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Sonntag, 13. November 2005

Deus in Köln

muss ich unbedingt nachtragen, weil es so ein gutes Konzert war. Die LMH war ausverkauft und die Konzertbesucher waren alle so alt wie wir, jedenfalls die meisten. Das Konzert hat viel zu spät angefangen, für Leute, die morgens wieder um 5 Uhr 30 rausmüssen und außerdem waren auch ein paar Niederländer und Belgier da, was man jedenfalls an den Nummernschildern der zugeparkten Strassen ablesen konnte. Ich erinnere mich an mein erstes Deus-Konzert, das schon ultralange her ist und daran, dass ich mich zu Tode gelangweilt habe. Nach Ideal Crash ist jedoch alles plötzlich ganz anders. Dann treten Deus in gleißendem Scheinwerferlicht auf, dass erst nach ein paar Sekunden schwächer wird und einen Blick auf die Band erlaubt, die in trauter Entracht nebeneinander auf der Bühne stehen. Ich finde es irgendwie immer sehr cool, wenn mehrer Musiker in einer Linie vorne an der Bühne stehen, das sieht so direkt aus, so einträchtig, so hierarchiefrei, was bei Deus aber eigentlich nicht der Fall sein dürfte. Anfangs wird immer ein neues Stück und ein Klassiker gespielt, alle alten Sachen von Deus sind übrigens Klassiker, und klingen wahnsinnig gut und aktuell, wenn man sie schon so lange nicht mehr gehört hat. Vielleicht sind die Sachen von Pocket Revolution nicht ganz so stark, wie Ideal Crash oder die CDs davor, aber ist völlig irrelevant, im Rahmen des Konzertes verschmilzt alles zu dem Besten und Individuellsten, was die ganze verdammte Szene seit langem zu bieten hat.

magistra

artium darf ich mich jetzt seit letztem Samstag schimpfen und abgehen davon, dass ich fast in Tränen ausgebrochen bin, als ich auf der Poststelle das Einschreiben mit der Urkunde und dem Zeugnis abgeholt habe, ist doch alles sehr unspektakulär abgelaufen. Und nachdem mir gestern meine Professorin versichert hat, dass die meine Doktorarbeit betreuen würde, bin ich am grübeln, ob ich das direkt anschließen sollte. Tatsache ist, nach dem Abschluss dieses verdammten Studiums habe ich zwar technisch keine Langeweile, aber auch keine besondere Perspektive. Ich könnte mich jetzt zum Privatvergnügen durch philosophische Werke lesen oder von Vortrag zu Vortrag hangeln, aber letztendlich ist das alles so flüchtig wie der Wind auf den Weiden. Und eigentlich habe ich auch auf dem Deus-Konzert am Donnerstag schon eine Idee bekommen, womit man sich mal beschäftigen könnte.

Was spricht dagegen: zum einen habe ich durch den Stellenwechsel weniger Zeit als vorher, zum zweiten darf ich meinen Freund nicht mehr vernachlässigen, zum dritten bin ich tot bevor ich 40 bin, wenn ich mich nochmal diesem selbstfabriziertem Psychostress aussetze. Zum letzten habe ich mich seit Abgabe der MagA zu einem etwas sozialeren Wesen rückentwickelt, und sollte dieses junge Pflänzchen nicht schon im ersten Keim ersticken.

Was spricht dafür: nicht viel, außer der nachträglichen Rechtfertigung eines abgeschlossenen Studiums, welches von Beginn an sinnlos war. Ach ja, vielleicht auch noch die Beschäftigung mit einem wirklich sehr interessanten Problem.

Andererseits, was wäge ich eigentlich ab, die Entscheidung ist tief in meinem Inneren schon gefallen, und wenn ich es nicht zumindest versuchen würde, wäre ich nicht die, die ich bin: eine unüberlegte, planlose Aktionistin.

Freitag, 21. Oktober 2005

Halb sieben morgens

in der Bahn ist das Leben so normal wie ein Pendlermorgen nur sein kann, so müde und unaufgeregt, so überfüllt und muffig, aber so neu und seltsam für mich. Das erste kleine Erfolgserlebnis, wenn der Zug morgens noch am Bahnsteig steht, wenn man pünktlich den Zielbahnhof erreicht, und sich mit den Massen auf den U-Bahnsteig schiebt, um sich in eine der um diese Zeit häufig fahrenden Bahnen zu quetschen, und dann irgendwann mal in das Dunkel des Morgens hinaufzusteigen, mit den neuen Kollegen, die man nicht kennt, in die neue Arbeitsstätte zu laufen. Immer in einer mehr oder weniger großen Gruppe, aufgehoben im Alltag, ist ein existentiell anderes Gefühl, als morgens allein mit dem Rad zur Arbeit zu fahren.

