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Sein

Freitag, 25. November 2005

detachment

is the new way to cope with everything. Instead of "my work" it´s just work. Don´t identify, just stand at the outside and watch, act without taking part, don´t get involved, just do what has to be done.

Sonntag, 13. November 2005

magistra

artium darf ich mich jetzt seit letztem Samstag schimpfen und abgehen davon, dass ich fast in Tränen ausgebrochen bin, als ich auf der Poststelle das Einschreiben mit der Urkunde und dem Zeugnis abgeholt habe, ist doch alles sehr unspektakulär abgelaufen. Und nachdem mir gestern meine Professorin versichert hat, dass die meine Doktorarbeit betreuen würde, bin ich am grübeln, ob ich das direkt anschließen sollte. Tatsache ist, nach dem Abschluss dieses verdammten Studiums habe ich zwar technisch keine Langeweile, aber auch keine besondere Perspektive. Ich könnte mich jetzt zum Privatvergnügen durch philosophische Werke lesen oder von Vortrag zu Vortrag hangeln, aber letztendlich ist das alles so flüchtig wie der Wind auf den Weiden. Und eigentlich habe ich auch auf dem Deus-Konzert am Donnerstag schon eine Idee bekommen, womit man sich mal beschäftigen könnte.

Was spricht dagegen: zum einen habe ich durch den Stellenwechsel weniger Zeit als vorher, zum zweiten darf ich meinen Freund nicht mehr vernachlässigen, zum dritten bin ich tot bevor ich 40 bin, wenn ich mich nochmal diesem selbstfabriziertem Psychostress aussetze. Zum letzten habe ich mich seit Abgabe der MagA zu einem etwas sozialeren Wesen rückentwickelt, und sollte dieses junge Pflänzchen nicht schon im ersten Keim ersticken.

Was spricht dafür: nicht viel, außer der nachträglichen Rechtfertigung eines abgeschlossenen Studiums, welches von Beginn an sinnlos war. Ach ja, vielleicht auch noch die Beschäftigung mit einem wirklich sehr interessanten Problem.

Andererseits, was wäge ich eigentlich ab, die Entscheidung ist tief in meinem Inneren schon gefallen, und wenn ich es nicht zumindest versuchen würde, wäre ich nicht die, die ich bin: eine unüberlegte, planlose Aktionistin.

Freitag, 21. Oktober 2005

Halb sieben morgens

in der Bahn ist das Leben so normal wie ein Pendlermorgen nur sein kann, so müde und unaufgeregt, so überfüllt und muffig, aber so neu und seltsam für mich. Das erste kleine Erfolgserlebnis, wenn der Zug morgens noch am Bahnsteig steht, wenn man pünktlich den Zielbahnhof erreicht, und sich mit den Massen auf den U-Bahnsteig schiebt, um sich in eine der um diese Zeit häufig fahrenden Bahnen zu quetschen, und dann irgendwann mal in das Dunkel des Morgens hinaufzusteigen, mit den neuen Kollegen, die man nicht kennt, in die neue Arbeitsstätte zu laufen. Immer in einer mehr oder weniger großen Gruppe, aufgehoben im Alltag, ist ein existentiell anderes Gefühl, als morgens allein mit dem Rad zur Arbeit zu fahren.

Samstag, 8. Oktober 2005

Chronologie der Ereignisse

19.09. Ich gebe mein Abschiedsfrühstück. Der Chef hält eine sehr nette und erstaunlich durchdachte Rede für einen Mitarbeiter wie mich, aber vielleicht war ich doch nicht so geistig abwesend, wie ich mich immer gesehen habe.

