der Welt haben Bloc Party, und zwar heisst sie The Cribbs und ist sagenhaft uninsipiriert. Tatsache ist leider, dass ich bei den beiden Vorbands noch relativ fit war, aber pünktlich zum Auftritt von Bloc Party der schlechten Luft in der Live Music Hall zum Opfer gefallen bin. Ich bin zwar nicht umgekippt, aber ich habe die meiste Zeit des Auftritts damit verbracht darauf zu achten, ob ich bald umkippe, um dann ggf. aus der Location zu torkeln. Das ist scheiße, um es genau zu sagen, und ich bin etwas sauer, aber was solls, das Konzert war irgendwie gut, glaube ich, die Band hat auch auf der Bühne Ausstrahlung, nicht nur CD-mäßig, und was kann einer guten Platte schon anhaben. Tja, bis zum nächsten Mal eben.
teildesganzen - 22. Apr, 18:58
Eine coole Show, elegant, abgeklärt. Paul Banks steht fast unbeweglich am Rand der Bühne, umgeben von kühlem bläulichen oder kaltem weißen Licht, umrahmt von stroboskopartigen Scheinwerfern oder versinkend in rotem Blitzlichtgewitter, er ist Energie in Eisform und haut mit seiner unglaublichen Ian-Curtis-Stimme die Stücke raus. Antics ist etwas ruhiger als der Vorgänger, aber die Tatsache, dass das Publikum sich zurückhält, liegt eher an der Distanz, die Interpol produzieren, an dem Gefühl, dass die Musik kurz vor dem Zuhörer stehen bleibt, dass man durch eine unsichtbare Plexiglasscheibe voneinander getrennt bleibt. Interpol sind wie ein Raum, den man nicht betreten kann, dessen durchsichtige Wände gleichzeitig ausschließen und Einblick gewähren. Wie eine elegante Oberfläche, die erahnen lässen will, dass sie etwas verbirgt. Unter der aber vielleicht gar nichts mehr ist.
teildesganzen - 13. Apr, 13:28
es ist immer schön, mal was über kleinere Länder zu erfahren, die man bisher noch nicht so kannte, vor allem, wenn sie in der ehemaligen UDSSR liegen, von der man ja sowiso keine Ahnung hat. Es gibt jetzt einen Reiseführer und eine Web-Site, die diese Lücke füllen und Einblicke in eine dieser typisch östlichen Kulturen bieten. Auf
www.molwanien.de erfährt man so einiges über die Menschen und die Landschaft Molwaniens, was letztlich Gedanken hervorruft wie: Gut, dass ich da niemals hin muss. Auch wenn der Strubl wahrscheinlich besser steht, als der Yen, auch, wenn die Natur eine Menge Steine und Wiesen bietet, auch, wenn Mowanien eine Metropole wie Lutenblag vorweisen kann - es bleibt das ungute Gefühl, dass man da kein Snickers bekommt und es evt. auch keinen Burger King gibt. Aber für Leute, die weniger anspruchslos sind, könnte es ein Urlaub abseits des Mainstreams werden. Tja. Jedem das seine.
teildesganzen - 9. Apr, 18:38
Ich muss etwas über das neue Album von Coralie Clement schreiben, weil es wirklich gut ist. Man muss dazu sagen, dass man Coralie Clement vor allem dann kauft, wenn man die Nouvelle Scene Francais mag. Und Leute, die die Nouvelle Scene Francais mögen, sind tendenziell konservativ. Sie stellen bestimmte Anforderungen und haben bestimmte Erwartungen an so eine Platte. Mit der letzten CD hat CC diese Ansprüche auf jeden Fall erfüllt, es waren locker, leichte, boss-nova-artige Sachen, sehr charmant, sehr mädchenhaft, sehr französisch. Bye Bye Beauté ist nun leider gar nicht nouvelle-chansons, was aber nicht schlimm ist – nur hätte man sich diese CD wahrscheinlich gar nicht zugelegt, wenn man nicht eigentlich Bejamin-Biolay-artige Strukturen erwartet hätte. BB, der Bruder von Clement, ist natürlich auch auf dieser Platte wieder dabei, und hat die meisten Sachen geschrieben, aber auch CC´s Freund, Daniel Lorca, hat ein paar Ideen zugesteuert, bekannt von Nada Surf, die Lieblingsband aller introvertierten, realitäts-kritischen, selbst-reflexiven Indie-enisten.
Übrigens hat die meisten Sachen, die ein wenig nach Nada Surf klingen, interessanterweise auch Biolay geschrieben, und was so typisch französisch klingt, wie der lamoyante Opener Indécise, stammt aus Lorcas Feder, aber egal. Neben äußerst schönen Melodien umfasst es eine breite Spanne an Richtungen, die von dem Chanson-artigen Indécise, über das feenhafte Gloria, zu Gitarrenpop wie L´Enfer oder Kids reichen. Zum Teil perfekter Pop, dazu interessante Texte (jedenfalls das, was ich verstehe), die eine eigenartige Mischung von Gleichgültigkeit und Tiefe darstellen, und selbst sozialkritische Momente, wie das antifaschistische Kids bringen ihre Botschaft mit eingem gewissen zurückhaltenden Charme rüber.
