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Schein

Mittwoch, 23. März 2005

old boy

ein Mann wird auf offener Straße gekidnappt und verbringt 15 Jahre in einem abgeschlossenen Raum. Er hat keine Ahnung, warum, keine Ahnung, wie lange es dauern wird. Der Fernseher ist sein Fenster zur Außenwelt. Durch ihn erfährt er, dass seine Frau ermordet wurde und er als Täter gilt. Er schwört, Rache zu nehmen. Dann wird er plötzlich
freigelassen. Scheinbar ohne Anhaltspunkt versucht er, sich zu orientieren, diejenigen zu finden, die ihm das angetan haben. Er scheint frei, scheint nun derjenige, der am Zug ist, der aktiv wird. Tatsächlich tauscht er nur das kleinere Gefängnis gegen ein größeres ein, wie ihm Evergreen erzählt, der hinter seiner Gefangenschaft steckt und über ein Handy zu ihm Kontakt hält. Was dieser Satz bedeutet, wird dem Zuschauer erst nach und nach klar. Seine Gefangenschaft entpuppt sich als das physische Vorstadium einer psychischen Strafe, die ihn erst jetzt erwartet. Einzelheiten seiner Gefangenschaft erscheinen später als
Konditionierung, die ein bestimmtes Verhalten herbeiführen soll, sobald er entlassen ist, Hypnose verstärkt bestimmte Effekte. Das Gefängnis ist nun in seinem Kopf und Old Boy handelt zielgerecht so, wie erwartet.

Der Film weist unterschiedliche Elemente auf. Das Rachemotiv ist das mehr oder weniger blutige Geschehen, das im Vordergrund steht, von dem der Zuschauer ausgeht, der anfangs genauso dem Klischee verfällt, wie Old Boy der Illusion seiner vermeintlich freien Entscheidungen. So wie
Evergreen mit den gezüchteten Bedürfnissen Old Boys spielt, spielt der Regisseur mit den Erwartungen des Zuschauers. Dahinter werden andere Themen angedeutet: Vergessen (Altern, sich verändern, Old Boy) und Erinnern (jung bleiben, gleich bleiben, Evergreen); die Qualität von
Strafe, als Frage, ob echte Strafe bedeutet, Gleiches mit Gleichem zu vergelten oder ob Strafe durch Auslöschung ihres Ursprungs gesühnt wird; das Problem, was Liebe ist * ein Gefühl, das so frei ist, dass es trotz der Verletzung gängiger Moralvorstellungen entsteht, oder eine physische Regung, die behaviouristisch ausgelöst werden kann.

Montag, 7. März 2005

Spiegel und rule of four

Zur Zeit spielt sich wieder das seltsame Phänomen ab, an das ich mittlerweile schon so gewohnt bin: je näher die Realität an mich heranrückt, desto weiter entferne ich mich von ihr. Ich nenne es Realität, denn wirklich ist meine Welt auch. Der Begriff der Realität hat etwas Abstraktes und Formales, wie die Zeit und der Raum bei Newton, leere Kästen. Meine Wirklichkeit – wie die Welt hinter den Spiegeln, dunkel und schön.

