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Dienstag, 28. August 2007

Japanreise Tag 3

Sonntag, 22.07.07 – Kamakura – Kyoto

Es gibt zum Frühstück – Reisbällchen mit Misosuppe, tadaa. Die Dinger schmecken in jedem Toyoko-Inn irgendwie anders, was sie nicht unbedingt abwechslungsreicher macht. Mit der Bahn fahren wir nach Kamakura und laufen eine Allee in der Mitte der von Touri-Shops umsäumten Straße entlang. Touri-Shops in Japan sind viel interessanter als der Kisch, den man in Europa oder USA bekommt, es ist eben Japan-Kitsch. Das beinhaltet zwar auch die üblichen unspektakulären, trotzdem schön anzusehenden Kunstgegenstände, aber auch seltsame Sachen zu Essen (irgendwelche Reiskräcker, die man nur hier bekommt?) und schönen, bunten Kram. Allerdings haben wir eigentlich gar keine Zeit zum Bummeln, wir laufen also diese Allee entlang, an deren Ende eine große Schreinanlage steht, mit roten Holzbrücken über Fischteichen, einem Platz mit einer langen Treppe und oben auf dem Hügel der Schrein. Längs des Platzes reihen sich Andenkenshops, Stände mit gerösteten Kernen und bunten Masken aneinander, unter anderem findet man dort auch dieses lustige bunte Wassereis, das tatsächlich schmeckt und vor allem durch die poppige Farbe besticht.

Wenn man die Treppe zum Schrein hochsteigt, steht man schließlich vor dem offenen Gebäude, das man als gewöhnlicher Sterblicher anscheinend nicht betreten darf, außer man ist Säugling und wird an diesem Tag gesegnet, wie wir beobachten konnten. Wir begnügen uns damit, den Gläubigen zuzusehen, wie sie Kleingeld in eine Rinne werfen, sich etwas wünschen, dreimal in die Hände klatschen und sich abschließend noch dreimal verbeugen.

Vielleicht wurden unsere stummen Gebete erhört, denn auf einmal scheint die Sonne und es wird langsam so heiß, wie uns immer prophezeit wurde. Der Weg zum Daibutsu, dem zweitgrößten Buddha Japans, ist etwas beschwerlich, weil wir als gute Deutsche natürlich immer unter dem Wetter leiden, sei es nun zu nass oder zu heiß. Wir laufen durch eine Art Wohngebiet bis zur Statue, die sich imposant von dem nun strahlend blauen Himmel abhebt. Die Statue ist gut besucht, eigentlich sieht man fast nur Japaner, die Familienfotos vor dem Buddha schießen. Interessant finde ich, dass sich auch für viele junge Japaner der Charme dieser Sehenswürdigkeiten erschließt. Liegt es an dem Hang zur Tradition, oder hat der Japaner an sich einfach Spass daran, etwas zu besichtigen, sei es nun in Japan oder in Übersee?

Daibutsu

(Das hört sich vielleicht an, als ob ich ein mieser kleiner Chauvinist bin, aber eigentlich liebe ich diese kleinen Klischees, die man Ländern so zuschreibt, und fände es total schade, wenn ich keine Witze mehr über holländische Wohnwagen oder das italienische Chaos machen könnte. Im Gegenzug gestehe ich all meinen Lieblingsnachbarn ja auch zu, dass sie Witze über deutsche Eigenheiten machen dürfen. Obwohl die wahrscheinlich weniger lustig sind.)

In kürzester Entfernung zum Daibutsu befindet sich der Hase Tempel, ein Ort, den ich unbedingt empfehlen kann. Es handelt sich um eine wunderschöne Anlage, mit kleinen Gärten, vielen Winkeln, Statuen, Tempeln, einem Mega-Blick über Kamakura von einer kleinen Aussichtsplattform aus, einem Panoramawalk, der noch mehr schöne Ausblicke gewährt, und einer verdammt niedrigen Höhlen-Ganganlage, die für Menschen über 1,45 m nicht zu empfehlen ist. Es gibt schwarze Schmetterlinge und Orchideen und zwei große vergoldete Buddhafiguren.