Also erweitern wir unseren Horizont, liebe Anhänger des Le-Pop, und erweisen einem Werk, das aus der Reihe fällt, unseren Respekt.
teildesganzen - 3. Apr, 19:55
Eigentlich dient dieser Blog ja erst einmal einem persönlichen Zweck, nämlich es ist ein Art Schublade, in die Stückchen Gegenwart geworfen werden, damit man sie später als Erinnerung herauskramen, und sie chronologisch zuordnen kann. Oder, peinlich berührt, wieder zurückschmeißen kann. Tatsächlich kommen manche Sachen aber gar nicht erst in diese Schublade hinein, weil man in der Situation keine Zeit zum Schreiben hat, oder sie nicht so in die Öffentlichkeit stellen möchte, bzw. nicht weiss, auf welche Weise man sie verschlüsseln könnte, dass man selbst später in der Lage ist, sie wieder zu entschlüsseln.
Aber diese Motivation zum Bloggen ist ein Grund dafür, doch noch eine kurze Anmerkung zum Tod des Pabstes zu schreiben. Denn letztlich tangiert mich dieser Tod eigentlich nicht unmittelbar, weil ich evangelisch bin. Außerdem war ich immer gegen die dogmatische und unzeitgemäße Kirchenpolitik Johannes Pauls, jedenfalls in Bezug auf die meisten Punkte. Aber was mich wirklich berührt hat, war der Menschenauflauf auf dem Petersplatz, von denen die meisten sicher keine Voyeure waren, weil es denen wahrscheinlich nach einer Stunde langweilig geworden wäre. Stattdessen glaube ich irgendwie, dass viele aus dem Wunsch gekommen sind, um dem Pabst in seiner Sterbestunde beizustehen, und das hat mich wirklich berührt. Ich habe mich dabei ertappt, wie ich den ganzen Freitag abend, obwohl ich sicherlich besseres zu tun gehabt habe, N24 gesehen habe, und ein Gefühl dafür bekommen habe, was Kirche wirklich bedeuten kann, dass es um einen Zusammehalt geht, um eine Gemeinsamkeit, die Individuen verbindet, um um so etwas Menschliches wie Beistand und Sympathie.
Nichtsdestotroz spielte bei mir natürlich eine große Portion Voyeurismus eine Rolle, weil ich hauptsächlich auf zwei erleuchtete Fenster gestarrt habe, um den historischen Moment nicht zu verpassen, an dem sie geschlossen werden (was ja eigentlich gar nicht passiert ist, auch als der Pabst dann Samstag abend tatsächlich gestorben ist).
teildesganzen - 3. Apr, 19:10
Nina Myers ist tot. Ist sie wirklich tot? Schwer zu glauben, dass Jack Bauer sie tatsächlich endlich erschossen hat. Und irgendwie schade. Sicher, Nina Myers war eine Verräterin, eine Mörderin, sie war egoistisch, rücksichtslos, brutal. Aber darin war sie gut. Sie ist die Frau, die sich nicht von Gefühlen leiten lässt, die ihre Projekte durchzieht, die niemals die Nerven verliert, und niemals aufgibt. Sie und Jack sind sich so ähnlich, wie sonst niemand in der Serie, beiden ist jedes Mittel recht, um ihre Ziele zu erreichen – nur ihre Ziele unterscheiden sich. Sie sind geistige Zwillinge und kennen sich besser als jeder Andere, und sie sind gleichwertige Gegner, die sich gegenseitig mehr fürchten als jeder Andere.
Tatsächlich erreicht Bauer aber in jeder Staffel sein Ziel, während Nina konsequent gescheitert ist. Ihr Scheitern war graduell: am Ende der ersten Staffel konnte sie fliehen, am Ende der zweiten Staffel war sie noch am Leben, in dieser Staffel stirbt sie. Woran es liegt? Vielleicht an der Moral der Serie, nach der immer das Gute siegt, vielleicht ist da aber noch etwas anderes, was eher mit Myers selbst zu tun hat. Almeira sagt Nina in der gestrigen Folge, dass er sie nicht verstünde. Gut, vielleicht versteht er sie aus chauvinistischen Gründen nicht, eben weil er grundsätzlich nicht verstehen kann, wie eine Frau zur Verräterin und Massenmörderin werden kann – in Bezug auf die Salazars hätte Almeira sich diese Frage sicher nicht gestellt. Aber nichtsdestotrotz war immer ein Moment des Fatalismus um Nina, eine Art der Leere, als wenn sie selbst schon lange keine Begründung mehr für ihre Ziele und Taten gehabt hätte. Als wenn ihre persönliche Existenzberechtigung ab dem Ende der ersten Staffel nur noch in dem Anti-Part zu Jack Bauer bestanden hätte, nur noch darin, ein Instrument der Zerstörung zu sein, sinnlos, grundlos. Vielleicht ging es ihr nie um das Geld, um Macht, noch viel weniger um Liebe, vielleicht ging es ihr irgendwann nur noch darum, etwas beweisen zu können, Anerkennung zu erlangen, einen Status zu wahren. Und vielleicht war das am Ende nicht genug.
teildesganzen - 31. Mär, 10:47