20.09. Letzter Arbeitstag. Ich versuche, es ruhig angehen zu lassen, obwohl ich noch ein letztes Mal Vertretung machen muss. Arbeitsmäßig klappt alles, aber ansonsten bleibt doch das zu erwartende Chaos nicht aus. Ich bringe mein Abschiedgeschenk zwischendurch nach hause und stelle dann fest, dass mein Autoschlüssel nicht mehr funktioniert. Bevor ich zur Arbeit zurückfahre, schnell bei Mercedes vorbei, wo man mir nach dem ergebnislosen Austausch der Batterie erklärt, dass es nicht mit einem Austausch der Batterie getan ist, sondern dass der Schlüssel defekt ist, und eine Neubestellung um die 120 Schleifen kostet. Ich bin zum ersten Mal an diesem Tag vollständig bedient. Zurück auf der Arbeit treffe ich mich zum letzten Mal mit einer Kollegin in der Kantine und beginne dann meinen Abschiedslauf, der beim Chef endet und dort auch erst mal stagniert. Zwischendurch verabschieden sich Kolleginnen von mir, und als der Chef abgelenkt wird, versuche ich mich zivilisierter von dem Rest zu verabschieden. Bei den Leuten, mit denen ich gar nicht so eng zusammengearbeitet habe, fange ich an zu heulen. Bei meinen liebsten Kolleginne höre ich wieder auf, aber die sehe ich ja wahrscheinlich auch noch. Mein Abteilungsleiter bestätigt mir noch einmal dass ich doch immer recht geistesabwesend gewesen bin, und dass ich dass doch ändern soll, wenn ich Karriere machen möchte. Ich bin trotzdem so gerührt, dass ich meine Jacke vergesse, was mir aber erst einen Kilometer später auffällt. Unter mehrfachen Flüchen wende ich und fahre wieder zurück, mittlerweile bin ich schon eine Stunde zu spät für meinen Friseurtermin. Zum Glück hat die Verwaltung noch auf, also schnappe ich meine Jacke und fahre zum Friseur. Dort darf ich natürlich warten, weil ich ja eh schon zu spät bin, außerdem bin ich unentspannt, weil irgendwer merken könnte, dass der Kofferraum meines Wagens nicht abgeschlossen ist. Zwar konnte ich die Türen mechanisch schließen, den Kofferraum aber nicht. Frisch frisiert und immer noch Besitzer des Wagens verbringe ich den letzten Arbeitstag zu hause und gehe früh ins Bett.

21.09. – 30.09. Urlaub. Irgendwann im Urlaub erhalte ich einen Anruf der Personalsachbearbeiterin meiner neuen Dienststelle, und das Angebot, mich auf eine weitere Stelle zu bewerben, die kurzfristig ausgeschrieben ist. Ich bin entzückt, weil ich mich schon immer für diese Richtung interessiert habe und sage, klar, warum nicht. Gut, denke ich als ich aufgelegt habe. Ich bin flexibel, ich bin offen für alles, ich bin ein perfekter moderner Sachbearbeiter.

02.09. Meine Eltern und die Eltern meines Lebensgefährten treffen zum ersten Mal aufeinander. Sie sind von uns zum Essen eingeladen und dürfen sich unsere neue Wohnung ansehen. Sie verstehen sich eigentlich ganz gut, das selbstgekochte Essen ist fast lecker und die Nörgeleien an der Wohnungseinrichtung halten sich in Grenzen. Von beiden Seiten wird allerdings die Frage an uns gerichtet, warum es eigentlich so lange gedauert hat, bis sie sich mal kennenlernen konnten. Schulterzucken unsererseits. Wir sind ja auch erst seit 14 Jahren zusammen.

03.09. Tag der Deutschen Einheit. Mein potentieller erster Arbeitstag ist ein Feiertag. Ich bin nervös wie die Hölle und kann mich daher nicht wirklich erholen.

