Es ist mal wieder Zeit für die Sommerhoroskope der einschlägigen Frauenmagazine, und da ich zwar datenmäßig ein Widder bin, aber charaktermäßig irgendwie nicht, verpasse ich augenscheinlich eine richtig gute Zeit. Widdern steht nämlich im Juli der Mars ins Haus, und Mars und Widder heißen Party ad infinitum. Wäre ich ein echter Widder, würde ich vor Charme sprühen, so was wie Leidenschaft entwickeln und flirten bis zum Umfallen, von anderen Sachen gar nicht zu reden. Schade eigentlich. Ich kann an dieser Stelle sagen, wie mein Sommer aussehen wird: umziehen, zwei Referate vorbereiten und halten, Vertretung für meinen Chef machen, (hoffentlich) faul im Liegestuhl auf dem Balkon liegen und den neuen Harry Potter lesen. Davon steht jetzt so gar nichts im besagten Horoskop, aber hört sich doch auf den ersten Blick nicht viel schlechter an, oder?
Gut, ich werde im September mal Revue passieren lassen, und zwischen Sollen und Sein abgeleichen. Nicht vergessen: am 08. und 09.07. sind Highlights, welcher Art auch immer.
teildesganzen - 17. Jun, 20:21
Warum hängt man sein Herz, und schlimmer noch, sein ganzes Selbst, an Dinge, die es absolut nicht wert sind? Warum misst man den eigenen Wert an Messlatten, die unter einen Kategorienfehler fallen, was man auch weiss, aber was einem trotzdem irgendwie egal ist? Warum denkt man, dass der eigene Wert an eine Existenzberechtigung geknüpft ist? Dazu kann sofort erläutert werden, dass diese Verknüpfung nicht gilt, weil die Existenzberechtigung schon deshalb vorhanden ist, weil man da ist. Allerdings sollte angemerkt werden, dass Existenzberechtigung selbst nicht besonders viel ist. Aber auch, wenn Selbstwert nicht an die Existenzberechtigung geknüpft ist, sollte man sich fragen, woran er denn geknüpft ist.
Die Antwort auf diese Frage ist heutzutage prinzipiell schwierig geworden, unter Umständen aber auch leichter, wenn man bedenkt, dass der Selbstwert einiger Leute davon abhängt, was für einen Score sie beim PS2-Spielen erreichen. Für andere Leute bleibt dagegen nur so etwas wie schulische oder universitäre Leistungserfolge, vor allem, wenn sie über mangelnde Koordinations- und Reaktionsfähigkeit verfügen, was sie daran hindert, einen guten Score beim PS2-Spielen zu erreichen. Das sind Leute, die für Noten lernen, eigentlich egal was, hauptsache die Ergebnisse sind so gut wie möglich. Natürlich sucht man sich Bereiche aus, die einem liegen, warum auch immer, aber das gewährleistet natürlich eher Erfolge, als Sachen, in die man sich erst mühsam einarbeiten muss. Zu leicht darf es aber auch nicht sein, weil dann die Herausforderung fehlt. Eine gute Note hat aber nur eine geringe Halbwertzeit. Dann muss die nächste Prüfung her.
Das ganze ist abartig, blöd und vor allem anstrengend, also was gibt es noch für Messlatten für den Selbstwert? Andere Leute? Puh, gefährlich. Aber das ist natürlich eine der Quellen, die immer in einem gewissen Sinn maßgebend sind. Mehr oder weniger. Aber wessen Selbstwertegefühl bleibt schon unangetastet, wenn der Rest der Welt einen hasst – oder übersieht?
Wo ist die Quelle, die in uns selbst ist? Gibt es eine solche Quelle? Und aus welchem Stoff soll sie sein? Das Problem mit normativen Begriffen, wie dem Wert, ist, dass eine einzige Person nicht ausreicht, um Normativität zu gewährleisten. Normatives muss immer von zwei oder mehr Personen beurteilt werden, um normative Qualität zu haben. Also Selbstwertgefühl kann jemand nur haben, wenn der andere auch Anzeichen gibt, dass er einen für ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft hält. Gut, dann haben wir eben faktisch Selbstwertgefühl, unabhängig von Anderen. Haben wir das? Zumindest nicht jeder. Des weiteren ist Selbstwertgefühl trotzdem irgendwie „intentional“, also immer bezogen-auf-etwas, im Hinblick auf etwas, woran es gemessen wird. Die Messlatte scheint nicht reduziert werden zu können, selbst wenn wir alleine bestimmen, welchen Wert wir auf der Latte erreichen. Hier sind wir wieder am Beginn der Überlegung, und es bleibt schwierig. Manchmal denke ich, dass Kieselsteine solche Probleme weniger haben, und dann werde ich eine Sekunde lang neidisch.
teildesganzen - 13. Jun, 20:19
Nach einer Zeitreise in die Vergangenheit, direkt zu den Doors mit ihrer nervtötenden Hammond-Orgel, die ich noch nie leiden konnte, gibt es die beste Single des Jahres, und der Grund, aus dem diese CD in die eklektische TdG-Sammlung aufgenommen wurde. Apply some pressure ist jetzt schon ein Klassiker ähnlicher Marke wie Blurs Song2. Auch danach hält sich die Hammond-Orgel dezent im Hintergrund, und setzt ein paar Akzente, die dazu beitragen, dass man Maximo Park nicht mit den Killers oder Franz Ferdinand verwechselt (die ich natürlich ebenfalls liebe. Stecke ein paar junge Briten in Anzüge, und ich kauf die CD). Der Rest kommt irgendwie urban daher, irgendwie stylisch, irgendwie spartanisch, mit interessanten Arrangements,teilweise melodiös, manchmal etwas gewöhnungsbedürftig. Also gewöhnungsbedürftig ist die ganze CD, die erst beim zweiten Hören ihren Charme entwickelt. Aber das bedeutet ja auch, das sie einem nicht schon nach zehnmal hören über ist.