Samstag, 8. Oktober 2005

Chronologie der Ereignisse

19.09. Ich gebe mein Abschiedsfrühstück. Der Chef hält eine sehr nette und erstaunlich durchdachte Rede für einen Mitarbeiter wie mich, aber vielleicht war ich doch nicht so geistig abwesend, wie ich mich immer gesehen habe.

20.09. Letzter Arbeitstag. Ich versuche, es ruhig angehen zu lassen, obwohl ich noch ein letztes Mal Vertretung machen muss. Arbeitsmäßig klappt alles, aber ansonsten bleibt doch das zu erwartende Chaos nicht aus. Ich bringe mein Abschiedgeschenk zwischendurch nach hause und stelle dann fest, dass mein Autoschlüssel nicht mehr funktioniert. Bevor ich zur Arbeit zurückfahre, schnell bei Mercedes vorbei, wo man mir nach dem ergebnislosen Austausch der Batterie erklärt, dass es nicht mit einem Austausch der Batterie getan ist, sondern dass der Schlüssel defekt ist, und eine Neubestellung um die 120 Schleifen kostet. Ich bin zum ersten Mal an diesem Tag vollständig bedient. Zurück auf der Arbeit treffe ich mich zum letzten Mal mit einer Kollegin in der Kantine und beginne dann meinen Abschiedslauf, der beim Chef endet und dort auch erst mal stagniert. Zwischendurch verabschieden sich Kolleginnen von mir, und als der Chef abgelenkt wird, versuche ich mich zivilisierter von dem Rest zu verabschieden. Bei den Leuten, mit denen ich gar nicht so eng zusammengearbeitet habe, fange ich an zu heulen. Bei meinen liebsten Kolleginne höre ich wieder auf, aber die sehe ich ja wahrscheinlich auch noch. Mein Abteilungsleiter bestätigt mir noch einmal dass ich doch immer recht geistesabwesend gewesen bin, und dass ich dass doch ändern soll, wenn ich Karriere machen möchte. Ich bin trotzdem so gerührt, dass ich meine Jacke vergesse, was mir aber erst einen Kilometer später auffällt. Unter mehrfachen Flüchen wende ich und fahre wieder zurück, mittlerweile bin ich schon eine Stunde zu spät für meinen Friseurtermin. Zum Glück hat die Verwaltung noch auf, also schnappe ich meine Jacke und fahre zum Friseur. Dort darf ich natürlich warten, weil ich ja eh schon zu spät bin, außerdem bin ich unentspannt, weil irgendwer merken könnte, dass der Kofferraum meines Wagens nicht abgeschlossen ist. Zwar konnte ich die Türen mechanisch schließen, den Kofferraum aber nicht. Frisch frisiert und immer noch Besitzer des Wagens verbringe ich den letzten Arbeitstag zu hause und gehe früh ins Bett.

21.09. – 30.09. Urlaub. Irgendwann im Urlaub erhalte ich einen Anruf der Personalsachbearbeiterin meiner neuen Dienststelle, und das Angebot, mich auf eine weitere Stelle zu bewerben, die kurzfristig ausgeschrieben ist. Ich bin entzückt, weil ich mich schon immer für diese Richtung interessiert habe und sage, klar, warum nicht. Gut, denke ich als ich aufgelegt habe. Ich bin flexibel, ich bin offen für alles, ich bin ein perfekter moderner Sachbearbeiter.

02.09. Meine Eltern und die Eltern meines Lebensgefährten treffen zum ersten Mal aufeinander. Sie sind von uns zum Essen eingeladen und dürfen sich unsere neue Wohnung ansehen. Sie verstehen sich eigentlich ganz gut, das selbstgekochte Essen ist fast lecker und die Nörgeleien an der Wohnungseinrichtung halten sich in Grenzen. Von beiden Seiten wird allerdings die Frage an uns gerichtet, warum es eigentlich so lange gedauert hat, bis sie sich mal kennenlernen konnten. Schulterzucken unsererseits. Wir sind ja auch erst seit 14 Jahren zusammen.