04.09. Mein faktisch erster Arbeitstag. Ich verpasse weder Bahn noch U-Bahn, bin sogar in der geistigen Verfassung, mir noch etwas zu essen zu kaufen, falls eine Kantine nicht existent ist. Nicht, dass ich in der Lage fühle, jemals wieder feste Nahrung zu mir nehmen zu können. Überpünktlich anwesend stelle ich fest, dass mit mir zusammen noch zwei weitere Leute anfangen, was die Situation für mich erheblich entspannt. Wir bekommen unseren Einweisungsplan, der über einen Zeitraum von fünf Wochen geplant ist, werden herumgeführt, in unser Büro gesetzt, das schon fast komplett eingerichtet ist, mit in die Kantine genommen, kurz gesagt, wir werden verhätschelt, und das ist toll. Von der anderen Stelle ist erst einmal keine Rede mehr, aber ich fühle mich in der Abteilung, für die ich mich eigentlich beworben habe, ganz gut aufgehoben. Die Kollegegen scheinen nett, ich bin nicht allein, die Arbeit hört sich nicht so stressig an, die Arbeitsbedingungen sind traumhaft. Dann werde ich ganz allein erst zum Chef einer Abteilung, dann zum Chef des Ganzen gerufen, die mich noch einmal auf die andere Stelle ansprechen. Es stellt sich im Laufe der Gespräche heraus, dass diese Stelle ein wenig anspruchsvoller und weitaus weniger gemütlich ist, als die, auf die ich mich beworben habe, gleichzeitig prasseln jedoch Komplimente auf mich herab, für die ich überaus empfänglich bin. Ich bleibe also bei meiner Bewerbung und werde jeweils mit einem Lächeln und einem festen Händedruck belohnt. Ich soll erst einmal dort bleiben, wo ich bin, die Bewerbungsfrist läuft noch, ich bekomme bescheid.

05.09. Ich werde mit den beiden anderen zusammen eingewiesen, lerne mehr Kollegen kennen, werde zum gemeinsamen After-Work-Essen eingeladen, und fühle mich immer wohler. Es beschleicht mich die Ahnung, dass meine Entscheidung vielleicht zu überdenken gewesen wäre. Ich höre, dass sich noch weitere Leute auf die besagte Stelle beworben haben und beginne zu hoffen, dass man sich für einen der hauseigenen Leute entscheiden wird. Der Zweifel nagt weiter: wodurch ist diese Entscheidung eigentlich begründet: durch die Neigung, anderen zu gefallen und es daher immer jedem recht machen zu wollen, oder durch so etwas wie Überehrgeiz? Andere Fragen tauchen auf: ist es richtig, sich so schnell auf eine Schiene festzulegen, zumindest für ein paar Jahre, oder sollte man lieber abwarten, welche Stellen sich im Laufe der Zeit noch so anbieten? Ich höre den ganzen Tag lang nichts und beschließe, mich von all diesen Fragen mit Hilfe eines ausgedehnten After-Work-Shoppings am morgigen Tag abzulenken.

06.09. Ich wache auf und habe Halsschmerzen. Auf der Arbeit angekommen überfällt mich eine Schnupfen-Attacke, die im Laufe der Zeit meinen Taschentuchvorrat rapide dezimiert, so dass ich bald gezwungen bin, auf Toilettenpapier zurückzugreifen, nachdem ich nicht länger die Kollegen anschnorren möchte. Die Kälte kriecht in meinen Knochen hoch und verwandelt sich in Dumpfheit, als sie meinen Kopf erreicht. Meine seit Dienstag andauernden Versuche, freundlich und kommunikativ zu sein, um nicht sofort von den neuen Kollegen als der komische Eigenbrötler entlarvt zu werden, der ich nun einmal wesensmäßig bin, gehen auf das notwendige Minimun zurück. In der Kantine merke ich, dass meine Geschmacksnerven nachlassen, und als ich zum Chef gerufen werde, der mir mitteilt, dass ich die besagte Stelle bekomme, reicht meine geistige Verfassung nicht mehr dazu aus, die Fragen zu stellen, die ich eigentlich stellen wollte und gewisse Anmerkungen zu machen, die ich für wichtig halte, wie zum Beispiel darauf hinzuweisen, dass mich auch noch andere Richtungen in der neuen Dienststelle interessieren. Ich fühle mich so mies, dass ich entscheide, auf das After-Work-Shopping zu verzichten, und das will schon etwas heißen. Auf dem Bahnhof erfahre ich jedoch, dass mein Zug wegen eines Bahndammunglückes ausfällt. Wir warten also auf den nächsten Zug. Als der Bahnsteig so voll ist, dass kaum noch ein Zugreisender daraufpasst, teilt man uns bedauernd mit, dass auch der nächste Zug aus dem gleichen Grund auf unbestimmte Zeit verschoben wird. Das „auf unbestimmte Zeit“ dringt bis in mein benebeltes Hirn durch, woraufhin ich eine alternative Strecke nach hause wähle, die einen ziemlichen Umweg beinhaltet. Zu hause angekommen esse ich noch etwas und falle ins Bett. Ich will auf keinen Fall schon in meiner ersten Arbeitswoche krank feiern.