Krönender Abschluss dieses sehr gelungenen Tages ist ein Besuch am Strand von Kamakura. Möglicherweise gibt es schönere Strände auf dieser Welt. Der Kamakura Strand hat klumpigen graubraunen Sand, die üblichen Algenanhäufungen und nicht allzu klares Wasser. Aber egal, es ist toll. Wir ziehen die Schuhe aus und laufen durch das kühle Meerwasser, vorbei an brutzelnden Japanern, spielenden Kindern und posierenden Jugendlichen. Apropos brutzeln – nachdem der Regen aufgehört hat, wurden die Regenschirme trotzdem nicht eingeklappt. Auf meine Nachfrage bei unserer autorisierten Reiseleitung wurde mir erläutert, dass die Japanerinnen ungern braun würden. Bei dieser Gelegenheit fielen mir sofort wieder Gerüchte über Bleichmittel in japanischer Waschlotion
ein – wirklich nur ein Gerücht? Nichtsdestotrotz gibt es sonnenhungrige Japanerinnen am Strand und darüber hinaus sehr lustig anzusehende Bademeister, die ihren Job und die damit verbundene Autorität augenscheinlich sehr, sehr ernst nehmen. Die üblichen Strandbars am oberen Ende des Sandstreifens sind von lauten Jugendlichen bevölkert und es geht mehr oder weniger ungezwungen zu. Wir haben mittlerweile alle einen Sonnenbrand und nasse Hosenbeine.

Bevor wir zurück zum Bahnhof gehen, quetschen wir uns noch in ein kleines und enges Restaurant, wo ich kalte Ramen-Nudeln esse, ein Gericht, dass gar nicht so seltsam schmeckt, wie es sich vielleicht anhört. Im Fernsehen läuft Sumo, entspannt kommentiert von zwei älteren Herren.

Nachdem wir unser Gepäck abgeholt haben, steigen wir in den Shinkansen, der uns in 2 ½ Stunden nach Kyoto bringt. Von Tokyo bis nach Kyoto sind es immerhin 500 km, und die Geschwindigkeit dieser Züge ist so hoch, dass es in den Ohren knackt.

Freitag, 24. August 2007

Japan-Reise 2. Tag

Samstag, den 21.07.2007. Utsunomiya – Nikko – Fujisawa

Das Frühstück in dem Frühstücksraum mit Jugendherbergscharme besteht aus O-Nigiri (Reisbällchen) in drei unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, sauer eingelegtem Gemüse, einer Schale Misosuppe und wahlweise grünem Tee oder Kaffee. Nach drei O-Nigiri ist man pappsatt. Mein Freund träumt von Toast und Marmelade, aber ich bin völlig begeistert damit beschäftigt, mein Frühstück mit Stäbchen zu essen und in meiner Miso-Suppe zu rühren. Nach ein paar Tagen relativiert sich Freude über Frühstücks-O-Nigiri, aber so richtig über werden sie mir nicht.

Nach dem Frühstück checken wir aus, lassen unsere Koffer im Hotel (das in der Lobby bleibt und in ein grünes Netz mit Glöckchen an den Seiten gehüllt wird) und fahren mit dem Zug nach Nikko. Vorher besuchen wir noch einen Supermarkt und kaufen Getränke, Kaugummi und etwas zu essen. In unserem Fall irgendwelche Sojariegel, die Soyjoy heißen und sehr gesund schmecken.

Im Zug sitzt man sich gegenüber, wie in der U-Bahn in Amerika. Die Sitze sind lilafarben. Der Zug fährt durch Waldgebiet und Ansammlungen kleiner Häuser. Die Häuser haben keinen einheitlichen Stil, sondern sehen etwas zusammengewürfelt aus. Im Zug hängt Werbung von Nikko von der Decke.

In Nikko kaufen wir eine Art Tagesticket und fahren mit dem Bus zum Kegon-Wasserfall. Der Bus ist voller, hauptsächlich japanischer, Touristen. Es ist neblig und kühl. Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt über jede Menge Serpentinen stehen wir mit ein paar japanischen Schulklassen auf der Plattform vor dem Wasserfall und sehen nichts. Es ist unglaublich neblig. Man kann mit dem Fahrstuhl gegen eine Gebühr hinunter auf eine weitere Plattform fahren, aber der Bildschirm zeigt, dass auch dort nichts zu sehen ist. Also fahren wir wieder runter zur nächsten Sehenswürdigkeit: dem Toushouguu-Schrein, dem Mausoleum für den Shogun Ieyasu Tokugawa. Allerdings ist kurz vor dem Eingang zum Geländer ist ein kleines japanisches Restaurant, wo wir erst einmal Nudelsuppe essen müssen. Die Preise sind auch hier nicht besonders hoch, für Soba mit Wildkräutern zahle ich keine 6 Euro, auch durchschnittlich kosten die Gerichte um die 1000 Yen, vielleicht 6€. Man bekommt Wasser zu den Gerichten kostenfrei dazu und ist nicht verpflichtet, andere Getränke zu bestellen bzw. wird man nicht komisch angeguckt, wenn man es nicht tut.