03.09. Tag der Deutschen Einheit. Mein potentieller erster Arbeitstag ist ein Feiertag. Ich bin nervös wie die Hölle und kann mich daher nicht wirklich erholen.

04.09. Mein faktisch erster Arbeitstag. Ich verpasse weder Bahn noch U-Bahn, bin sogar in der geistigen Verfassung, mir noch etwas zu essen zu kaufen, falls eine Kantine nicht existent ist. Nicht, dass ich in der Lage fühle, jemals wieder feste Nahrung zu mir nehmen zu können. Überpünktlich anwesend stelle ich fest, dass mit mir zusammen noch zwei weitere Leute anfangen, was die Situation für mich erheblich entspannt. Wir bekommen unseren Einweisungsplan, der über einen Zeitraum von fünf Wochen geplant ist, werden herumgeführt, in unser Büro gesetzt, das schon fast komplett eingerichtet ist, mit in die Kantine genommen, kurz gesagt, wir werden verhätschelt, und das ist toll. Von der anderen Stelle ist erst einmal keine Rede mehr, aber ich fühle mich in der Abteilung, für die ich mich eigentlich beworben habe, ganz gut aufgehoben. Die Kollegegen scheinen nett, ich bin nicht allein, die Arbeit hört sich nicht so stressig an, die Arbeitsbedingungen sind traumhaft. Dann werde ich ganz allein erst zum Chef einer Abteilung, dann zum Chef des Ganzen gerufen, die mich noch einmal auf die andere Stelle ansprechen. Es stellt sich im Laufe der Gespräche heraus, dass diese Stelle ein wenig anspruchsvoller und weitaus weniger gemütlich ist, als die, auf die ich mich beworben habe, gleichzeitig prasseln jedoch Komplimente auf mich herab, für die ich überaus empfänglich bin. Ich bleibe also bei meiner Bewerbung und werde jeweils mit einem Lächeln und einem festen Händedruck belohnt. Ich soll erst einmal dort bleiben, wo ich bin, die Bewerbungsfrist läuft noch, ich bekomme bescheid.

05.09. Ich werde mit den beiden anderen zusammen eingewiesen, lerne mehr Kollegen kennen, werde zum gemeinsamen After-Work-Essen eingeladen, und fühle mich immer wohler. Es beschleicht mich die Ahnung, dass meine Entscheidung vielleicht zu überdenken gewesen wäre. Ich höre, dass sich noch weitere Leute auf die besagte Stelle beworben haben und beginne zu hoffen, dass man sich für einen der hauseigenen Leute entscheiden wird. Der Zweifel nagt weiter: wodurch ist diese Entscheidung eigentlich begründet: durch die Neigung, anderen zu gefallen und es daher immer jedem recht machen zu wollen, oder durch so etwas wie Überehrgeiz? Andere Fragen tauchen auf: ist es richtig, sich so schnell auf eine Schiene festzulegen, zumindest für ein paar Jahre, oder sollte man lieber abwarten, welche Stellen sich im Laufe der Zeit noch so anbieten? Ich höre den ganzen Tag lang nichts und beschließe, mich von all diesen Fragen mit Hilfe eines ausgedehnten After-Work-Shoppings am morgigen Tag abzulenken.

06.09. Ich wache auf und habe Halsschmerzen. Auf der Arbeit angekommen überfällt mich eine Schnupfen-Attacke, die im Laufe der Zeit meinen Taschentuchvorrat rapide dezimiert, so dass ich bald gezwungen bin, auf Toilettenpapier zurückzugreifen, nachdem ich nicht länger die Kollegen anschnorren möchte. Die Kälte kriecht in meinen Knochen hoch und verwandelt sich in Dumpfheit, als sie meinen Kopf erreicht. Meine seit Dienstag andauernden Versuche, freundlich und kommunikativ zu sein, um nicht sofort von den neuen Kollegen als der komische Eigenbrötler entlarvt zu werden, der ich nun einmal wesensmäßig bin, gehen auf das notwendige Minimun zurück. In der Kantine merke ich, dass meine Geschmacksnerven nachlassen, und als ich zum Chef gerufen werde, der mir mitteilt, dass ich die besagte Stelle bekomme, reicht meine geistige Verfassung nicht mehr dazu aus, die Fragen zu stellen, die ich eigentlich stellen wollte und gewisse Anmerkungen zu machen, die ich für wichtig halte, wie zum Beispiel darauf hinzuweisen, dass mich auch noch andere Richtungen in der neuen Dienststelle interessieren. Ich fühle mich so mies, dass ich entscheide, auf das After-Work-Shopping zu verzichten, und das will schon etwas heißen. Auf dem Bahnhof erfahre ich jedoch, dass mein Zug wegen eines Bahndammunglückes ausfällt. Wir warten also auf den nächsten Zug. Als der Bahnsteig so voll ist, dass kaum noch ein Zugreisender daraufpasst, teilt man uns bedauernd mit, dass auch der nächste Zug aus dem gleichen Grund auf unbestimmte Zeit verschoben wird. Das „auf unbestimmte Zeit“ dringt bis in mein benebeltes Hirn durch, woraufhin ich eine alternative Strecke nach hause wähle, die einen ziemlichen Umweg beinhaltet. Zu hause angekommen esse ich noch etwas und falle ins Bett. Ich will auf keinen Fall schon in meiner ersten Arbeitswoche krank feiern.

