der Metro gibt es immerhin Subways und Creme-Doughnuts, den ersten und letzten für mich. Dann finden wir den Ice-Rink, der gerade geglättet wird. Der Tannenbaum ist noch verhüllt, stattdessen laufen Cops mit Uzis durch die Gegend. Irgendwann sind wir am Empire State Building, aber es ist diesig und wolkig, wir wollen auf besseres Wetter warten. Auf der 34th ist Macy´s und auf der Siebten der Madison Square Garden, wo die Nicks gegen irgendwen spielen. Ich frage für Spass einen Papa mit seinem Sohn, was die Karten denn so kosten, und werde informiert, dass man dafür 50 – 250 $ hinlegen darf. Wir beschließen, diese Spontan-Idee ad acta zu legen, nicht ohne vorher noch einen der Typen, die vor dem MSG auf der Straße Karten verkaufen, anzuhauen, ob er uns die Karten für 20 $ überlässt. Ohne Erfolg. Meine Füße tun weh, wir suchen einen Sbarros, wieder am TS, und sind dann, nach einem raid durch einen der zahllosen Lebensmittelläden, wieder im Hotel. Wir schlafen vor dem Fernsehen ein.
teildesganzen - 26. Nov, 21:02
Wir fliegen um 7.40 Uhr erst nach Paris und dann weiter nach New York, JFK. Wir werden dreimal kontrolliert, ich muss zweimal meine Schuhe ausziehen, aber die Nagelfeile in meiner Handtasche wird nicht moniert. Im Flieger läuft Spiderman 2, und ich denke, dass Spiderman nur entstanden ist, weil es NYC gibt. Wir sind kurz vor 14 Uhr Ortszeit am Ziel und leisten uns den Supershuttle für 34 $, um auf die Insel zu fahren. Der Fahrer ist brutal rücksichtslos, aber time ist money. Neben mir sitzt eine Dame aus Glasgow, die total begeistert ist. Ich bin mir nicht sicher, aber irgendwie kommt mir alles sehr bekannt vor. Wir sind fertig vom Flug, und das Zimmer muntert uns nicht unbedingt auf. Das Wasser läuft nicht richtig ab, wenn man duscht, und die Qualität der Dusche ist ausschlaggebend für mich. Unser erster Trip in die Stadt: Broadway Richtung Times Square. Kommt mir auch sehr bekannt vor, ist aber toll. Wir essen im Applebee´s am TS, wo wir einen Piper bekommen, der anzeigt, wann ein Tisch frei wird. Hier fällt uns zum ersten Mal auf, dass man in NYC Steuern bezahlen muss, und das das Bier zu eher überhöhten Preisen über den Tisch geht. Heute hat das MOMA wieder eröffnet und einen wahnsinnigen Moment lang versuche ich meinen Freund zu überreden, heute noch die Ausstellung zu sehen, weil der Eintritt frei ist und weil das Museum bis 22 Uhr geöffnet ist. Er schiebt den Vorschlag auf posttraumatische Störungen wegen Schlafmangels, wir schleppen uns im Regen zurück zum Hotel, fallen ins Bett und schlafen sofort ein.
teildesganzen - 26. Nov, 21:01
Die erste These lautet, dass Zeit dadurch entsteht, dass man sich immer wieder Ziele setzt. Die zweite These sieht die Sterblichkeit des Menschen als Grund für die Annahme der Zeit an. Die erste These zielt auf das Phänomen der subjektiven Zeit, die zweite These auf die objektive Zeit. Zeit wäre lt. der zweiten These nichts anderes, als die Uhr des Lebens. Wir organisieren das Leben zeitlich, weil wir wissen, dass wir sterben werden. Wir zählen die Tage und Stunden, bis zum Tod. Der Tod ist das Ende der objektiven Zeit, aber diese Zeit muss überindividuell sein, mit jedem Individuum, das den Tod erwartet, tickt sie weiter. Man könnte diese zweite These mit der ersten verbinden: wir setzen uns Ziele, weil wir wissen, dass wir sterben werden. Die Zeit, die wir für die Erlangung eines Zieles brauchen, strukturiert unser subjektives Leben.
Was ist mit dem Menschen, der nicht weiß, dass er stirbt? Wußte Caspar Hauser, dass er stirbt? Existierte die Zeit für ihn? Nur ein Blinder allerdings kann Veränderungen ignorieren, das Wachsen und die Veränderung des Körpers. Aber wie kann Caspar Hauser ahnen, dass diese Veränderungen in den Tod des Körpers münden?