Als wir zum Eingang des Schreins gehen, beginnt es zu regnen. Man kann Karten für die gesamte Anlage oder nur für bestimmte Teile kaufen und wir entscheiden uns für die gesamte Anlage – schließlich sind wir hier um etwas zu sehen. Der erste Tempel, der uns begegnet, muss sofort besichtigt werden. Also ziehen wir unsere Schuhe aus und stellen sie ordentlich auf die Stufen, penibel darauf bedacht, dass diese Schuhe nicht den Holzfußboden des Tempels berühren, weil dann garantiert irgendein Tempelwächter erscheint, uns böse ansieht und irgendetwas schimpft, das wir glücklicherweise nicht verstehen. Obwohl es bestimmt in höfliche Ausdrücke gekleidet ist. Wir wandern durch das Geländer und sehen uns die zahlreichen Gebäude an, die unglaublich detailliert verziert sind.

Japanb

Wir haben leider nicht genug Zeit, um uns die Verzierungen genauer anzusehen. Auch sonst ist diese Anlage eine Schönheit, selbst im Nieselregen. Wir wandern durch Alleen von bemoosten Steinlampen, laufen auf Wegen durch den grünen, dichten Wald und lauschen den seltsamen schrillen Geräuschen, die, wie wir später erfahren, von kleinen Käfern erzeugt werden.

Leider gibt es keine Info-Tafeln mit englischer Beschreibung, so dass wir auf die Übersetzungen unserer Reiseleitung oder unsere mitgebrachten Reiseführer angewiesen sind. Wir suchen verzweifelt die Drei Affen, die nichts hören, sprechen oder sehen und finden sie erst ganz zum Schluss an einem Gebäude. Um die berühmte schlafende Katze zu sehen, die je nach Blickwinkel auch schon mal so aussieht, als sei sie auf dem Sprung, muss man extra Eintritt zahlen und darf sich dann noch das Grabmahl Ieyasus anschauen, dass zwar durch den Aufgang von 200 Stufen einer Steintreppe ein wenig Mystik bereithält, ansonsten aber unspektakulär ist.

Am späten Nachmittag fahren wir zurück zum Hotel, holen unser Gepäck und setzen uns in den Zug in Richtung Fujisawa, in ein weiteres Hotel der Toyoko-Inn-Gruppe. Wir haben ein Deja-vue-Erlebnis in der Lobby, bekommen wieder Socken geschenkt, und kennen uns auf Anhieb mit der Klo-Schaltzentrale und der Fernbedienung für die Klimaanlage aus. Wir gehen nur kurz in die City von Fujisawa, weil es ohne Unterlass regnet. Fujisawa ist zumindest etwas belebter als Utsunomya, aber es ist ja auch noch nicht so spät, und weist neben den üblichen japanischen Schnellimbissen eine Reihe von amerikanischen Fastfoodkettenfilialen auf. Wir gönnen uns ein Sub, zur Abwechslung, damit uns morgen auch die Reisbällchen wieder schmecken, und gehen dann ins Bett, um uns dem Jetlag zu stellen.

Donnerstag, 23. August 2007

Arcade Fire in Köln

Zehn Kanadier, eine Orgel und facettenreiche Musik, das können nur Arcade Fire sein. Gestern fielen sie ins Palladium ein, zusammen mit allen Leuten, die ihre Karten für das ausgefallene Konzert im April umgetauscht hatten oder neue Karten bekommen hatten, weil die Show ins Palladium verlegt worden ist.

Ich nenne es mal Show, weil ein Auftritt von Arcade Fire doch ziemlich spektakulär ist, auch wenn sie nicht mehr so ausgetickt sind wie noch vor zwei Jahren auf dem Spex-Festival in Köln. Die Bühnendeko war relativ ausgefeilt, es gab eine Großleinwand, auf die Bilder von diversen Bühnen-Cams übertragen wurden, dazu noch fünf runde kleine Bildschirme, auf denen künstlerisch angehauchte Videos und ebenfalls Ausschnitte aus den Bühnen-Cams liefen; die Orgel leuchtete in einem blutigen Rot und über allem hing die Neon Bible. Und dann beherrst das besagte 10-Mann-Orchester die Bühne, mit Streichern und Bläsern und chorähnlichen Einlagen.