07.09. Ich versuche morgens aufzustehen, was mir nicht gelingt. Ich bin vollkommen fertig, und langsam finde ich mich damit ab, dass ich tatsächlich in der ersten Arbeitswoche einen Krankenschein einreichen muss.

Ich habe das jetzt hier so detailliert aufgeschrieben, weil ich mich nach ein paar Monaten mal wieder fragen werde, wie zum Teufel eigentlich alles so gekommen ist, wie es sich dann darstellt. Passiert eigentlich irgendwann mal etwas so, wie man es sich vorstellt? Oder gelten doch die fatalistischen aber weisen Worte von Paula, „jeder Plan ist vertan, jedes Ziel ist schon zuviel“?

Dienstag, 27. September 2005

Bieri´s Freiheitsbegriff

Peter Bieri im Rheinischen Industriemuseum in Euskirchen-Kuchenheim, manchmal verirren sich tatsächlich Philosophen nach Euskirchen, der Stadt der Zuckerrübe und des Diät-Pillen-Skandals. Peter Bieri, Herausgeber wichtiger Compilations zur Analytischen Philosophie und seit neuestem auch Romanautor, sprach in der skurillen location der Fabrikhalle des Museums über den Freiheitsbegriff. Der Vortrag war massenkompatibel, sehr gut strukturiert und verständlich, gespickt mit Hinweisen darauf, was Philosophie ist, und vor allem, was sie nicht ist. Seine Systematik: erst die Assoziationen mit dem Begriff Freiheit darstellen, das Begriffsnetzwerk vorstellen: Handlungsbegriff – Freiheit – Entscheidung/Wahl – Wille – Offene Zukunft- Verantwortung – moralische Bewertung. Nach der Betonung, dass diese Begriffe unauflöslich miteinander verbunden sind, folgt die Begriffsklärung: Handlungsfreiheit und Willensfreiheit sind etwas unterschiedliches, ersteres wird durch letzteres erklärt. Weiterführend dahin, was (Willens-)Freiheit ist, erst die Antithese: Freiheit ist nicht die Abwesenheit von Vorbedingungen. Negation dieser abzulehnenden These durch eine reductio ad absurdum: die Folgen dieser Annahme sind unsinnig, also ist es auch die Annahme selbst. Die Folgen wären: bedingungsloser Wille ist niemandes Wille und unbestimmt, Unbelehrbarkeit des Willens, Unkontrollierbarkeit des Willens. These oder Vorschlag, wie (Willens-)Freiheit stattdessen verstanden werden kann – als Freiheit unter Bedingungen, als bedingte Freiheit, die in eine Lebensgeschichte/Vorgeschichte integriert ist. Dies beinhaltet: Plastitzität des Willens (Übereinstimmung mit einem Urteil, was richtig oder falsch ist), Verstehbarkeit des Willens (Wissen, warum man etwas will), Integriertheit des Willens (Akzeptanz des Willens). Überprüfung der These anhand Gegenüberstellung mit den assoziierten Begriffen der offenen Zukunft und der Verantwortung. In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff der Sanktion beleuchtet: Sanktionen bedeuten nicht Abschreckung, was eine unzulässige Instrumentalisierung des Schuldigen darstellt, sondern muss als Abgrenzung zwischen und Verteidigung von Lebensformen verstanden werden.