Außerdem stehe ich noch ein wenig unter dem Eindruck der Lektüre von Rule of Four, das ich weniger wegen des Rätsels um das Buch interessant finde, sondern wegen der Darstellung des Konfliktes, in dem sich Tom befindet. (Rule of Four sollte nicht mit dem Da Vinci Code verglichen werden, es hat ein ganz anderes Thema: hier steht weniger das Renaissance-Rätsel im Mittelpunkt, sondern das Rätsel ist Dreh- und Entwicklungspunkt der Protagonisten, die ihr Leben danach ausrichten, indem sie es suchen oder meiden.) Tom wächst zwischen zwei Fronten auf: der Arbeitswut seines Vaters, der sein Leben dem Buch widmet, und der Lebenslust seiner Mutter. Diese Frontenstellung drängt sich ihm erneut auf, als er zwischen seinem Freund Paul, der seine Tage und Nächte mit dem Rätsel verbringt, und seiner Freundin Katie wählen muss. Katie´s Interesse gilt der Photographie, sie verkörpert die Gegenwart. Abgesehen von dem hint auf die Photographie, scheint Katie der Weg in die Zukunft zu sein, der Weg, der die Vergangenheit leugnet, die sein Vater darstellt. Paul in allen drei Zeiten zu hause ist: er erweckt die Vergangenheit in der Gegenwart zum Leben und lässt sie seine Zukunft bestimmen, aber vor allem ist er der Weg von der Vergangenheit in die Gegenwart, der Weg, der die Vergangenheit in sich trägt und nicht negiert. Tom nimmt an beiden Leben teil und wählt schließlich Katie. Vernünftig, würde man denken. Das Leben, die Gegenwart und die Zukunft ist wertvoller, als sich in der Vergangenheit zu verlieren. Am Ende stellt sich jedoch heraus, dass es die falsche Wahl war: Tom verliert sich stattdessen in der Zukunft, in einer Gegenwart, die leer ist, weil die Zukunft keine Richtung hat. Die Richtung erhält sie nur aus der Vergangenheit. Die Autoren wählen ein passendes Bild, um das zu verdeutlichen: wenn die Zukunft ein Bild in einem Spiegel ist, in den man hineinsieht, sieht man die Zukunft immer nur als Reflexion in der Gegenwart, und gruppiert um sich selbst. Glaubt man, man sieht die Zukunft besser, wenn man sich umdreht, um sie direkt zu erfahren, nicht mehr vermittelt durch den Spiegel, verliert man jeden Bezugspunkt, weil man sich dann selbst nicht mehr sieht. In einem weiteren Schritt könnte man sagen, dass es wenig Sinn macht, sich selbst zu verleugnen.

Ist es überinterpretiert, wenn man daraus eine Symphatie für all die seltsamen Gestalten herausliest, die ihr Leben etwas widmen, das wenig mit dem Leben zu tun hat, die etwas hinterherjagen, dass manchmal nur eine Halluzination ist, aber eine schöne? Ich glaube, dass ich das so interpretieren möchte. Ich glaube, ich hätte nichts dagegen, Paul zu sein.

Sonntag, 20. Februar 2005

SAW

Saw kommt nicht nach Sieben, sondern ist eher eine Art Vorläufer. Nich schlecht, spielt geschickt mit Urängsten, mit Fragen wie: ich oder der Andere, ein Körperteil oder mein Leben; dazu Settings, die man aus Alpträumen kennt, gekachelte Räume, unübersichtliche Uralt-Fabriken, usw. Es ist auch tatsächlich nicht einfach, auf denjenigen zu kommen, der tatsächlich der Serienkiller ist. Auch wenn man sich 1 ½ Stunden lang echt nicht langweilt, ein wenig Subtilität wäre dennoch nicht schlecht gewesen. Zu viele Schocker überfordern und machen einen platt, unsensibel für die Story, die der Film ja durchaus beansprucht zu haben. Was fehlt, ist schließlich der echte Twist am Schluss, der Moment, in dem das Geschehen plötzlich einen Sinn erhält, in dem der Film ein Ganzes wird, wie eben bei Sieben. Oder die Art von Twist, bei dem sich plötzlich die Perspektive verkehrt, mit dem der Film einen völlig anderen Sinn erhält, wie bei Sixth Sense. Das Überraschungsmoment am Schluss war ein Überraschungsmoment, aber es hat den Film nicht angereichert, sondern war eben nur ein Effeckt unter anderen. Kann man sich aber trotzdem ansehen.