07.09. Ich versuche morgens aufzustehen, was mir nicht gelingt. Ich bin vollkommen fertig, und langsam finde ich mich damit ab, dass ich tatsächlich in der ersten Arbeitswoche einen Krankenschein einreichen muss.

Ich habe das jetzt hier so detailliert aufgeschrieben, weil ich mich nach ein paar Monaten mal wieder fragen werde, wie zum Teufel eigentlich alles so gekommen ist, wie es sich dann darstellt. Passiert eigentlich irgendwann mal etwas so, wie man es sich vorstellt? Oder gelten doch die fatalistischen aber weisen Worte von Paula, „jeder Plan ist vertan, jedes Ziel ist schon zuviel“?

Sonntag, 11. September 2005

Es ist sinnlos, nach Sinn

zu fragen oder einen Sinn realisieren zu wollen. Die Tage laufen gleichgültig vorbei, sie sehen sich nicht um und schwinden im immer näher heranrückenden Halbdunkel, das nach hinten hin durchsichtiger wird. Durch das Glas schimmert nichts hindurch. Ist es besser, etwas Ganzes schaffen zu wollen, als in einem Ziel zu enden? Etwas Ganzes, etwas Vollständiges, etwas, das nicht nur ein Ende hat, sondern auch eine Kohärenz beinaltet, nicht nur einen Abschluss, sondern auch eine Geschlossenheit in sich findet.

Wenn man ein Kind zeugt, versucht man genau das zu erreichen, denn ein Leben hat immer einen Anfang und ein Ende, und das Dazwischen ist etwas Einmaliges, Persönliches, und irgendwie Geschlossenes. Wenn man ein Bild malt, eine Skulptur anfertigt, oder ein Buch schreibt, versucht man ebenfalls, dieses Ganze zu erlangen, das sich in der Abgeschlossenheit der Produktion zeigt und in sich Verweise zwischen Inhalt oder Darstellung, Form und Machart beinhaltet. Im Gegensatz zu dem Leben eines Kindes erarbeitet der Künstler oder Schriftsteller dieses Ganze, konstruiert es, erzwingt es, in einem Gewaltakt gegen die Materialien und gegen sich.

Wann ist etwas beendet? Wenn es perfekt ist? Perfektion ist etwas anderes, Perfektion ist relativ, zeitlich, dynamisch und vergänglich, was natürlich von der Interpretion des Begriffs „Perfektion“ abhängt, während der Abschluss des Ganzen einen Bruch mit der Zeit darstellt. Der Abchluss des Ganzen ist ein Statement, das in den gleichgültigen Lauf der Zeit hineingestellt wird und von diesem nicht berührt wird. Nichts ist jemals beendet, außer man erklärt es für beendet, indem man es abschließt und es in den Raum der Zeit stellt.

Ist etwas beendet, wenn man alle Verweise ausgeschöpft hat, wenn alle Verweise letztlich auf sich selbst zurück verweisen, wenn Möglichkeiten eines Themas verwirklicht wurden?