Didaktisch und formal ausgezeichnet, wenn auch lustigerweise die Anwesenden (Rotarier, ein Philosophiekurs samt Lehrer, und interessierte Bürger, der Raum war vollgepackt) sich zuerst an den Formalia aufgehangen haben - heiss diskutiert wurde die reductio ad absurdum – ist die These inhaltlich leicht kontrovers, was bei einigen auch durchgesickert zu sein scheint. Es ist ja nicht die Bedingtheit der Neurobiologen, die hier behauptet ist, die auf eine naturgesetzliche Notwendigkeit hinausläuft, es ist auch nicht die normative Bedingtheit Kants, sondern es ist eine individuell-historische Bedingtheit, so wie ich das verstanden habe. Es bleibt die Frage, ob man nicht das Problem der Willensfreiheit mit dem der Urteilsfreiheit, oder Urteilsfähigkeit, eintauscht, denn um die Determination aus der Lebensgeschichte heraus zu vermeiden, ist der Begriff des Urteils notwendig, den Bieri ja auch in seinem Punkt der Plastizität anspricht. Eventuell wird Willens- und Urteilsfreiheit hier in den Dualismus Individuum und Gesellschaft hineingedacht, was ja auch in der seltsamen Konsequenz der „Verteidigung von Lebensformen“ angesprochen wird. Freiheit oder Willensfreiheit entstünde dann im Raum der Kontroverse wessen Urteil richtig ist, Individuum oder Gesellschaft, wessen Lebensform sich durchsetzen darf, die individuelle oder die in der Gesellschaft anerkannte (was ein Hörer aufgegriffen hat, als er nach dem Normalitätsbegriff fragte, den Bieris These erfordert). Das ist aber nicht so richtig deutlich geworden. Auch nicht, ob dann der Begriff des Willens überhaupt obsolet wird.

Sonntag, 25. September 2005

Ontologie?

Metaphysik? Es ist auf einmal so weit weg, nach dem Sinn von Sein zu fragen, es scheint auf einmal so leer über die Identität von Denken und Sein nachzudenken, über den Grund des Denkens, über das Eine, das Nichts ist. Über den Unterschied von Sein und Seiendem. Ist das, was für die Philosophie einmal erste Wissenschaft war, auch wenn das schon lange her ist, überhaupt noch relevant für die Philosophie? Gibt es Leute, die heute noch Metaphysik machen, oder ist Ontologie in den 70ern in der Philosophiegeschichte verschwunden? Momentan kommt es mir irgendwie obskur vor, Fragestellungen nach dem Sinn von Sein rücken fast in die Nähe von Hermetik - andererseits war es lebendiger Ausdruck für die Arroganz des Faches Philosophie, solche Fragen zu stellen, diese Thematik zu berühren, die jenseits aller Praktik liegt, jenseits jeden Rückbezuges auf das Leben - schließlich ist es aber auch Grundlage des Philosophierens, vielleicht Ausgangspunkt für Philosphie überhaupt. Wie soll man im Zeitalter der Analytischen Philosphie mit Metaphysik/Ontologie (ich verwende diese beiden Ausdrücke jetzt mal zusammen, auch wenn man nach Nietzsche und Heidegger den Begriff Metaphysik eigentlich nicht mehr verwenden darf) umgehen? Soll man es als Aberration behandeln, oder im Rahmen der Philosophiegeschichte lernen, oder sollte man das Thema wieder aufgreifen, nur von einem neuen Zugang aus? Letztlich bleiben doch die Themen der Philosophie immer gleich, nur die Zugänge ändern sich. Aber Ontologie geht im Ausgangspunkt von der Analytischen Philosophie nicht, jedenfalls dann, wenn man Analytische Philosophie auf Sprachphilosophie reduziert. Der Grund des Seins ist nicht-sprachlich, nicht-semantisch, nicht ausdrückbar. Aber Analytische Philosophie versteht sich ja nicht nur als Sprachanalyse, sondern auch als eine bestimmte Art, mit philosophischen Themen umzugehen: als der Versuch, begriffliche Klarheit herzustellen und argumentative Zusammenhänge darzustellen, unter der Annahme, dass Rationalität und Argumentation nicht historisch relativ sind. Analytische Philosophie versteht Philosophie als Behandlung von Sachfragen, nicht als Deutung oder Vergleich. Wenn das Ziel der AP die Klärung von philosophischen Sach-Problemen ist, kann es sicherlich eine analytische Form der Metaphysik geben.

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