Sonntag, 6. Februar 2005

Tocotronic: Pure Vernunft darf niemals siegen

So, die neue Tocotronic. Der Vorgänger hat eine ziemliche Zäsur zu den vorherigen Alben geschaffen, mit den kryptischen, sehr ästhetischen Texten, die ich erst ein Jahr später ansatzweise verstanden habe, woraufhin ich das Album plötzlich irgendwie geliebt habe. Die neue CD ist klanglich wieder eher gitarrig, weniger Synthie, die Texte sind dafür nicht ganz so elegant, wie noch auf der letzten CD. Einige sind echt gewöhnungsbedürftig kitschig, aber zumindest titelgemäß: pure Vernunft darf niemals siegen. oder logic will break your hard. Danke, The Stills. Außerdem steht auch plötzlich mehr Beziehungsthematik im Vordergrund, woran man echt merkt, das die Jungs älter geworden sind. Was positiv heraussticht, sind die Momente der Abgrenzung, die ich schon immer an Tocotronic gemocht habe, und zu denen jetzt noch eine gute Portion Eskapismus gekommen ist. Melodien- und arrangementmäßig allerdings ein Volltreffer, fast noch besser als der Vorgänger.

Die Frage, die sich stellt: geraten Tocotronic auf die gleiche Schiene wie Blumfeld mit dessen letzten Album? Ich hoffe jedenfalls nicht. Manchmal ist es produktiv schade, wenn die soziale Abneigung zugunsten eines sozialen Rumkuschelns nachlässt.

Freitag, 28. Januar 2005

RAF

Soll man über die RAF noch reden? Tatsache ist, dass es sich bei den Mitgliedern der RAF hauptsächlich um narzisstische Selbstdarsteller gehandelt hat, um Pseudo-Intellektuelle, um irrationale Schwätzer. Die Faszination, die man für solche Bewegungen empfindet, ist hauptsächlich durch den Aktionismus begründet, durch die kompromisslose, exzessive Pragmatik, durch ein Hintenanstellen von Verantwortung und echter Rechtfertigung, die irgendwie mit Bewunderung erfüllt. Zweitens ist auch die besagte Irrationalität faszinierend, weil man intuitiv glaubt: wenn man etwas nicht versteht, dann, weil es so komplex ist, so innovativ, so umfassend. Leider versteht man es meist nicht, weil da nichts zu verstehen ist, weil das Gedankengebäude eben keine substanziellen, rationale Inhalte hat. Der Aktivismus und die wahnwitzige pseudo-philosophische Begriffswelt wird mit einer Teleologie assoziiert, und allein der Schein eines Ziels macht solche Phänome interessant. Aber der Aktivismus ist blind und die Begriffe sind leer und das Ziel mündet in Destruktion.

Also, soll man über die RAF reden? Vielleicht nur, um darauf aufmerksam zu machen, wie schnell man einem Schein verfällt, wie leicht das immer wieder passieren kann. Von daher ist die Ausstellung in Berlin, die die künstlerische Aufarbeitung des Deutschen Herbstes darstellt, genau der richtige Ansatz: Kunst als Darstellung von Schein, als Schein der Schein entlarvt.

Sonntag, 16. Januar 2005

Mr. Strange and Mr. Norrell

Das Thema des Buches ist der Umgang mit Wissenschaft und Erkenntnis – dargestellt an einem etwas ungewöhnlichen Bereich: der Magie. Die Handlung spielt in England, zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Magie ist ein Teil der Geschichte Englands, der allerdings nur noch in Mythen überlebt. Damals war England in einen Nord- und einen Südteil geteilt, während der Südteil von den bekannten historischen Königen regiert wurde, herrschte über den Nordteil ein Magier-König, John Uskglass, bis er plötzlich im 14.Jh. verschwandt. Seitdem wird England in Stellvertretung von einem gewöhnlichen König regiert und die noch existierenden Zauberer sind Historiker, Theoretiker.