Die tracklist enthielt eine gute Mischung aus den Stücken vom aktuellen und vom ersten Album, die überzeugend intensiv gespielt wurden. Alle gehen fast ernsthaft an die Sache heran, konzentrieren sich auf die Songs und ihre Instrumente, versuchen alles zu geben und alles aus den Liedern herauszuholen. Abwechselnd wirbeln zwei Musiker/innen an der großen Schlagzeugstation, während ein anderer auf die portablen drums ein schlägt. Die schnelleren Sachen sind wie ein Feuerwerk, die ruhigen Stücke ziehen über unsere Köpfe hinweg wie leuchtend blaue Sternschnuppen.

Ich glaube, Arcade Fire kommen aus Montreal, und dann könnten wir sie ja nächstes Jahr besuchen. Ich stelle mir vor, dass sie alle zusammen in einer ehemaligen Kirche leben, die mit orangenen Stoffbahnen dekoriert ist, und in der überall grüngespante Messingkerzenleuchter mit echten Kerzen stehen, dass sie zum Frühstück schon ein gemeinsames Lied singen, und Starbucks boykottieren. Eigentlich sollten sie leicht zu finden sein.

Montag, 20. August 2007

Japan-Reise: erster Tag

Freitag, den 20.07.07. Narita Flughafen – Utsunomiya

Wir landen mit 10stündiger Verspätung um 18 Uhr Ortszeit in Japan; über die Verspätung muss ich hier nicht unbedingt sprechen, allerdings fällt der erste Tag in Japan entsprechend kurz aus. Mein erstes Erlebnis in Japan besteht darin, dass ich eine Plastikflasche aus einem Getränkeautomaten ziehe und keine Ahnung habe, worum es sich genau handelt. Die Flasche ist grün und das Getränk stellt sich als kalter, ungesüßter grüner Tee heraus. Nicht gerade ein geschmackliches Highlight, aber hey, es ist ein echtes japanisches Getränk, und ich kaufe es in Japan! Es ist unglaublich. Während wir darauf warten, dass unsere Reiseleitung die Japan-Railpässe abholt (wir wurden echt verwöhnt), haben wir unser erstes japanisches Essen auf dem Flughafen gekauft. Reisbällchen mit undefinierbarer Füllung. Ich mache wie erwartet die Packung nicht richtig auf, aber kann das Zeug dennoch essen und es schmeckt natürlich gut. Es ist mein erstes Essen in Japan!

Vielleicht erahnt man meine Begeisterung, wenn man diese ersten Zeilen liest, aber keine Angst, es geht nicht die ganze Zeit so weiter. Irgendwann sind auch japanische Reisbällchen und grüner Tee in Flaschen nichts Besonderes mehr.

Mit den Railpässen, die man übrigens in Deutschland bereits kaufen muss, (ganz, ganz wichtig), und die eine sehr günstige Art der Fortbewegung mit den ausgezeichneten Zügen des JR-Systems (u.a. Shinkansen) gewährleisten, fahren wir nach Tokyo-Station und kaufen auf dem Bahnsteig eine Bento-Box, bevor wir in den Zug nach Utsunomiya steigen. Eine Bento-Box beinhaltet kaltes Essen, u.a. Reis, Fisch, Fleisch, eingelegtes Gemüse, oder was man sich sonst so ausgesucht hat, und man isst alles im Zug mit Stäbchen. Ich habe keine Ahnung, was ich gegessen habe, aber es hat irgendwie ganz gut geschmeckt. Die Züge in Japan sind schnell und man sitzt sehr bequem, u.a. hat man wirklich viel Beinfreiheit. Man kann kostenlos Plätze reservieren lassen (falls man die entsprechenden Automaten bedienen bzw. mit dem Bahnpersonal kommunizieren kann), ansonsten gibt es immer ein paar Wagen, in die man sich auch ohne Reservierung setzen kann. Wenn man Platzkarten hat, stellt man sich an die Markierung auf dem Boden des Bahnsteigs, die die Wagennummer zeigt. Natürlich in einer ordentlichen Schlange hintereinander. Fährt der Zug in einen Bahnhof ein, ertönt eine lustige kleine Melodie, die klingt wie die englische Nationalhymne, garantiert aber irgendwas anderes ist.