Wenn der Mensch nicht weiß, dass er stirbt, setzt er sich dann keine Ziele mehr? Verfolgt man Ziele nur deswegen, weil man etwas beenden muss, bevor der Tod das Ende des eigenen Lebens bedeutet? Versucht man, durch die Einteilung der Lebensspanne mit Hilfe von Zielen, den Tod zu besiegen, indem man, wie im Zenon-Paradox, kleiner Kontinuitäten einbaut – nein falsches Paradox, die Ziel-Spannen werden nicht wieder durch immanente Ziele ad absurdum geführt, obwohl das auch schon einmal passieren kann. Was dann? Hat man dann die Zeit besiegt, und wenn es auch nur die subjektive Zeit ist? Das Ende kommt allerdings doch, und dann fragt man sich, was man mit der Zeit gemacht hat, die einem gewährt war. Man hat versucht, sie zu ignorieren, und hat sie damit verloren.
teildesganzen - 13. Nov, 22:19
aber so wenig wichtiges, die ArtC ist dieses Jahr nicht so bunt und schön gewesen, wie sonst, vielleicht war ich schon zu oft da, das Husserl-Seminar war gut, da, wo es mein Thema berührt hat, aber ich kann mich momentan nicht so auf Phänomenologie konzentrieren. Nicht die Schuld der Phänom., aber: Analytische Ph. macht blöd. Am Sonntag wollte ich mal wieder sterben. Ab morgen ist dieses seltsame Karriere-Seminar und irgendwie ist es gut, mal für drei Tage wegzukommen. Auch wenn es eine sinnlose Veranstaltung ist. Wer weiß, wozu es gut ist.
teildesganzen - 9. Nov, 21:34
warum will man gestern sterben und heute nicht mehr? warum sollte sich gestern alles verändern und heute ist es egal? reicht es aus, wenn man einfach mal darüber schläft?
teildesganzen - 26. Okt, 15:43
Einer dieser Modezeitschriften, die ich bedauerlicherweise zu lesen pflege, widmet sich diesen Monat dem Thema Veränderung und in dem Psycho-Test, den ich zu diesem Anlass mitgemacht habe, liege ich in der mittleren Sektion (ich liege immer in der mittleren Sektion bei Psycho-Tests), stehe also zwischen der Entscheidung, eine Veränderung vorzunehmen und alles so zu lassen, wie es ist. Sehr hilfreich. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass eine Charakteränderung seit dem 20. Lebensjahr fast nicht mehr möglich ist, und wenn doch, ist diese Veränderung von außen erzwungen. Man ändert sich nicht selbst, sondern passt sich immer nur veränderten Gegebenheiten an.
Ersteres ist irgendwie beruhigend, letzteres sehr einleuchtend. Der Mensch gehört physikalisch zu den Trägheitsmomenten, er braucht einen gewissen Impuls, der von außen einwirkt, um seine Laufbahn zu ändern. Wir verändern uns erst dann, innerlich oder äußerlich, bzw. situativ, wenn wir es gar nicht mehr mit uns oder der Situation, in der wir uns befinden, aushalten. Interessant ist, dass lt. dieser Theorie die Situation das Starre ist, und der menschliche Charakter das Anpassungsfähige (aber nicht selbst veränderungswillige). Das ist nur dann trivial, wenn man nicht gewohnt ist, die Intitiative eigentlich beim Subjekt selbst zu sehen: ich kann mich ändern, weil ich mich ändern will. Nein, wahrscheinlich nicht, denn, warum soll ich mich verändern wollen? Aus einer Laune heraus? Die eigene Persönlichkeit, so schwer fassbar sie auch ist, scheint doch das einzig Fixe in dieser sich ständig ändernden Welt zu sein, in diesem Fluss der Phänomene. Wenn wir auch noch diesen festen Standpunkt verlieren, werden wir vom Fluss mitgerissen und lösen uns in ihm auf. Umso schlimmer für diejenigen, die ihren Charakter ablehnen und den festen Halt woanders, oder in jemand anders suchen müssen.
Und – vielleicht möchten wir uns nicht anpassen, sondern anerkannt werden, vielleicht wollen wir uns nicht selbst ändern, sondern wir wollen, dass die anderen sich ändern, oder zumindest ihre Meinung über uns. Was noch nicht einmal etwas mit Überheblichkeit zu tun haben muss, - und auch nicht mit Trägheit.
teildesganzen - 25. Okt, 20:12