Bis Mr. Norrel auftaucht, der von sich behauptet, praktischer Magier zu sein. Nach jahrelangem Studium in Zurückgezogenheit tritt er an die Öffentlichkeit, um England zu helfen, das sich im Krieg gegen Napoleon befindet. Magie soll in England restauriert werden, um dieses Ziel zu erreichen. Diese Restauration geschieht jedoch nach Mr. Norrels Bedingungen, der für sich beansprucht, der einzige praktische Magier zu sein: er beansprucht sämtliche Literatur über Magie für sich, er bestimmt die Regeln von Magie und er definiert schließlich, was Magie ist: ausschließlich menschliche, „englische Magie“. Damit trennt er die von ihm akzeptierte und praktizierte Art der Magie von ihrer Basis, die nicht-menschlich ist: Fairies haben die Magie zu den Menschen gebracht und von diesen Elfen hat der bedeutendste Magier Englands, John Uskglass die Magie erlernt. Norrell versucht durch dieses Chisma die Magie unter Kontrolle zu behalten, denn der Kontakt zu den Elfen birgt für die Menschen Gefahren: Elfen sind unchristlich, unenglisch, was letztendlich heißt, sie sind irrational. Sie haben andere Werte, verfolgen andere Ziele, ihr Verhalten ist nach menschlichen Termen nicht zu verstehen oder vorhersagbar.

Plötzlich erscheint ein weiterer praktischer Magier, Johnathan Strange. Dieser stellt sich als völlig gegensätzlich zu Mr. Norrell heraus, der ein vorsichtiges, gelehrtes Verhältnis zur Magie hat, findet in Strange einen abenteuerlustigen, waghalsigen, aber sehr talentierten Schüler. Er versucht Strange jedoch genauso unter Kontrolle zu halten, wie die Magie selbst. Er zeigt ihm nur ausgewählte Bücher, untersagt ihm jeden Zugang zu seiner Bibliothek. Die beiden entfernen sich voneinander. Strange folgt Wellington nach Spanien und unterstützt diesen durch Magie in seinem Feldzug gegen Bonaparte. Strange will jedoch mehr: er will die ganze Magie, die echte Magie, die Norrell so fürchtet. Um dies zu erreichen gleicht er sich den Elfen an: er versetzt sich in einen temporalen Wahnsinn, der deren Irrationalität entsprechen soll. Und er hat Erfolg.

Es tritt ein, was Norrel verhindern wollte. Der Kontakt zur Elfenwelt wurde seinerzeit von ihm selbst hergestellt, weil auch er ohne deren Hilfe nicht ausgekommen ist, um der Magie den Stellenwert zu geben, die sie in England haben sollte. Der zur Hilfe gerufene Elf verlangt seinen Preis für seine Tat und mischt sich weiter in die menschliche Welt ein. Unbeachtet von Norrell und Strange fühlt sich der Elf beeinträchtigt von neuen Magiern in der Menschenwelt und versucht, sie zu zerstören. Es kommt zum Eclat, als Strange seine Frau an den Elfen verliert, und versucht, sie zurückzuholen. Der Elf verbannt Strange in ewige Dunkelheit, die sich als ein schwarzer, zeitloser Turm darstellt, der Strange überall hin begleitet. In diesem Status gelingt es Strange, sein Zeil zu erreichen: er bringt die echte Magie zurück nach England, die Magie, der der gesamten Natur innewohnt.

Strange und Norrell gelingt es mit einer Hilfe, die sie beide nicht begreifen können, den Elfen zu zerstören, und das magische Gleichgewicht der Welten wieder herzustellen. Sie bleiben jedoch beide Gefangene des schwarzen Turms, der sich als ihr Elfenbeinturm herausstell. Tatsächlich sind beide nun zufrieden damit, von der Welt abgeschnitten, ungestört magische Forschung zu betreiben, Forschung um der Forschung willen.