Ich sollte todmüde sein, bin aber erstaunlich wach, wahrscheinlich auch total aufgedreht, und vertreibe mir die Zeit damit, die Kanji und Hiragana auf meiner Grünteeflasche, auf dem Laufband im Abteil oder in der kostenlosen Bahnzeitung zu entziffern. Ich verstehe nichts, aber kann gar nicht mehr aufhören. Mein Auge findet immer neue Zeichen, bleibt daran hängen und mein Gehirn beginnt, meine ausgesprochen leere Kanji-Datenbank zu durchforsten. Das kann zur Sucht werden und hört die erste Zeit in Japan überhaupt nicht auf. Später setzt allerdings die Frustration ein und man kann sich auch auf andere Sachen konzentrieren.

Dann sind wir in Utsunomiya, rollen unsere Koffer in Richtung unseres Toyoko-Inn-Hotels (eine Kette von Business-Hotels) und lassen uns von unseren Reiseführern einchecken. In der Lobby stehen die üblichen Getränkeautomaten, die uns ab jetzt auf unserer Rundreise begleiten.

Japana

Die Preise variieren ein wenig, sind aber durchaus vernünftig: für eine 0,5 Flasche grünen Tee, Iso-Getränk oder Wasser zahlt man höchstens 150 Yen, das sind ca. 1 €. Wir lassen im Laufe der Zeit eine Menge Geld in diesen Automaten, weil es im Juli wirklich ziemlich heiß und schwül ist. Beim Einchecken erhalten wir ein kleines Willkommensgeschenk: Socken. Es ist wirklich unglaublich. Dazu gibt es einen Kosmetikbeutel mit einem Haarband, einer Gesichtsmaske und Waschcreme. Die Zimmer sind standard-einfach, ziemlich klein und eng, aber sauber. Das Bad ist eine Art Plastik-Zelle und die Waschbecken ziemlich niedrig, aber alles ist völlig in Ordnung. Die japanischen Klos: sie sind eine kurze Ausführung wert, denn die Sitze sind beheizt, teilweise kann man die Temperatur einstellen, integriert ist außerdem eine Art Sprinkleranlage und ein Bidet. Man hat also neben dem Toilettensitz eine kleine Schaltzentrale. Auf den Hotelfluren hört man übrigens keine Musik, sondern Vogelgezwitscher. Ausgesprochen naturverbunden.

Kurz bevor wir schlafen gehen, müssen wir noch ein wenig durch Utsunomiya laufen, kommen aber nur bis zum Bahnhof. Es ist kurz vor 23 Uhr und auf den Straßen sind kaum noch Leute. Es nieselt vor sich hin. Wir gehen schlafen.

Japan Reise

Wieder ein Blog, der eine Japan-Reise schildert, aber diesmal ist es meine Japan-Reise. Das mag nichts besonderes sein, aber für mich war es das absolute Highlight. Ich weiß nicht, seit wann ich schon nach Japan wollte, und wie es so ist, schiebt man solche Reisen immer vor sich her, weil man denkt, der richtige Zeitpunkt ist noch nicht gekommen. Der richtige Zeitpunkt stellt sich schließlich nie ein, manchmal aber eine Gelegenheit, die man nicht vorübergehen lassen sollte. Und so war es auch bei uns. Wir haben an einer Studienreise teilgenommen, die unsere Japanisch-Kursleiterin organisiert hat. Und plötzlich standen wir auf dem Flughafen in Narita!

Donnerstag, 16. August 2007

Fantasy Film Festival in Köln

Gestern habe ich noch einmal zwei Filme des Fantasy Film
Festivals in Köln sehen, zumal es auch die letzte Gelegenheit war, denn gestern
war closing night.

 

Entschieden habe ich mich für „The Girl who leapt through
time” und “Retribution”.
Bei dem ersten
handelt es sich um ein Anime, das die Geschichte eines Mädchens zeichnet, das,
auf zunächst unerklärliche Weise, durch die Zeit springen kann – genauer gesagt
kann sie in die Vergangenheit zurückspringen. Makoto entdeckt diese Fähigkeit
bei einem Fahradunfall, der ihr beinahe das Leben kostet. Als ihr klar wird,
welche Fähigkeit sie hat, beginnt sie genau die Zeit zu wiederholen, von der
sie sich den meisten Spaß verspricht, was unter anderem in 10-stündigen
Karaoke-Exzessen resultiert. Später beginnt sie aus ernsthafteren Gründen die
Vergangenheit zu wiederholen, so um einen ihrer beiden besten Freunde unter die
Haube zu bringen oder aber der Liebeserklärung des anderen Freundes
auszuweichen. Als sie merkt, dass sie nur eine begrenzte Anzahl von
Zeitsprüngen zur Verfügung hat, sind die meisten Sprünge bereits für Nichtigkeiten
draufgegangen und als sie dringend die Zeit zurückdrehen muss, weil ihr Freund
in Gefahr ist, ist es schon fast zu spät.