Und eigentlich kann eine CD nur gut sein, die einen Song namens Limassol enthält. Guter Name, aber keine Ahnung, was er bedeutet.
teildesganzen - 10. Jun, 19:33
Zum 3. Star-Wars-Teil von einem total Unbedarften: nie der große Star-Wars-Fan gewesen, und auch jetzt keiner geworden. Interessant ist es aber doch, was Lucas durch die Rückblende erreicht hat: er hat das vollkommen Böse aus der bekannten Trilogie personifiziert, er hat ihm ein Gesicht gegeben, und eine Geschichte. „Das Böse“ ist nicht das Böse schlechthin, stattdessen ist es ein Mensch, der sich entschieden hat, und der Gründe für diese Entscheidung hatte. Und diese Gründe sind auch auf den ersten Blick weder unsympathisch, noch unverständlich, oder nicht nachvollziehbar – wenigstens der ausschlaggebende Grund, die Rettung Padmas. Gut, vom Ehrgeiz zerfressen werden ist sicherlich ein Persönlichkeitsmanko, aber es ist fraglich, ob Anakin ein Sith geworden wäre, allein aus Ehrgeiz oder Enttäuschung über die Zurückhaltung des Jedi-Rates. Abseits aller moralischen Bewertung ist dieses Rückblenden-Projekt aber durchaus interessant, das nicht darauf zieltzielen sollte, zu rechtfertigen, sondern darauf, zu verstehen.
Und vielleicht zu relativieren. Die Antagonie zwischen Jedi und Sith ist dünn geworden, und die Erklärung, die Anakin dem Kanzler gibt, wirkt wie auswendig gelernt: die Sith interessieren sich nur für sich selbst, sind immer auf Erweiterung der persönlichen Macht aus, während die Jedi für andere da sind - der Prinzipien-Gegensatz zwischen Egoismus und Altruismus. Letztlich ist das Prinzip Altruismus jedoch fragwürdig geworden - die Jedi kämpfen 2 ½ Folgen lang für die falsche Sache, bis sie schließlich ihr Scheitern eingestehen müssen. Wohin führt Altruismus, wonach kann er sich richten, woran orientieren, wenn dieser Orientierungspunkt notorisch außerhalb der Persönlichkeit selbst liegt – und damit ständig im Wechsel begriffen ist? Auch das metaphysische Moment der Macht hilft hier nicht weiter,von der es selbst auch eine dunkle Seite gibt. Während es im Leben keine Möglichkeit gibt, in sich hineinzuhorchen, um eine richtige, bzw. moralisch gute Entscheidung zu fällen, ist dies auch im Prequel nicht mehr so einfach, wie es noch in der klassischen Trilogie schien. Die Positionierung im Altruismus bewahrt nicht davor, Entscheidungen treffen zu müssen, und diese fallen zum Teil genauso grausam aus, wie die Entscheidungen, die die Sith treffen. Das zeigt die Szene, in der Kenobi den sterbenden Anakin im der Lava-Asche liegen lässt, statt ihn von den Schmerzen zu erlösen (auch wenn diese Entscheidung natürlich dramaturgisch notwendig war). Jedi und Sith: so wenig, wie es das Böse an sich gibt, gibt es auch das Gute an sich. Jeder kämpft für das, was er für richtig hält – für richtig im Hinblick auf bestimmte Ziele.
Und wer bewertet die Ziele? Aber lassen wir das, Ethik verwirrt mich immer.
teildesganzen - 8. Jun, 09:47
Wieviel darf man von den eigenen Erinnerungsstücken wegschmeißen, was sollte man behalten, ist es eine Belastung oder eine Bereicherung? Wenn man umzieht, ist vorher auf- und ausräumen angesagt, und während es bei Klamotten noch relativ leicht ist, wegzuschmeißen (alles, was man ein Jahr nicht mehr getragen hat, Ausnahme: mein goldfarbener Lieblingsrock), stellt sich doch die Frage, ob man die Kunstpostkarten behalten soll, die man auf der ArtCologne geklaut hat, Begleitzettel zu Ausstellungen und Veranstaltungen, Foto-Dankeschön-Karten von Hochzeiten, Uhrenprospekte? (Letzlich traue ich mich nicht, die After-Hochzeitskarten zu entsorgen, weil das vielleicht ein schlechtes Omen für die Protagonisten ist.) Aber wieviel ist wichtig, damit man sich ein wenig an sein früheres Leben und an sein altes Selbst erinnert? Manchmal dienen diese Dinge als Erinnerungsanstoß bez. Sachen oder Gelegenheiten, die man sonst für immer vergisst, weil sie nicht wichtig sind, aber doch irgendwie eine Facette des damaligen Lebens bilden.
Trotzdem schmeiße ich viel zu viel und zu gerne weg, weil es irgendwie befreit. Wenn das Leben schon so kompliziert ist, ist es befreiend, wenn die Schubladen übersichtlich sind.
teildesganzen - 3. Jun, 19:36