Was beide nicht erfahren: sie sind beide Werkzeuge einer Prophezeiung John Uskglass, der mit ihrer Hilfe seinen Feind, den Elfen besiegen wollte. Sie sind Teil eines Ganzen, das beide nicht ekannt haben: Norrelle, weil er dieses Ganze letztlich fürchtet, Strange, weil er sich arrogant darüber hinwegsetzt. Sie sind Vertreter des typischen menschlichen Umgangs mit Wissen und Erkenntnis: sie betreiben Wissenschaft um eines praktischen Zweckes oder um der Abenteuerlust wegen, sie sind kurzsichtig, erfolgsorientiert und egoistisch, ohne zu versuchen, den eigenständigen Sinn dessen zu erfassen, das sie instrumentalisieren. (Also eingentlich ein Plädoyer für die Philosophie.) Was bleibt, letztendlich uneffektiv ist, aber wenigstens auch nicht schadet, ist der sprichwörtliche Elfenbeinturm.

Das Buch ist wunderbar, es hat diesen trockenen Humor, sehr englisch, und versucht auf eine sehr unterhaltsame Weise Fakt und Fiktion zu vermischen, indem historische Personen und Geschehnisse integriert werden, und indem auf einen Pseudo-wissenschaftlichen Hintergrund rekurriert wird, der duch viele Fußnoten in die Geschichte eingebracht wird.

Dienstag, 19. Oktober 2004

Ian Rankin

Ian Rankins „A Question of Blood“ ist ein Teil der Inspektor-Rebus-Reihe und ich habe es vor allem gelesen, weil diese Reihe in Edinburgh spielt. Wenn man durch die Edinburgher Buchhandlungen läuft, kommt man an Rankin nicht vorbei, und eigentlich bin ich ganz froh darüber. Nicht nur, weil es nett ist, wenn man die Straßennamen wiedererkennt und die Urlaubserinnerungen noch mal auffrischen kann, sondern auch, weil es (in diesem Band ?) nicht nur um ein Verbrechen geht, sondern um den Umgang mit dem Leben. Wessen Leben lebt man? Sein eigenes, oder lebt man ein Ersatzleben, etwas, das einen davon abhält, zu lange über alles nachzudenken? Die Protagonisten sind allein, sie ertragen die Stille des Feierabends nicht und stürzen sich immer wieder auf den Fall. Der berufliche Stress ist Vorwand, um keine eigenen Entscheidungen treffen zu müssen. Siobhan, der weibliche Partner, deutet John Rebus gegenüber an, dass er sich allzugern um das Leben anderer kümmert, als um sein eigenes. Sie selbst ist nicht viel anders, sie vernachlässigt ihre sozialen Kontakte, sie ist zu müde zum ausgehen, kann trotzdem nicht schlafen, leidet unter Panikattacken und versucht, wenigstens ihre Essgewohnheiten in den Griff zu bekommen. Der Beruf macht ihr Privat-Leben kaputt, und bietet sich ihr gleichzeitig als Ersatz-Leben an, sie ist auf einem ähnlichen Weg wie Rebus, hat aber andere Gründe als dieser, vielleicht keine wirklichen Gründe. Sie driftet mehr oder weniger zwangsweise in diese Richtung, während Rebus´ Flucht in die Arbeit eine Flucht vor der Vergangenheit ist, vor seiner Arbeit für das Militär, vor dem Zerbrechen seiner Familie. Und es geht auch auptsächlich um Familienbande in diesem Band, um die Verpflichtung gegeneinander, um den Halt, den man zu finden hofft und doch nicht findet, um die gewaltsame Zerstörung von Blutsbanden. Blut ist nicht dicker als Wasser, es gibt andere, stärkere Bindungen, denen wir uns verpflichten, und vielleicht schwingt leises Bedauern darüber im Buch mit.

Sonntag, 17. Oktober 2004

on rotation

was ich momentan rauf und runter höre:

onrotation

the killers haben das pop-Album dieses Jahres fabriziert, nach Franz Ferdinand, und it lifts you up on every occasion. the faints machen elektro-alternative und es hört sich gut an. Interpol hören sich an wie interpol, und die zweite CD ist genauso gut, wie die erste. Ich werde das Konzert verpassen, und das ist schlimm.