The-girl-who-leapt-through-time

 

„The Girl who leapt through time” ist
allerbeste Anime-Unterhaltung.
Auch wenn die Story auf den ersten
Blick etwas dünn scheint, gibt es doch ein paar Facetten, die dem ganzen zumindest
ein wenig Tiefe verleihen und die vor allem in der Figur von Chiuku und ihrer
Tante angelegt sind. Das bewahrt die Story vor einer amüsanten Oberflächlichkeit
und macht den Film noch liebenswerter. Liebenswert ist irgendwie das richtige
Wort um diesen Anime zu beschreiben. Makoto ist symphatisch chaotisch, die
Gespräche sind witzig und der ganze Anime strotzt vor Situationskomik.
Dazwischen gibt es stille Szenen, die tatsächlich ergreifend sind.

 

Der Zeichenstil passt perfekt dazu. Die Figuren sind in
einfacher Strichführung gezeichnet, reduziert auf das Wesentliche, was aber
nicht eindimensional wirkt, sondern den Figuren eine Art Klarheit verleiht. Die
Hintergründe und die Ausstattung der Räumlichkeiten sind liebenswert detailliert,
die Farbgebung ist sanft und alles zusammen macht den Film zu einem echten Sehvergnügen.
Kleine Highlights sind Spielereien mit dem Medium Film, wenn Makoto zum
Beispiel im Laufen den Rahmen der Leinwand überholt oder außerhalb von ihm
zurückbleibt. In einer Sequenz wird die Zeit angehalten und Makoto und Chiuku
bewegen sich durch eine starre Welt, zwischen bewegungslosen Personen hindurch,
angehaltenen fallenden Gegenständen oder der Unbewegtheit des fließenden
Wassers.

 

Retribution ist eine Mischung zwischen Krimi und
Mystery-Thriller. Der desillusionierte Cop wird muss einen Serienmord
aufklären, bei dem die Opfer auf die gleiche Art und Weise getötet werden:
durch Ertrinken in Salzwasser. Gleichzeitig deuten Hinweise darauf hin, dass er
selbst in den Serienmord verwickelt sein könnte. Während er sich mit sich
selbst und seinem Kollegen auseinandersetzt, erscheint ihm eine Frau in Rot. Anfangs
vermutet er in ihr den Geist des ersten gefundenen Opfers; erst viel später
beginnt er sich zu erinnern, dass es sich um eine Begebenheit aus seiner
Vergangenheit handelt.

 

Der Film wirkt fast wie ein Fernsehspiel oder auch wie ein
Theaterstück in seiner Darstellungsart. Die Szenen beinhalten eine etwas
aufgesetzte Dramatik, gleichzeitig wird ein gewisser Realismus gezeigt. Es wird
auf visuelle und akustische Effekte gesetzt, beispielsweise auf das Rot des
Kleides, das immer wieder auftaucht, oder auf den Schrei der toten Frau, der im
Laufe des Films immer lauter, durchdringender und länger wird. Positiv ist,
dass die Geister nicht entstellt sind, wie man es sonst aus japanischen
Horrorfilmen kennt, sondern ganz normal aussehen. Die Stärke des Films liegt
dann auch darin, dass er der Normalität eine gewisse Unheimlichkeit abgewinnt.

 

Die Story ist mäßig spannend und die Geschichte nicht
besonders originell. Ein wenig aufgepeppt wird die Story durch einen The-sixth-Sense-Effekt
am Ende des Films, aber sonst wird mit eher konventionellen Mitteln Spannung
erzeugt. Der Protagonist ist ganz gelungen und zeigt eine interessante Entwicklung
bis zum Ende des Films.

 

Das war es vom Asia-Focus-Corner und vielleicht schaffe ich ja
nächstes Jahr mal ein paar mehr Filme.

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