Montag, 8. August 2005

eine Bahnhofs-Sperrung

habe ich glücklicherweise nicht verursacht, als ich Samstag mit meinem Freund in den Zug gestiegen bin, wo wir uns auf die nächsten freien Plätze gesetzt haben, und die Dame neben mir meinte, "Ist das Ihre Tüte da draußen auf der Bank?", woraufhin ich aufgesprungen bin, zur Zugtür gehechtet und gewaltbereit auf den elektronischen Türöffner drückte. Elektronik hat kein Mitgefühl mit schludrigen Menschen und deshalb fuhr der Zug einfach an. Vielleicht ist Mitgefühl auch etwas zu viel verlangt, aber Daniel Dennett könnte ich in diesem Moment antworten, dass vielleicht Thermostate, aber garantiert nicht elektronischen Zugtüren Überzeugungen haben, weswegen er sich seine ganze Intentionalitätstheorie auch vielleicht in die Haare schmieren kann. Wir sind also bis zur nächsten Station gefahren, ausgestiegen und in den kurz darauf einfahrenden Gegenzug gestiegen. Währendessen habe ich mir zwei Horrorszenarien ausgemalt, von denen die weitaus schrecklichere sicherlich der neugierige Blick einer Passantin in eine Zara-Einkaufstüte war, gefolgt von schnellem Umsehen, beherztem Ergreifen der Tasche und harmlos pfeifenden Verlassen des Bahnhofes. Daneben drängte sich mir aber auch angesichts der aktuellen politischen und sozialen Umstände die Idee auf, dass vielleicht ein besorgter Mitbürger die Polizei, Feuerwehr und den Katastrophenschuzt benachtrichtigt haben könnte, die mittlerweile in Schutzanzügen um die Zara-Einkaufstüte stehen und sich fragen, welche Art von Bombe in einer Papiertüte transportiert werden könnte. Ich beschloss, dass ich es in diesem Fall sein sollte, die harmlos pfeifend den Bahnhof verlässt, um zurück in die Stadt zu fahren und den ganzen Kram noch einmal zu kaufen, was sicherlich preisgünstiger gewesen wäre als die Rechnung vom Ordnungsamt und der Polizei, und weniger peinlich, als auf dem Titelblatt der Sonntagsausgabe des Express zu prangen.

Das Schlimmste, was passiert ist, war, dass wir, nachdem ich die Tasche unversehrt und ohne Personenschutz noch auf der Bank entdeckt habe, noch eine halbe Stunde auf die nächste Bahn warten mussten. Das zeigt doch, wie ehrlich das Publikum des Bahnhof West ist, aber auch, wie sorglos man heutzutage immer noch mit einsam vor sich hinstehenden Tüten umgeht.

Montag, 13. Juni 2005

Selbstwert und Zirkuläres

Warum hängt man sein Herz, und schlimmer noch, sein ganzes Selbst, an Dinge, die es absolut nicht wert sind? Warum misst man den eigenen Wert an Messlatten, die unter einen Kategorienfehler fallen, was man auch weiss, aber was einem trotzdem irgendwie egal ist? Warum denkt man, dass der eigene Wert an eine Existenzberechtigung geknüpft ist? Dazu kann sofort erläutert werden, dass diese Verknüpfung nicht gilt, weil die Existenzberechtigung schon deshalb vorhanden ist, weil man da ist. Allerdings sollte angemerkt werden, dass Existenzberechtigung selbst nicht besonders viel ist. Aber auch, wenn Selbstwert nicht an die Existenzberechtigung geknüpft ist, sollte man sich fragen, woran er denn geknüpft ist.