Wir haben darüber geredet, was für Bilder man beim musikhören sieht, weil ich glaube, dass Musik im Kopf zu Bildern umgewandelt wird, und bei Interpol sieht man immer nur Nacht-Bilder. Dunkle Räume, dunkle Straßen, graue Häuser. Bei den Killers sieht man dagegen eher Tag-Bilder, aber hauptsächlich Bewölktes. Trotzdem. The faint spielen im Dämmrigen. Und alle spielen in der Stadt, nur bei den Killers sieht man das Meer. Dabei kommen sie aus Las Vegas. Seltsam.

Sonntag, 19. September 2004

francophonic

Der Samstag-Teil der Francophonic war der Nouvelle Vague gewidmet und die Vertreter dieser charmanten Klassifizierung waren Helena und Coralie Clement. Helenas Chansons gehen in Richtung Carla Bruni, irgendwie ganz nett, obwohl ich nur die Hälfte mitbekommen habe, weil ich zähneknirschend und genervt nach einem Parkplatz gesucht habe. Was meine Laune nicht gerade gebessert hat war die Tatsache, dass ein Teil der Leute gar nicht mehr in den Mini-Saal des Stadtgartens zu passen schien. Erst nachdem im Saal etwas zusammengerückt wurde, kamen auch die Zuspätgekommenen in den Genuss.

Francophonic 18.09.2004

Französische Chansons heißt eine andere Art von Konzert, als man das sonst gewohnt ist: Musiker und Sängerin sitzen auf Hockern und die Akkustik-Gitarre ist Pflicht, weil die Stimme der Sängerin und eben das Chanson im Vordergrund steht. Helena ist mädchenhaft und süß, Coralie Clement natürlich und etwas cooler. Von der Musik her habe ich sie mir anders vorgestellt. Die Stücke von der CD kommen sehr gut rüber, das Konzert ist viel besser, als ich es erwartet hätte. Sie singt ein Stück von der Platte ihres Bruders, Benjamin Biolay, und eine sehr schöne Coverversion eines Chansoniés, dessen Name ich nicht mitbekommen habe. Sie ist immer in Kommunkation mit den beiden Gitarristen, Abstimmung durch Blickkontakt, kleine Neckereien, was sehr symphatisch wirkt. Die zweite Zugabe scheint eine Retourkutsche zu sein: chon bevor CC auf die Bühne kommt, fangen die Musiker an, Seven Nation Army von den White Stripes zu spielen. CC nimmt das eher schulterzuckend zur Kenntnis, summt und wippt mit, und erklärt dann, daß sie den Text nicht könne, woraufhin ihr einer der beiden Gitarristen ein Blatt in die Hand drückt. Das Ganze hört sich nach Slapstick an, aber sie bleibt ganz cool und versucht, den Text zu singen, was aber nur halbherzig gelingt. Dann wird sie erlöst und singt zum Schluss noch ein weiteres Lied von „Negatif“, was sie auch noch nicht so gut drauf hat, weil sie den Text abliest – von dem CD-Cover ?!. Das wirkte irgendwie nicht mal halb so unprofessionell, wie es sich jetzt vielleicht anliest, vielleicht, weil sie überhaupt nicht nervös geworden ist, sondern ganz locker blieb. Vielleicht hat sie die Selbstverständlichkeit aus ihrer Kleine-Schwester-Rolle mit in die Musik gerettet, und warum auch nicht.

Dienstag, 14. September 2004

TV-show-tingeln

mein Bruder hat gerade angerufen und mir von seiner neuen Freizeitbeschäftigung erzählt: seitdem ein Bekannter von ihm mal Karten für TV-Total bestellt hat, scheinen sie auf einer Art Liste zu stehen und werden nun dauernd angerufen, ob sie nicht auch als Gäste bei anderen TV-shows teilnehmen möchten. Also geht man zu "Kenn ich" (kenn ich nicht, soll erst noch anlaufen), "Deutschland sucht den Doppelgänger", HaPe?s Siebzigershow und zu noch ein paar Veranstaltungen, die man sich nicht unbedingt im Fernsehen anschauen würde. Im Studio vielleicht schon, außerdem gibts Freibier vorher.

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