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Japan-Reise: erster Tag

Freitag, den 20.07.07. Narita Flughafen – Utsunomiya

Wir landen mit 10stündiger Verspätung um 18 Uhr Ortszeit in Japan; über die Verspätung muss ich hier nicht unbedingt sprechen, allerdings fällt der erste Tag in Japan entsprechend kurz aus. Mein erstes Erlebnis in Japan besteht darin, dass ich eine Plastikflasche aus einem Getränkeautomaten ziehe und keine Ahnung habe, worum es sich genau handelt. Die Flasche ist grün und das Getränk stellt sich als kalter, ungesüßter grüner Tee heraus. Nicht gerade ein geschmackliches Highlight, aber hey, es ist ein echtes japanisches Getränk, und ich kaufe es in Japan! Es ist unglaublich. Während wir darauf warten, dass unsere Reiseleitung die Japan-Railpässe abholt (wir wurden echt verwöhnt), haben wir unser erstes japanisches Essen auf dem Flughafen gekauft. Reisbällchen mit undefinierbarer Füllung. Ich mache wie erwartet die Packung nicht richtig auf, aber kann das Zeug dennoch essen und es schmeckt natürlich gut. Es ist mein erstes Essen in Japan!

Vielleicht erahnt man meine Begeisterung, wenn man diese ersten Zeilen liest, aber keine Angst, es geht nicht die ganze Zeit so weiter. Irgendwann sind auch japanische Reisbällchen und grüner Tee in Flaschen nichts Besonderes mehr.

Mit den Railpässen, die man übrigens in Deutschland bereits kaufen muss, (ganz, ganz wichtig), und die eine sehr günstige Art der Fortbewegung mit den ausgezeichneten Zügen des JR-Systems (u.a. Shinkansen) gewährleisten, fahren wir nach Tokyo-Station und kaufen auf dem Bahnsteig eine Bento-Box, bevor wir in den Zug nach Utsunomiya steigen. Eine Bento-Box beinhaltet kaltes Essen, u.a. Reis, Fisch, Fleisch, eingelegtes Gemüse, oder was man sich sonst so ausgesucht hat, und man isst alles im Zug mit Stäbchen. Ich habe keine Ahnung, was ich gegessen habe, aber es hat irgendwie ganz gut geschmeckt. Die Züge in Japan sind schnell und man sitzt sehr bequem, u.a. hat man wirklich viel Beinfreiheit. Man kann kostenlos Plätze reservieren lassen (falls man die entsprechenden Automaten bedienen bzw. mit dem Bahnpersonal kommunizieren kann), ansonsten gibt es immer ein paar Wagen, in die man sich auch ohne Reservierung setzen kann. Wenn man Platzkarten hat, stellt man sich an die Markierung auf dem Boden des Bahnsteigs, die die Wagennummer zeigt. Natürlich in einer ordentlichen Schlange hintereinander. Fährt der Zug in einen Bahnhof ein, ertönt eine lustige kleine Melodie, die klingt wie die englische Nationalhymne, garantiert aber irgendwas anderes ist.

Ich sollte todmüde sein, bin aber erstaunlich wach, wahrscheinlich auch total aufgedreht, und vertreibe mir die Zeit damit, die Kanji und Hiragana auf meiner Grünteeflasche, auf dem Laufband im Abteil oder in der kostenlosen Bahnzeitung zu entziffern. Ich verstehe nichts, aber kann gar nicht mehr aufhören. Mein Auge findet immer neue Zeichen, bleibt daran hängen und mein Gehirn beginnt, meine ausgesprochen leere Kanji-Datenbank zu durchforsten. Das kann zur Sucht werden und hört die erste Zeit in Japan überhaupt nicht auf. Später setzt allerdings die Frustration ein und man kann sich auch auf andere Sachen konzentrieren.

Dann sind wir in Utsunomiya, rollen unsere Koffer in Richtung unseres Toyoko-Inn-Hotels (eine Kette von Business-Hotels) und lassen uns von unseren Reiseführern einchecken. In der Lobby stehen die üblichen Getränkeautomaten, die uns ab jetzt auf unserer Rundreise begleiten.

Japana

Die Preise variieren ein wenig, sind aber durchaus vernünftig: für eine 0,5 Flasche grünen Tee, Iso-Getränk oder Wasser zahlt man höchstens 150 Yen, das sind ca. 1 €. Wir lassen im Laufe der Zeit eine Menge Geld in diesen Automaten, weil es im Juli wirklich ziemlich heiß und schwül ist. Beim Einchecken erhalten wir ein kleines Willkommensgeschenk: Socken. Es ist wirklich unglaublich. Dazu gibt es einen Kosmetikbeutel mit einem Haarband, einer Gesichtsmaske und Waschcreme. Die Zimmer sind standard-einfach, ziemlich klein und eng, aber sauber. Das Bad ist eine Art Plastik-Zelle und die Waschbecken ziemlich niedrig, aber alles ist völlig in Ordnung. Die japanischen Klos: sie sind eine kurze Ausführung wert, denn die Sitze sind beheizt, teilweise kann man die Temperatur einstellen, integriert ist außerdem eine Art Sprinkleranlage und ein Bidet. Man hat also neben dem Toilettensitz eine kleine Schaltzentrale. Auf den Hotelfluren hört man übrigens keine Musik, sondern Vogelgezwitscher. Ausgesprochen naturverbunden.

Kurz bevor wir schlafen gehen, müssen wir noch ein wenig durch Utsunomiya laufen, kommen aber nur bis zum Bahnhof. Es ist kurz vor 23 Uhr und auf den Straßen sind kaum noch Leute. Es nieselt vor sich hin. Wir gehen schlafen.

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