Die Antwort auf diese Frage ist heutzutage prinzipiell schwierig geworden, unter Umständen aber auch leichter, wenn man bedenkt, dass der Selbstwert einiger Leute davon abhängt, was für einen Score sie beim PS2-Spielen erreichen. Für andere Leute bleibt dagegen nur so etwas wie schulische oder universitäre Leistungserfolge, vor allem, wenn sie über mangelnde Koordinations- und Reaktionsfähigkeit verfügen, was sie daran hindert, einen guten Score beim PS2-Spielen zu erreichen. Das sind Leute, die für Noten lernen, eigentlich egal was, hauptsache die Ergebnisse sind so gut wie möglich. Natürlich sucht man sich Bereiche aus, die einem liegen, warum auch immer, aber das gewährleistet natürlich eher Erfolge, als Sachen, in die man sich erst mühsam einarbeiten muss. Zu leicht darf es aber auch nicht sein, weil dann die Herausforderung fehlt. Eine gute Note hat aber nur eine geringe Halbwertzeit. Dann muss die nächste Prüfung her.

Das ganze ist abartig, blöd und vor allem anstrengend, also was gibt es noch für Messlatten für den Selbstwert? Andere Leute? Puh, gefährlich. Aber das ist natürlich eine der Quellen, die immer in einem gewissen Sinn maßgebend sind. Mehr oder weniger. Aber wessen Selbstwertegefühl bleibt schon unangetastet, wenn der Rest der Welt einen hasst – oder übersieht?

Wo ist die Quelle, die in uns selbst ist? Gibt es eine solche Quelle? Und aus welchem Stoff soll sie sein? Das Problem mit normativen Begriffen, wie dem Wert, ist, dass eine einzige Person nicht ausreicht, um Normativität zu gewährleisten. Normatives muss immer von zwei oder mehr Personen beurteilt werden, um normative Qualität zu haben. Also Selbstwertgefühl kann jemand nur haben, wenn der andere auch Anzeichen gibt, dass er einen für ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft hält. Gut, dann haben wir eben faktisch Selbstwertgefühl, unabhängig von Anderen. Haben wir das? Zumindest nicht jeder. Des weiteren ist Selbstwertgefühl trotzdem irgendwie „intentional“, also immer bezogen-auf-etwas, im Hinblick auf etwas, woran es gemessen wird. Die Messlatte scheint nicht reduziert werden zu können, selbst wenn wir alleine bestimmen, welchen Wert wir auf der Latte erreichen. Hier sind wir wieder am Beginn der Überlegung, und es bleibt schwierig. Manchmal denke ich, dass Kieselsteine solche Probleme weniger haben, und dann werde ich eine Sekunde lang neidisch.

Freitag, 3. Juni 2005

Ausmisten der Erinnerung

Wieviel darf man von den eigenen Erinnerungsstücken wegschmeißen, was sollte man behalten, ist es eine Belastung oder eine Bereicherung? Wenn man umzieht, ist vorher auf- und ausräumen angesagt, und während es bei Klamotten noch relativ leicht ist, wegzuschmeißen (alles, was man ein Jahr nicht mehr getragen hat, Ausnahme: mein goldfarbener Lieblingsrock), stellt sich doch die Frage, ob man die Kunstpostkarten behalten soll, die man auf der ArtCologne geklaut hat, Begleitzettel zu Ausstellungen und Veranstaltungen, Foto-Dankeschön-Karten von Hochzeiten, Uhrenprospekte? (Letzlich traue ich mich nicht, die After-Hochzeitskarten zu entsorgen, weil das vielleicht ein schlechtes Omen für die Protagonisten ist.) Aber wieviel ist wichtig, damit man sich ein wenig an sein früheres Leben und an sein altes Selbst erinnert? Manchmal dienen diese Dinge als Erinnerungsanstoß bez. Sachen oder Gelegenheiten, die man sonst für immer vergisst, weil sie nicht wichtig sind, aber doch irgendwie eine Facette des damaligen Lebens bilden.

Trotzdem schmeiße ich viel zu viel und zu gerne weg, weil es irgendwie befreit. Wenn das Leben schon so kompliziert ist, ist es befreiend, wenn die Schubladen übersichtlich sind.

Sonntag, 29. Mai 2005

Das ist sie

dafür habe ich im letzten Jahr drei Heulkrämpfe gehabt, fast meinen Freund verloren, bin total vereinsamt und habe mir Ticks angewöhnt, die ich wahrscheinlich nie wieder loswerde. Die verdammte Magisterarbeit.
maga
Ich weiss auch gar nicht, wie ich mich fühle, wenn ich sie jetzt wegschicke. Auf keinen Fall erleichtert und auch nicht wirklich stolz, weil ich irgendwie kein gutes Gefühl habe. Zu lang, zu unausgegoren, zu wenig auf den Punkt. Zu wenig Antworten und noch weniger eine gute Frage. Zu wenig Literatur. Vor allem habe ich echt Angst, dass ich mit meinen Korrekturen das Ganze nur noch schlimmer gemacht habe.

Aber das Motto ist: nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Oder: der Weg ist das Ziel. Oder was auch immer.

Montag, 2. Mai 2005

Bestimmung

Gestern hatte ich so etwas wie eine Eingebung, was meine Bestimmung angeht. Ich muss klarstellen, dass ich eigentlich nicht an so etwas wie Schicksal oder Bestimmung glaube, oder geglaubt habe, aber während Schicksal im Sinne von Vorbestimmtheit immer noch unakzeptabel ist, scheint Bestimmung gar nicht mehr so weit weg zu sein.

Gestern war so ein typischer Sonntagabend, der auf einen wartet, nachdem man den ganzen Tag bei der Familie oder bei Freunden verbracht hat, man kommt nach hause, die Jalousien sind heruntergezogen, um die Sonne und vor allem die Wärme draußen zu halten, man hat den ganzen Tag gegessen und sich unterhalten und ist jetzt müde, aber zum Fernsehen ist es noch zu früh, und die Sonntagsspiele der Bundesliga interessieren mich auch nicht so brennend. Also sucht man sich eine Arbeit, die man noch eben schnell machen kann, damit man sie für die nächste Woche erledigt hat. Außerdem ist es immer ein gutes Gefühl, nach stundenlangem Herumlungern noch etwas nützliches zu tun. Ich stehe also am Bügelbrett und bügele ein paar von meinen Blusen, und oft wenn ich bügele oder das Bad putze, überlege ich, ob Nietzsche wohl jemals das Bad geputzt hat, oder Kant. Tatsächlich glaube ich das nicht, obwohl ich es mir bei den aktuelleren Philosophen doch denken kann, also ich kann mir Brandom durchaus vor dem Bügelbrett vorstellen, vielleicht sogar Searle.

Ich bügele also und plötzlich wird mir klar, dass es eigentlich meine Bestimmung ist, Schriftstellerin zu werden. Tatsächlich kann ich eigentlich gar nicht anders, als Schriftstellerin werden. Das Problem ist nur, dass ich kein übermäßiges Talent zum schreiben habe, aber die Bestimmung zu etwas zu haben, heisst ja auch nicht, dass man es können muss. Tatsächlich ist es sogar überaus wahrscheinlich, dass ich niemals Schriftstellerin werde, trotz dieser Bestimmung. Was nicht schlimm ist, weil man eine Bestimmung nicht unbedingt erfüllen muss. Finde ich jedenfalls. Bestimmung bedeutet eigentlich nur, dass man zu etwas prädestiniert ist, von seinen Gewohnheiten her, von seinen Vorlieben, seinem ganzen Charaker her. Diese Prädestination ist so etwas wie ein Form, in die das Leben hineingedrückt wird und die gewisse Entscheidungen beeinflusst. Prädestination bedeutet nicht, dass man sie verwirklichen muss – oder kann. Bestimmung und Talent sind völlig verschiedene Sachen. Aber wer weiß? Interessant ist nur, wie deutlich mir das plötzlich vor Augen stand, wie unwidersprochen von mir selbst, wie selbstverständlich und doch irgendwie überraschend. Tage gibt’s.

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